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Hubert Thaler Die Welt ist nicht genug!

Nachhaltige Anlagen sollen das Gewissen beruhigen und eine gute Rendite ermöglichen - Ansprüche, denen viele nachhaltige Fonds nicht gerecht werden, meint Vermögensverwalter Hubert Thaler.

Nachhaltige Geldanlage ist ein heikles Terrain. Nicht erst seit der von British Petroleum maßgeblich mit verursachten Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko. Wie sich herausstellte, listeten zahlreiche "nachhaltig" investierende Fonds den britischen Ölkonzern unter ihren größten Positionen. Teilweise gaben sie ihr Engagement in die Ölaktie erst Wochen nach dem Unglück auf. In diesem Jahr wurde ebenfalls bekannt, dass einige mit kirchlichen Geldern investierende Fonds auch vor Rüstungsunternehmen nicht zurückschrecken.

Schuld an diesen auf den ersten Blick wenig nachhaltig klingenden Investitionen ist der so genannte Best-in-Class Ansatz. Dabei werden keine oder nur sehr wenige Branchen von vornherein ausgeschlossen. Stattdessen versuchen die Fondsmanager, innerhalb einer Branche die Unternehmen herauszufiltern, die im Sinne der Nachhaltigkeit in Bezug auf Mensch und Umwelt am besten sind. So gelangte der mit einem „grünen Image“ behaftete britische Ölkonzern in die Portfolios zahlreicher auf Nachhaltigkeit bedachter Anleger.

Ein einmaliger Ausrutscher? Der Best-in-Class Ansatz ist in erster Linie ein Kompromiss. Das Thema "Nachhaltige Geldanlage" hat in den letzten Jahren bei privaten und institutionellen Anlegern deutlich an Popularität gewonnen. Da aber nur wenige Unternehmen wirklich Ressourcen schonend arbeiten, wäre das Anlageuniversum bei einer sehr strengen Auslegung der Nachhaltigkeit viel zu klein.

Hubert Thaler, Top Vermögen

Hubert Thaler, Top Vermögen

Vom Grundsatz her ist der Best-in-Class Ansatz pragmatisch und realitätsnah. Ein vorheriger Ausschluss zum Beispiel energieintensiver Branchen ist nicht zielführend, solange der Bedarf an individueller Mobilität oder bestimmten chemischen Produkten vorhanden ist. Gerade in den „schmutzigen“ Branchen lassen sich zudem die effektivsten Verbesserungen erzielen. Hier kann der Ansatz sogar förderlich sein. Der relative Vergleichsdruck sorgt nicht nur bei Sportlern für immer neue Höchstleistungen, sondern kann auch die Wirtschaft in diesem Sinne verbessern.

Die Frage ist nur, ob es sinnvoll ist, sich blind auf die etablierten Nachhaltigkeitsindizes zu verlassen. Kaum ein Investmentfonds traut sich bisher, sich deutlich von diesen weitestgehend aus Unternehmensinformationen generierten Indizes zu entfernen.

Nachhaltigkeit ist aber nicht zuletzt ein anthropozentrisches Konzept, bei dem der heute lebende Mensch im Mittelpunkt aller Umweltaktivitäten steht. Warum sollten also nicht die vom Menschen empfundenen Nachhaltigkeitsbestrebungen der einzelnen Unternehmen bei der Auswahl berücksichtigt werden?

Ein erster pragmatischer Ansatz in diese Richtung könnte es sein, Privatanleger zu befragen, welche Unternehmen ihrer Meinung nach in ein nachhaltig geführtes Portfolio gehören.

Der Autor Hubert Thaler ist Vorstand der Top Vermögen in Starnberg und München und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.

Quelle: ntv.de

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