Tipps & Trends

Gottfried Urban Japan - Sippenhaft für Aktien

Bislang reagieren die Börsen auf die Ereignisse in Fukushima ähnlich wie nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl: panisch. Umso wichtiger ist es jetzt, trotz der kaum zu überbietenden medialen Ausschlachtung der Katastrophe einen kühlen Kopf zu bewahren.

Gottfried Urban, Neue Vermögen

Gottfried Urban, Neue Vermögen

An den Börsen sind seit Jahren immer weniger „echte“ Anleger anzutreffen. Stattdessen haben Speku­lanten, Trader und technische Risikosysteme, die bei den ersten Gewitterwolken fluchtartig ihre „Lotterielose“ abstoßen, die Vorherrschaft übernommen. Dadurch steigt auch die Volatilität. Bereits die Ereignisse im arabischen Raum haben die Finanzmärkte bewegt, aber nicht destabilisiert. Doch bei einer Katastrophe wie in Japan kommt es dann schnell zu einem regelrechten Ausverkauf – zu Recht?

Bei den Aktien der direkt von der Katastrophe betroffenen Unternehmen – etwa den Direkt- und Rückversicherern sowie den Unternehmen der Nuklearindustrie – ist dies ja nachvollzieh­bar. Dass aber auch Papiere der global aufgestellten „Blue Chips“, die die wachsende Weltbevölkerung mit Konsumgütern versorgen, oder Aktien der Erdöl- und Erdgasproduzenten, ja selbst Gold- und Silberminenbetreiber, kräftige Kursverluste erlitten, weist auf Übertreibungen hin. Zu diesem Phänomen tragen die Risikomanagementsysteme der Großanleger ihren Teil bei. Deren Prinzip ist es, bei Kursrückgängen bestimmten Ausmaßes automatisch Positionen zu minimieren oder ganz zu verkaufen.

Verkauft Japan massiv Euro-Staatsanleihen?

Für Anleger mit kühlem Kopf und starken Nerven eröffnet das Kaufgelegenheiten. Denn die tragischen Ereignisse in Japan mögen kurzfristig zu Lieferengpässen etwa bei Mikro­chips, aber wohl nicht zu einer Trendwende beim Wachstum der Weltwirtschaft führen. Dies bedeutet im Umkehrschluss: Momentan gibt es etliche Global Player im „Sonderangebot“.

Was sind die langfristigen Folgen der Katastrophe? Die Finanzierung des Wiederaufbaus dürfte teuer werden. Experten gehen in ersten Schätzungen davon aus, dass Schäden in einer Größenordnung von über 150 Milliarden Dollar entstanden sind. Gut denkbar, dass die Japaner gezwungen sind, für die Finanzierung des Wieder­aufbaus ihre Auslandsinvestitionen aufzulösen. Das hätte Folgen für das Zinsniveau in den USA und Europa. Immerhin halten die privaten und öffentlichen Haushalte im Land der aufgehenden Sonne derzeit US-Bonds und europäische Staatsanleihen im Wert von 700 beziehungsweise 800 Milliarden Euro.

Weltweiter Aufschwung geht weiter

Die aktuellen Ereignisse dürften den weltweiten Aufschwung aber nur in geringem Maß beeinflussen. Die expansive Schuldenpolitik in den USA und auch in Europa wird weitergeführt, was baldige Zinserhöhungen unwahrscheinlich macht. Die Inflation,  insbesondere der Vermögenspreise – etwa Aktien – dürfte entsprechend weiter steigen. Deutsche, aber auch solide Unternehmen aus anderen Ländern haben gutes Potenzial. Staatsanleihen sollten man meiden und auf ausgewählte Unternehmensanleihen setzen. Und Gold stellt weiter eine wichtige Beimischung dar.

Der Autor Gottfried Urban ist bankunabhängiger Vermögensverwalter bei Neue Vermögen und einer der Experten des Internetportals Vermögensprofis.de.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen