Tipps & Trends

Uwe Zimmer Keine Angst vor Inflation

34pl1359.jpg2136404303325314335.jpg

(Foto: dpa)

Die Schrecken der Inflation sollen bei den Deutschen ja tief sitzen. Abgesehen davon, dass sich seit den 1920er Jahren viel verändert hat, ist die Angst vor der Inflation derzeit vielleicht gefährlicher als die Inflation selbst.

Uwe Zimmer, Meridio

Uwe Zimmer, Meridio

Anhand der Zahlen scheint ohnehin keine Sorge nötig, die derzeitige Inflationsrate ist im langjährigen Vergleich sehr niedrig. Dies kann sich allerdings in den kommenden Jahren ändern. Nicht nur, dass die gut laufende Konjunktur in Deutschland höhere Lohnabschlüsse provoziert. Auch von außen können uns höhere Preise aufgezwungen werden. Das gilt vor allem, wenn sich die schwächeren Euro-Staaten das Sparen nicht mehr leisten können.

Derzeit ist die Preisstabilität in der Eurozone auch den Sparanstrengungen der Euro-Krisen-Länder zu verdanken. Dort herrschen deflationäre Tendenzen, Löhne und Transferleistungen sinken, Preise kommen unter Druck. Das führt allerdings, wie in Griechenland und zum Teil auch in Spanien zu beobachten ist, zu Unruhen bis hin zur Unregierbarkeit der Staaten.

Die Wahrscheinlichkeit ist also groß, dass die Regierungen der Euro-Staaten das strikte Sparen aufgeben werden. Die Ankündigung der Bundesbank, eine höhere Inflation zuzulassen beziehungsweise für Deutschland sogar eine höhere Rate als im europäischen Schnitt zu erwarten, ist ein deutliches Zeichen für eine zukünftig wohl höhere Inflation.

Inflation hilft den Staaten, ihre Schulden loszuwerden oder zumindest zu reduzieren. Da sie lautlos wirkt und niemandem direkte, sofort sichtbare Einbußen beschert, ist sie ein attraktiver Weg, den auf Wiederwahl schielende Regierungen gerne gehen werden. Die deutsche Ausnahmestellung in Europa, was die Angst vor der Inflation angeht, wird diesen Weg nicht hindern können. Zumal gerade die wirtschaftliche Stärke es Deutschland erlaubt, Inflation zu akzeptieren.

Normalerweise gingen aber lehrbuchhaft mit den Preisen auch die Zinsen in die Höhe. Dies ist auf absehbare Zeit aber nicht zu erwarten, das die EZB die wirtschaftlich angeschlagenen Staaten mit Sicherheit weiter mit billigem Geld versorgen wird. Billiges Geld sorgt bereits in einem Bereich für Inflation: bei sogenannten Sachwert-Investments. Immobilien, lange Zeit Gold, bald vielleicht auch Aktien: die Preissteigerung ist bereits angekommen.

Und zumindest bei Aktien ergeben sich dadurch die Chancen, den durch die höhere Inflation verursachten Kaufkraftverlust auszugleichen. Es kommt also nur auf die richtige Wahl der Anlageklassen an, dann hat Inflation auch etwas positives. Wenn aus Angst vor Inflation aber zu stark gespart wird, könnte dies die Konjunktur auch in Deutschland irgendwann abwürgen. Und das wäre gefährlicher als ein bisschen Inflation.

Der Autor Uwe Zimmer ist bankunabhängiger Vermögensverwalter bei Meridio und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen