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Uwe Zimmer Luft aus den Blasen

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(Foto: picture alliance / dpa)

Gold und Öl, Silber und Kakao: In den vergangenen Monaten standen sie für die neue, schnelle Art der Geldvermehrung. Oder besser: für eine Blasenbildung. Jetzt schrumpeln die Blasen, weil ihnen die Luft ausgeht.

Uwe Zimmer, Meridio

Uwe Zimmer, Meridio

Wenn sich der Preis für Silber binnen drei Jahren vervierfacht, ohne dass wesentlich mehr für die industrielle Produktion gebraucht wird, ist etwas faul. Wenn Gold steigt und steigt, obwohl die Inflation statt einer Schreckensfratze bestenfalls ein müdes Lächeln zeigt, ist etwas faul. Wenn Agrarrohstoffe so teuer werden, dass sich Menschen in manchen Teilen der Erde das Essen nicht mehr leisten können, ist etwas faul. Und auch wenn der Ölpreis steigt und steigt, obwohl allen Konflikten zum Trotz genug Öl vorhanden ist, gefördert und verkauft wird, ist etwas faul.

Künstliche Verknappung

Wenn so viel faul ist, sind Spekulanten am Werk. Eifrige Gesellen, die die derzeit wieder einmal reichlich vorhandene und aus Notenbankgeld immer weiter gespeiste Liquidität nutzen, um ein schnelles Geschäft zu machen. Sie horten Rohstoffe oder kaufen Kontrakte und versuchen, den Schwung des Marktes zu nutzen, oder besser, ihn noch zu verstärken. Sie nehmen Volumen aus dem Markt. Ein starker Anstieg der Preise ist in der Regel die Folge der so künstlich erzeugten Knappheit. Wenn Schokoladenfirmen nicht mehr wissen, wo sie noch zu halbwegs realistischen Preisen (mit denen ihre Waren verkaufbar bleiben) an Kakao kommen sollen, sind die Auswirkungen der Spekulation auf die reale Wirtschaft zu besichtigen.

Silberspekulation scheitert

Beim Silber war genauso fraglich, ob der Höhenflug noch irgendetwas mit realer Wirtschaft, realen Werten oder auch nur realen Ängsten vor Geldentwertung zu tun hatte. Schon einmal hatte es eine Spekulation auf Silber gegeben, in der der Silberpreis ebenfalls solche Höhen erreicht hatte wie in den vergangenen Wochen: In den 1980er Jahren hatten die US-amerikanischen Brüder Hunt massiv spekuliert, Silber gehortet und den Markt umgepflügt. Damals griff die Finanzaufsicht ein und sorgte für ein böses Erwachen der Spekulanten. Diesmal hat der Markt zumindest angefangen, sich selbst zu regulieren.

Denn in den vergangenen Tagen sind die Rohstoffpreise massiv unter Druck gekommen. Die Blasen platzen noch nicht mit einem lauten Knall, es geht ihnen derzeit eher die Luft aus. Sie schrumpeln und machen dabei unschöne Geräusche. Es ist die Begleitmusik zum Elend manchen Investors, der sich der schönen Spekulation angeschlossen hatte. Wie immer wenn die Preise stark steigen, gibt es die entsprechenden Studien und Meinungen, die sehr genau und seriös erklären, warum diesmal alles anders und warum der Preisanstieg mehr als nur gerechtfertigt ist.

Gesunder Menschenverstand siegt

Wichtig ist es, sich bei solchen Gelegenheiten nicht anstecken zu lassen. Es spricht nichts dagegen, den Schwung des Marktes, und komme er einem auch übertrieben vor, zu nutzen. Aber mit Augenmaß. Derzeit entweicht nur Luft aus den Blasen, Investoren können noch mit einem blauen Auge davonkommen. Aber noch immer sind die Preise so aufgebläht, dass es zu einem richtigen Knall kommen kann. Dann sollten vorsichtige Investoren schon nicht mehr dabei sein.

Der Autor Uwe Zimmer ist bankunabhängiger Vermögensverwalter bei Meridio und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.

Quelle: ntv.de

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