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Jürgen Schneider Quo vadis, Dax?

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Die Zeiten sind spannend: Der deutsche Aktienmarkt notiert deutlich über 6.000 Punkten und hat damit fast 60 Prozent des Crashs der Jahre 2008/09 aufgeholt. Blickt man ein paar Jahre zurück, auf das Jahr 2002, scheint es Ähnlichkeiten zu heute zu geben: Bis zum April jenes Jahres hatte der Aktienmarkt um 55 Prozent zugelegt. Doch wer damals zugriff, weil er auf eine Fortsetzung der Börsenerholung setzte, musste es bald bitter bereuen: Der Dax brach in den folgenden elf Monaten von 5.500 auf bis zu 2.200 Punkte ein - und der letzte Teil jener Baisse begann im April. Wird es diesmal auch so sein?

Auf mittelfristige Sicht sprechen etliche Gründe dagegen. Zwar scheinen die Folgekosten der Finanz- und Wirtschaftskrise die Folgekosten der Baisse von 2000 bis 2002 weit in den Schatten zu stellen, doch die Politiker und Notenbanken steuern mit viel größerer Entschiedenheit dagegen als damals. So liegt der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Mitte 2009 bei einem Prozent, in den USA ist er mit einer Spanne von 0 bis 0,25 Prozent noch niedriger. 2002 hingegen beließ die EZB die Zinsen fast das ganze Jahr über bei 3,25 Prozent. Der jetzt deutlich niedrigere Zins macht Sparanlagen unrentabler als damals und treibt, vor allem wenn die Inflation anzieht, Geld in risikoreichere Anlagen wie etwa Aktien.

Geldschwemme trägt die Kurse

Die quantitative Lockerung der US-Zentralbank Federal Reserve, aber auch Maßnahmen der EZB haben die monetäre Basis der Wirtschaft deutlich erhöht. Dieses Geld stützt die Aktienmärkte, weil die Banken damit auch Eigenhandel in den Wertpapiermärkten betreiben und so Geld verdienen, was ihre angeschlagene Eigenkapitalbasis verbessert. Nicht zuletzt deswegen fallen die Korrekturen in der Aktienrallye seit März 2009 überraschend kurz aus.

Es stellt sich zudem die Frage, welche anderen Anlageklassen aktuell  interessant sein könnten. Staatsanleihen sicherer Staaten wie Deutschland sind es angesichts der geringen Zinsen wohl nicht. Zudem treibt die zunehmende Staatsverschuldung Bond-Anlegern die Sorgenfalten auf die Stirn, da durch einen damit verbundenen Zinsanstieg die Anleiherenditen in den Keller rauschen würden. Ähnliches gilt, falls die Tragödie des griechischen Staatshaushalts sich zu einem europäischen Debakel entwickeln sollte.

Konjunkturaussichten hellen sich auf

Doch nicht nur die vorhandene Liquidität und die mangelnden Alternativen sprechen gegen einen Absturz der Aktienbörsen. Inzwischen sind auch die grundlegenden wirtschaftlichen Aussichten besser. So hat sich der ifo-Geschäftsklimaindex im März deutlich aufgehellt, und die Einkaufsmanager-Indizes der USA deuten auf Expansion hin. Schwellenländer wie China und Brasilien übernehmen zunehmend die Rolle der Lokomotiven in der Weltwirtschaft und füllen damit die Nachfragelücken, die andernorts entstehen.

Fazit: Wer einen Horizont von mindestens zwei bis drei Jahren mitbringt, kann sich überlegen, als Beimischung in dividendenstarke Titel zu investieren. Insbesondere Versorger und Unternehmen aus der Telekommunikation tun sich in dieser Hinsicht hervor. Im Sinne der Risikostreuung bieten sich Indexfonds oder standardisierte Vermögensverwaltungen an, um an den Chancen der Aktienmärkte teilzuhaben.

Der Autor Jürgen Schneider ist Vorstand der SRQ FinanzPartner und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.

Quelle: ntv.de

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