Gold im Check Zeit für (weitere) Käufe!
13.08.2012, 15:24 Uhr
(Foto: dpa)
Vor einem Jahr war Gold für viele Anleger und Medien das Top-Thema. Jetzt ist es sehr ruhig geworden um das Edelmetall. Das ist umso verwunderlicher, als Gold, gemessen in Euro, in diesen Tagen einen neuen Aufwärtstrend startet. Wer mit einem vernünftig bemessenen Teil seines Vermögens darauf setzt, dürfte im Lauf der nächsten Jahre deutlich profitieren.

Stephan Albrech, Albrech & Cie
Zugegeben, unser Kerngeschäft bei Albrech & Cie. kreist nicht um die Edelmetalle, sondern um unterbewertete Aktien mit starker Marktstellung und attraktivem Kurspotenzial. Gleichwohl nehmen wir angesichts des globalen Schulden-Tsunamis und der Euro-Krise auch andere Sachwerte in den Blick. Dazu gehört Gold, das von vielen Anlegern als Ersatzwährung für Dollar, Euro und Co. gesehen wird.
Da die Bestimmung eines fairen Wertes bei Gold wegen der fehlenden Ertragskraft nicht möglich ist, greifen wir auf andere Methoden wie die technische Analyse zurück. Und unter diesem Blickwinkel sind die Aussichten für die nächsten Monate recht erfreulich.
Enormer Kursanstieg wurde "verdaut"
Konkret: Nach dem Anstieg um 850 Euro pro Feinunze von 2008 bis 2011 wird dieser enorme Zugewinn von den Anlegern seit Monaten "verarbeitet". In der Folge bewegt sich der Preis seit September 2011 orientierungslos in einer Spanne zwischen 1200 Euro und dem Hoch bei 1350 Euro; aktuell notiert er mit über 1300 Euro nur knapp unterhalb des bisherigen Allzeithochs. Noch wichtiger aber: Gold scheint jetzt aus einer Formation auszubrechen, die Charttechniker als symmetrisches Dreieck bezeichnen. Das ist ein gutes Zeichen, da nach einem solchen Ausbruch meist sogenannte Trendfolger aktiv werden, die den Preis mit Käufen stützen und weiter treiben.
Zinsen unterhalb der Inflationsrate
Unterstützung erhält unsere Interpretation der Kursentwicklung von den fundamentalen Fakten. Dazu gehört die Tatsache, dass die Notenbanken die Zinsen drücken, indem sie Staatsanleihen kaufen oder die Banken mit dem dafür notwendigen Geld ausstatten. Beides führt dazu, dass die Rendite fünfjähriger deutscher Staatsanleihen deutlich unterhalb der Inflationsrate liegt und Gläubiger des Bundes damit, gemessen in realer Kaufkraft, sukzessive enteignet werden. Das heißt: Zinsanlagen in deutschen Staatstiteln sind derzeit keine wirkliche Konkurrenz für Gold.
Notenbanken bei Gold klar auf der Käuferseite
Zudem kaufen die Notenbanken verstärkt Gold, um ihre Abhängigkeit von ein oder zwei Fremdwährungen zu verringern. Nach Angaben des Londoner World Gold Council, des Interessenverbandes der Goldindustrie, haben die Zentralbanken 2011 fast 440 Tonnen neu erworben – das ist mehr als ein Zehntel der globalen Nachfrage. In der Zeit davor hatten sie Jahr für Jahr im Durchschnitt in etwa diese Menge verkauft. Nach Einschätzung des Gold Council werden die Notenbanken auch 2012 klar auf der Käuferseite zu finden sein und den Goldpreis so zumindest stützen, wenn nicht sogar treiben.
Mehrere Szenarien sprechen für höheren Goldpreis in Euro
Anleger aus Deutschland dürften in den kommenden Monaten sogar überdurchschnittlich profitieren, falls der Euro im Zuge der Schuldenkrise weiter gegenüber dem Dollar abwertet. In diesem Fall fungiert Gold im Depot als Absicherung gegen einen Wertverlust der Währung. Diese Phase könnte dann enden, wenn die US-Notenbank eine neue geldpolitische Lockerungsrunde (QE 3) einläutet – mit dem Ergebnis, dass sich der Euro stabilisiert, der Goldpreis in Dollar aber anzieht, weil dann die Dollar-Anleger verstärkt einen inflationssicheren Hafen ansteuern. Beide Szenarien liefern gute Argumente für einen weiteren Anstieg des Goldpreises in Euro.
Der Autor Stephan Albrech ist im Vorstand der bankunabhängigen Vermögensverwaltung Albrech & Cie und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.
Quelle: ntv.de