Elektromobil Die Aufholjagd beginnt
10.07.2009, 15:49 Uhr
		                      „Deutschland muss zum Leitmarkt für die Elekromobilität werden”, sagte dieser Tage Bundesforschungsministerin Annette Schavan im sächsischen Kamenz. Neben der Einweihung eines neuen Entwicklungslabors der Firma LiTec im sächsischen Kamenz wurde ein Projekt zur „Produktionsforschung für Hochleistungs-Lithium-Ionen-Batterien für Elektromobilität” gestartet. Geplant ist nun der Aufbau einer ersten Serienproduktion für Lithium-Ionen Batterien in Deutschland. Dafür haben sich die Firmen Evonic Litarion, Li-Tec, Daimler und Deutsche Accumotive zu einem Konsortium zusammengeschlossen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt mit 59 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II. Ein weiteres 115 Millionen Euro-Paket, ebenfalls aus dem Konjunkturpaket, hat das Bundesverkehrsminsterium aufgelegt. Für das Programm „Modellregionen Elektromobilität” werden bis zum Jahr 2011 115 Millionen Euro bereitgestellt. Gefördert werden davon acht Modellregionen: Berlin/Potsdam, Bremen/Oldenburg, Hamburg, München, Rhein-Main, Rhein Ruhr (Aachen/Münster), Sachsen (Dresden/Leipzig) sowie Stuttgart. Bis zum Jahr 2015 will der Bund sich das Thema „Elektromobilität” sogar ingesamt 700 Millionen Euro kosten lassen.
Insbesondere die Hauptstadt Berlin wird derzeit zum Mekka des Elektromobilbaus. Daimler und RWE starteten eigenen Angaben zufolge den weltgrößten Feldversuch mit Elektroautos. RWE plant bis ins Jahr 2012 in Berlin insgesamt 500 Stromladesäulen zu errichten. Zusammen mit der APCOA Autoparking GmbH wurde so zum Beispiel eine Zusammenarbeit angekündigt, nachdem in vorerst 20 Parkhäusern der Hauptstadt mit zentraler Einkaufslage Ladestationen installiert werden. Daimler stellt eine Flotte von insgesamt 100 Elektroautos der Marken smart electric drive und Mercedes Benz mit Lithium-Ionen-Batterietechnik zur Verfügung. Getestet werden soll die Alltagstauglichkeit.
Ein ähnliches Projekt läuft derzeit in Zusammenarbeit des Energieversorgers Vattenfall mit dem Münchener Autobauer BMW. Vattenfall errichtet in Berlin derzeit ebenso Ladestationen. Bereits im Frühjahr wurden 50 Testfahrer von rund insgesamt 700 Bewerbern ausgewählt, die in den kommenden sechs Monaten eine Elektrovariante des BMW Mini auf die Praxistauglichkeit testen dürfen.
Im Jahr 2020 dürften nach Prognosen der Bundesregierung rund eine Million Elektroautos über deutsche Straßen rollen. Noch optimistischer der Energieversorger RWE, der gar mit 2,4 Mio. Autos rechnet. Das wäre jede fünfte Neuzulassung. Eine Roland Berger-Studie sieht ab dem Jahr 2020 einen weltweiten Marktanteil von neun bis zehn Prozent an Elekroautos mit einem jährlichen Umsatz von 20 bis 60 Mrd. EUR. Die Vorbereitungen deutscher Autobauer laufen deshalb auf Hochtouren, zu groß ist die Angst, von ausländischer Konkurrenz abgehängt zu werden. Daimler stieg Mitte Juni 2009 mit zehn Prozent beim kalifornischen Pionier in Sachen Elektromobil, dem Unternehmen Tesla, ein. Gemeinsam wollen sie Autos, Batteriesysteme und Elektromobile entwickeln. Volkswagen plant den Einstieg in das Elektroautogeschäft für das Jahr 2013. Spätestens in einem Jahrzehnt plane man „nennenswerte Stückzahlen”. Dazu verbündete sich das Unternehmen mit dem Batteriehersteller Sanyo und dem chinesischen Start-up-Automobilhersteller „Build your Dreams” (BYD). Last but not least der Autobauer BMW, der den Start für eine völlig neue Familie von Elektrofahrzeugen im Jahr 2014 ankündigte.
Das internationale Wettrennen in Sachen Elektroauto ist damit also spätestens eröffnet. Insbesondere China setzt mit voller Kraft aufs Elektromobil. Kein Wunder – 16 der 20 meist luftverschmutzten Städte weltweit befinden sich laut Worldwatch Institute im Reich der Mitte. Und bis zum Jahre 2020 werde sich die Zahl der jährlich verkauften Autos von derzeit knapp zehn auf 30 bis 35 Millionen mehr als verdreifachen. China plant deshalb in Sachen Elektromobil die Führungsspitze einzunehmen. Und nach besagter Roland Berger-Studie betrage der Anteil verkaufter Wagen im Jahre 2020 in China bereits 50 %. So erhalten bereits jetzt Taxi-Unternehmen, die auf ein Elektroauto umsteigen, 8.800 USD Subvention. Und wer da nicht im Rennen ist, könnte das Nachsehen haben. So plant beispielsweise der japanische Autohersteller Nissan Ende 2010 in Serienproduktion zu gehen. Im Jahre 2012 wolle man jährlich 50.000 bis 100.000 Stück produzieren. Auch Mitsubishi plant, den „i-MiEV” bis Ende 2010 auf den europäischen Markt zu bringen.
Bis zur weltweiten Serienreife sind jedoch noch einige Hürden zu überwinden. Haupthindernis für eine breit angelegte Massenproduktion sind die Batterien. Sie sind noch zu schwer, zu teuer und vor allem zu leistungsschwach. Weltweit wird daran geforscht. Insbesondere Batteriehersteller wittern das große Geschäft. IBM verbündete sich mit fünf Forschungseinrichtungen, um Batterien zu entwickeln, die 500 bis 800 Kilometer fahren können, bis sie wieder aufgeladen werden können. Das könnte den Durchbruch in der Technologie bringen und den Rubel rollen lassen.
Für Zertifikateanleger gibt es bisher nur ein Produkt, mit dem man konkret an diesen Bereich partizipieren kann, das S-BOX E-Power Automobil (Perf.)-Index-Zertifikat (DB3TXQ) der Deutschen Bank. Es investiert in die 15 größten internationalen Unternehmen, die Antriebe fernab der klassischen Ottomotoren entwickeln. Auf Halbjahressicht konnte es sogar ein Plus von 23,55 % erzielen. Daneben gibt es das Smart Mobility Zertifikat (VFP5B5), das allerdings darüber hinaus in andere Unternehmen investiert, die zu einer Lösung des Verkehrsproblems beitragen. Ansonsten bleibt Investoren nur die Möglichkeit, mittels beispielsweise Discount- oder Bonus-Zertifikaten auf Autobauer, Energieversorger oder Batteriehersteller am Trend teilzuhaben.
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Quelle: ntv.de