Zertifikate

DAX plus Family & GEX Familiensache

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(Foto: dpa)

Denkt Otto-Normalanleger an die deutsche Wirtschaft, fallen den Meisten große Kapitalanlagegesellschaften aus dem DAX oder den DJ Euro STOXX 50 ein. Geraten diese ins Trudeln, ist der Ruf nach Hilfe vom Staat meist nicht weit. Und nicht selten ohne Erfolg, denn solche Unternehmen gelten bereits aufgrund ihrer Größe und Bedeutung infolge auch der weltweiten Vernetzung als „systemrelevant“, wie in den vergangenen Monaten so häufig im Finanz- oder auch Automobilbau zu sehen war.

Nur wenige denken dabei an reine Familienunternehmen, die, schaut man einmal genauer nach, die eigentliche Säule der deutschen Wirtschaft bilden. Rund 93 % aller Unternehmen in Deutschland sind familienkontrollierte Unternehmen, insgesamt 91 %  zählen als rein eigentümergeführte Unternehmen zu klassischen Familienunternehmen. Davon spricht man, wenn maximal drei natürliche Personen mindestens 50 % der Unternehmensanteile halten.

Eigentümergeführte Unternehmen haben einen Anteil von 50 % an der Gesamtbeschäftigung und 46 % vom Gesamtumsatz. Während die kleinen Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten fast stets in Familienhand sind, liegt der Anteil bei Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten gerade einmal bei zwischen 22 bis 26 %. Darunter aber durchaus auch einige Schwergewichte wie beispielsweise Metro, Robert Bosch oder Lidl als Top3, aber auch Bertelsmann, Beiersdorf, Henkel, Haniel oder Merck. So die Ergebnisse einer Ende des vergangenen Jahres vorgestellten Studie der Stiftung Familienunternehmen zusammen mit dem Zentrum Europäische Wirtschaftsforschung GmbH  (ZEW) und dem Institut für Mittelstandsforschung (ifm). Sie beruht erstmalig nicht nur auf Stichproben oder Hochrechnungen sondern untersuchte den gesamten deutschen Bestand von 2,9 Mio. deutschen Unternehmen.

In der Studie werden auch regionale Unterschiede deutlich: Die meisten Familienunternehmen liegen in Flächenländern wie Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern. Allein Hessen ist mit 88 % aller Unternehmen unterdurchschnittlich präsentiert. Branchenschwerpunkte sind der Handel (27 %), unternehmensnahe Dienstleistungen (25 %) und der Bausektor (15 %). 

Natürlich blieb von der weltweiten Wirtschaftskrise auch so manches jahrhundertealte, familiengeführte Traditionsunternehmen nicht verschont. In der Regel gelten sie im Gegensatz zu den großen managergeführten Kapitalgesellschaften als die solider geführteren Unternehmen, die auch in Zukunft wohl für den größten Zuwachs an Beschäftigungsverhältnissen sorgen sollten. Das unterstreicht auch die Studie. Während beispielsweise die 500 größten Familienunternehmen zwischen 2006 und 2008 ihre inländischen Belegschaften von 2,1 auf 2,2  Mio. aufstockten, wurden in den DAX-Unternehmen im gleichen Zeitraum Arbeitsplätze abgebaut von 1,5 auf 1,4 Millionen. Im Boomjahr 2007 legte die Beschäftigung bei familiengeführten Betrieben sogar um sechs Prozent zu.

 

Und noch etwas spricht für die volkswirtschaftliche Bedeutung von Familienunternehmen. Trotz einiger spektakulärer Fälle erwiesen sich Familienunternehmen laut dieser Studie erstaunlich krisenresistent gegenüber managergeführteren Kapitalgesellschaften. „Zwar liegen – in absoluter Betrachtung – die konzernweiten Umsätze bei den 500 umsatzstärksten Familienunternehmen für 2006 und 2007 leicht unter denen der DAX-Unternehmen“ konstatiert Dr. Georg Licht, Leiter des Forschungsbereichs Industrieökonomik und internationale Unternehmensführung am ZEW in Mannheim. „Allerdings fällt der Umsatzeinbruch im ersten Krisenjahr 2008 deutlich geringer aus als bei den DAX-Unternehmen“, so Licht.

Wesentlicher Grund dafür: Nicht kurzfristige Rendite zählt, sondern langfristiger, generationenübergreifender Erfolg. Denn schließlich soll das Unternehmen auch an die nächste Generation weitergegeben werden. Zudem können sie auch meist schneller reagieren, da Kapital, Kontrolle und Führung in einer Hand, der Familie, sind. Das macht es allerdings auch für Fremdinvestoren schwieriger, in solche Unternehmen zu investieren, denn Familienunternehmen sehen zu, dass das Eigenkapital in der Familie bleibt. Gewinne werden lieber ins Unternehmen investiert als an die Anteilseigner ausgeschüttet.

 

Kein Wunder also, dass auch Zertifikateinvestments, abgesehen von größeren Einzelwerten wie die zu Beginn genannten, eher selten sind. Seit dem 3. Januar 2005 gibt es jedoch an der Deutschen Börse den German Entrepreneurial Index, kurz GEX. Der GEX wurde in Kooperation mit dem Center for Entrepreneurial and Financial Studies (CEFS) an der Technischen Universität München (TUM) entwickelt. Dabei handelt es sich um einen breitdiversifizierten All Share Index, der alle deutschen Werte enthält, die zum Prime Standard zugelassen sind und zur Familie der sogenannten Entrepreneurial Firms gehören. Darunter sind Unternehmen zu verstehen, die zwei Merkmale aufweisen: Die Unternehmensleitung ist zugleich maßgeblich Eigentümer des Unternehmens. Dabei muss dieser mindestens 25 % der Stammaktien an dem jeweiligen Unternehmen besitzen. Zudem muss sich das Unternehmen bei Aufnahme in den Index in der Übergangsphase zu einer Publikumsgesellschaft befinden. Seit dem Börsengang dürfen dabei nicht mehr als zehn Jahre vergangen sein. Wie alle Indizes der Deutschen Börse ist der Index kapitalgewichtet, eine Anpassung erfolgt vierteljährlich.  Gegenwärtig enthält der Index 60 Werte. Auf diesen Index notieren derzeit in www.zertifikateweb.de sechs verschiedene Zertifikate, darunter fünf Index-Tracker und ein Hebelprodukt. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen, wer nicht in die zwei Bear-Zertifikate investierte, die auf fallende Kurse setzen, sondern in die herkömmlichen Long-Varianten. Mit  dem GEX Partizipationszertifikat Endlos (TB9785) von HSBC Trinkaus erzielte der Investor satte +62,74 % auf Jahressicht. Nicht viel niedriger die Rendite bei den Mitbewerbern von der Société Générale (SG16HM) mit +59,69 % und der HypoVereinsbank (HV0A09) mit +58,63 %.

 

Seit dem 4. Januar 2010 veröffentlicht die Deutsche Börse nun auch zwei neue Familien-Unternehmen-Indizes, den DAXplus Family als All Share-Index und den DAXplus Family 30 mit den 30 liquidesten Familienunternehmen. Voraussetzung für die Aufnahme hier: Die Gründerfamilie ist Miteigentümer und verfügt über einen Stimmrechtsanteil von mindestens 25 % oder die Gründerfamilie ist Teil der Unternehmensleitung (Vorstand/Aufsichtsrat), ist Miteigentürmer und verfügt über einen  Stimmrechtsanteil von mindestens fünf Prozent. Auch diese beiden Indizes sind kapitalgewichtet, ebenso erfolgt eine vierteljährliche Anpassung. Größte Unternehmen im Index sind beim DAXplus Family 30 die Unternehmen Henkel, Metro, SAP, Volkswagen AG St., Rhoen-Klinikum, Aixtron, Symrise, Wacker Chemie und Solarworld (Stand 30.11.2009, Quelle: Deutsche Börse). Vertreten sind im Index elf Branchensektoren. Die größten sind Industrial (14 %), Software (14 %) Retail (13 %) sowie Pharma & Healthcare, Consumer und Chemicals mit jeweils zwölf Prozent. Als erster Emittent legte nun Vontobel einen Index-Tracker (VT0DL4) auf, der genau am DAXplus Family 30 1:1 partizipiert. Der Nennbetrag betrug bei Zeichnung Anfang 2010 199,71 EUR, darin enthalten ist ein Ausgabeaufschlag von 0,5 %. 

 

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Quelle: ntv.de

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