Bonus-Zertifikate Wichtige Parameter
04.05.2009, 11:37 UhrVon den Experten der Zertifikatewoche
Gerade im vergangenen Jahr wurden bei zahlreichen Bonus-Zertifikaten die Absicherungsschwellen verletzt. Doch nicht bei allen Basiswerten, auf die das entsprechende Produkt notierte, fiel der Kurs tatsächlich um den angegebenen Prozentsatz. Verdutzt reibt sich dann mancher Anleger die Augen und denkt, es ginge dabei nicht mit rechten Dingen zu. Doch wie alle anderen Zertifikate hängen auch Bonus-Produkte noch von weiteren Einflussfaktoren als vom jeweils aktuellen Tageskurs ab.
Wesentlichster Parameter, der einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung eines Zertifikates während der Laufzeit ausübt, ist neben der eigentlichen Wertentwicklung des Basiswertes die Volatilität. Ein weitverbreiteter Irrglaube unter Anlegern ist, eine steigende Volatilität sei stets gut für Teilschutzzertifikate. Doch dies ist nur ein Teil der Wahrheit.
Um dies zu verstehen, muss man als Anleger die Struktur von Bonus-Zertifikaten kennen. Ermöglicht wird die Teilschutz-Struktur durch die Kombination zweier, derivativer Finanzinstrumente, einer Call-Option mit Basispreis null sowie einer sogenannten Down-and-out-Put-Option. Während ersterer Bestandteil garantiert, dass der Anleger vollständig an allen Kurszuwächsen partizipiert, ermöglicht die Down-and-out-Put-Option (Verkaufoption) den Teilschutzpuffer. Bei Erreichen der Barriere in Höhe des Absicherungsniveaus verfällt diese wertlos.
„Natürlich kostet die Absicherung mittels Down-and-out-Put-Option, die in der Regel durch die vom Emittenten vereinnahmten Dividenden oder einen Aufschlag bezahlt wird, Geld”, so Jörg Kukies, Leiter Strukturierte Zertifikate bei Goldman Sachs. Bei einer angenommenen Aktie im Wert von 100 EUR mit einem Absicherungsniveau von 80 EUR und einem Bonusniveau von 120 EUR sowie einer Volatilität von 20 % müssten beispielsweise 9,30 EUR hingeblättert werden. Das Bonus-Zertifikat würde dementsprechend 109,30 EUR kosten. Steige dagegen die Volatilität auf ein Niveau von 40 %, sinke der Optionspreis auf nur 2,39 EUR, der Zertifikatepreis betrage nur noch 102,39 EUR. Dies habe zur Folge, dass das bereits zu alten Konditionen aufgelegte Zertifikat im Wert sinke, neue Zertifikate dagegen könnten entweder kostengünstiger oder bei gleichem Geld mit verbesserten Ausstattungsmerkmalen angeboten werden.
Ein weiteres Vorurteil: Steigende Dividenden seien gut für Zertifikate, schließlich würden die Optionskosten aus diesen bezahlt. Auch dies trifft, wie auch beim Einfluss der Volatilität, allein auf Neuemissionen zu, die somit mehr Geld für eine komfortablere Ausstattung ausgeben können. Nicht aber für „gebrauchte” Zertifikate, die um die entsprechende Dividendendifferenz im Wert abnehmen. Und wie stark solche ausgezahlten Dividenden von Jahr zu Jahr in ihrer Höhe unterschiedlich üppig ausfallen können, zeigten gerade die zurückliegenden Jahre. Allerdings ist der Einfluss hinsichtlich der Kursentwicklung weit geringer, als die der Volatilität. Noch geringer der Einfluss der Zinsentwicklung, in der Regel durch den LIBOR ausgedrückt. Auch hier gilt: Steigende Zinsen schmälern den Kurs bereits emittierter Produkte, und zwar genau um die jeweilige Differenz des früheren und dem aktuellen risikolosen Zins. Da Zinsschritte aber meist nur in kleinen Schritten und in größeren Abständen erfolgen – sehen wir mal von der derzeitigen Ausnahmesituation ab – gehört die Zinsentwicklung zu den geringsten Einflussquellen.
Während alle bisher erwähnten Faktoren stets bei allen Bonus-Zertifikaten kursbestimmend sind, gibt es darüber hinaus weitere, die vom entsprechenden Basiswert und der jeweiligen Ausstattung abhängen. Bei Basiswerten, die in einer fremden Währung notieren, sollte vom Anleger unbedingt die Geldwertveränderung mit ins Kalkül einbezogen werden, die in erheblichem Umfang Einfluss auf die Kursentwicklung bzw. Rückzahlung bei Fälligkeit nehmen kann. Weit geringer ist dagegen der Einfluss bei währungsgesicherten Produkten (quanto). Allerdings ist bei diesen die eher zu vernachlässigende Zinsdifferenz entscheidend. Hier gilt: Bei ansteigender Zinsdifferenz zwischen den Währungen sinkt auch hier der Kurswert des Zertifikates geringfügig.
Handelt es sich beim Basiswert um einen Future, müssen in einer Contango-Situation eventuelle Rollverluste beim Hinüberrollen einkalkuliert werden. In Contango-Situationen, wie derzeit beispielsweise beim Rohöl und zahlreichen anderen Rohstoffen, sind längerfristige Kontrakte teurer als der kurzfristige.
Zertifikateanleger sollten sich also beim Kauf von strukturierten Produkten klar darüber sein, dass es sich bei solchen Produkten um komplexe Konstruktionen handelt, die sich nicht nur am aktuellen Kurs des Basiswertes orientieren. Doch auch hier gibt es zwei Seiten einer Medaille: Alle erwähnten Faktoren können in positivem Umfeld auch für zusätzliche Erträge sorgen. Das hat auch zur Folge, dass manche Produkte günstiger bewertet sind, als der Kurs des entsprechenden Basiswertes, so dass das Produkt damit also zum Discount-Preis angeboten wird.
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Quelle: ntv.de