Kolumnen

Inside Wall Street B-Promis zwitschern sich reich

Es gibt Leute, die schlagen aus allem Kapital. Sogar daraus, dass sie gerade den Job verloren haben. Charlie Sheen ist einer von ihnen. Das Hollywood-Wrack gehört zu dem illustren Kreis der B-Promis in den USA, die mit Twitter-Feeds gerade schwer Kasse machen.

Charlie Sheen hat schon bessere Zeiten gesehen: Hier bei einer Preisverleihung für "Two and a half men".

Charlie Sheen hat schon bessere Zeiten gesehen: Hier bei einer Preisverleihung für "Two and a half men".

(Foto: REUTERS)

Amerika kennt aktuell nur ein Thema… nein, nicht den Ölpreis: Charlie Sheen, das Hollywood-Wrack, das sich mit hanebüchenen Auftritten im US-Fernsehen selbst zerstört. Das Ganze ist so peinlich, dass man nicht abschalten kann. Charlie Sheen weiß das – und macht Kasse. Seit wenigen Tagen gehört er zum illustren Kreis der B-Promis, die sich für Twitter-Feeds fürstlich bezahlen lassen.

"Das Ganze ist eine Cash Cow", freut sich Sheen auch noch öffentlich über die neue Einnahmequelle, sei sie auch noch so unlauter. Schließlich zwitschert er nicht nur Alltägliches aus dem Leben eines Stars, sondern preist ganz offen Produkte und Marken an, die ihn über die Agentur Ad.Ly für jedes Endosrement bezahlen.

Sheen ist der Aufsteiger des Jahres für Twitter. In seinen ersten 24 Stunden dort schalteten sich mehr als 900.000 "Followers" zu, zur Zeit lassen sich rund 1,5 Mio. von dem Alkohl- und Drogen-geschädigten Schauspieler bezwitschern. Charlie sei "super-begeistert", sagt Ad.Ly-Chef Arnie Gullov-Singh. "Er versteht, wie wichtig es ist, direkt zu seinen Fans zu sprechen." Das ist Business-Talk und heißt: Er weiß, dass PR-gierige Firmen dafür zahlen, vom aktuell meistdiskutierten Idioten Amerikas auch nur erwähnt zu werden.

Während Charlie Sheen selbst auf dem absteigenden Ast ist, gehört der Online-Startup Ad.Ly zu den absoluten Superstars. In kürzester Zeit hat das junge Unternehmen 6 Mio. US-Dollar als Anschub-Finanzierung eingesammelt, denn Investoren wissen: Das Konzept geht auf.

Ad.Ly hat Kontakte zu hunderten von Stars, die werben wollen. Unter ihnen ist der unumstrittene Twitter-König Christiano Ronaldo, dessen Tweets an mehr als 20 Mio. Fans gehen. Der Stürmer von Real Madrid erreicht damit mehr Leute als die meisten Fernsehsender.

Weitere Top-Scorer sind Mädchenschwarm Enrique Iglesias mit 12 Mio. Fans, die Rapper Chris Brown, 50 Cent und Snoop Dogg erreichen jeweils mehr als 10 Mio. Traurig ist, dass etwa Chris Brown weniger für sein musikalisches Wirken als für gewalttätige Ausbrüche gegenüber seiner Ex bekannt ist. Der Twitter-Gemeinde ist es egal, und einigen Firmen offensichtlich auch.

Zu den großen Marken, die über Ad.Ly neue Wege gehen, gehören nicht nur Hightechs wie AOL, Bing und Blackberry, sondern auch die Elektronikkette Best Buy und der Fernsehsender NBC, globale Riesen wie Toyota und Sony sowie American Airlines und die Kleiderkette Old Navy.

Letztere tauchte jüngst in einem Tweet von Khloe Kardashian auf. "Thanksgiving! Family together for lots of food, lots of fun and lots of dancing. The Gobble dance at Old Navy” hieß es da, während Schwester Kim Kardashian der Twitter-Öffentlichkeit von ihren neuen Reebok-Schuhen vorschwärmte. Mit Autos hingegen beschäftigt sich Snoop Dogg: "These homies know the deal. Wonder if this swagger wagon can fit 22´s? SPINNIN.” – Was das heißt, erschließt sich wohl nur dem eingefleichten Fan, doch den Kreativen bei Toyota scheint das zu reichen.

Bis zu 10.000 US-Dollar pro Tweet machen Unternehmen locker, wenn ein Top-Star ein Produkt bezwitschert. Der größte Teil der Celebrities ist wohlgemerkt günstiger, zumal sich die Ad.Ly-Liste wie ein Who-is-Who der B- und C-Prominenz liest. Da hat man etwa Heidi Montag im Angebot, die sich zuletzt als Versuchskaninchen für Schönheits-Chirurgen zur Verfügung gestellt hat. Weitere "Stars" sind MTV-Starlet Lauren Conrad und DJ Samantha Ronson, die Ex von Lindsay Lohan.

Insgesamt haben die Promis schon mehr als 24.000 bezahlte Tweets verschickt – Tendenz steigend, wie die Experten bei Ad.Ly versichern. Da ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis das Unternehmen an die Börse geht und als jüngster Spross der Social-Network-Szene mit US-Dollar-Millionen überbewertet wird.

Quelle: ntv.de

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