Inside Wall Street Die Millionenspiele in London
09.08.2012, 05:38 Uhr
Höher, schneller, weiter: ein Milliardengeschäft.
(Foto: REUTERS)
Sportliche Großereignisse sind für die Anleger an der Wall Street mehr als nur ein reines Privatvergnügen: Mit millionenschweren Werbeetats bemühen sich Konzerne um einen aussichtsreichen Platz im Rampenlicht. Die Spiele drehen sich für sie nicht um Medaillen, sondern um Marktanteile, Geschäftserfolge und das richtige Image.
Die Welt ist im Olympia-Fieber, und auch die Wall Street schaut gebannt auf die Spiele in London. Man freut sich über die Goldmedaillen für US-amerikanische Schwimmer und Turner, doch auf dem Parkett geht es natürlich um Geld, und damit fällt der Blick auf die Sponsoren, die mit Millionenbeträgen investiert sind. Anleger dürfen sich fragen, ob sich die Ausgaben lohnen.
Für manche Unternehmen ist die Frage schnell beantwortet: Konsumriesen wie und gehören seit Jahrzehnten zu den Hauptsponsoren der Olympischen Spiele, und das Sport-Spektakel alle vier Jahr gehört fest zum Marken-Image. Kasse macht man direkt in London, wo man in allen Stadien Produktexklusivität genießt und McDonald's etwa das größte Restaurant der Welt aufgebaut hat, und indirekt: Coca-Cola etwa schenkt seine Brause wieder einmal in Sammeldosen aus – das dürfte den Konsum erhöhen.
Auch mischt massiv bei den Spielen mit und zahlt zur Gebühr an das IOC auch noch teuer für einen Werbeteppich bei NBC. Während der zweiwöchigen Übertragung aus London kann man der Kampagne nicht entgehen, die sich vor allem an eine Gruppe unter den Fans wendet: an Mütter. Die sehen in rührenden Spots ihre Knirpse beim Turnen und Turmspringen – warum Mütter? Weil diese für Procter & Gamble die wichtigsten Kunden sind, denn sie bestimmen, welche Waschmittel, Windeln und Zahnpasta gekauft werden.
Neu im Olympischen Zirkus ist . Der Chemieriese hat 250 Mio. Dollar in sein zehnjähriges Olympia-Engagement investiert, und glaubt fest daran, diese Ausgabe vor Anlegern auch rechtfertigen zu können – auch wenn zwischen all den Werbebannern für Hamburger und Coca-Cola kein einziges Schild das Dow-Logo zeigt.
"Wir arbeiten ja nicht im Verbraucherbereich", erklärt George Hamilton, Olympiachef beim Chemie-Konzern. Für Dow Chemical seien die Meetings mit Firmenkunden wichtiger, denen man im Zusammenhang mit Olympia die Qualität der eigenen Chemie zeigen kann. "Unsere Polymere stecken in jedem Hockeyschläger, unser Plastik steckt in den Leitungen im Olympischen Dorf."
Logo-Show nur gegen Bezahlung
Angesichts des millionenschweren Engagements von Konzernen aus aller Welt – größtenteils aus den USA – tun die Organisatoren alles, um den Geldgebern exklusive Rechte zu geben. Das treibt bisweilen bunte Blüten.
"Wer ein Pepsi-Shirt trägt, fliegt raus", wetterte jüngst Sebastian Coe, der Organisationschef der Sommerspiele von London. Da wurde recht deutlich, was für den Mann im Vordergrund steht: nicht "höher, schneller, weiter", nicht der Sport, sondern der Kommerz.
Obwohl Coe nach einem kleinen öffentlichen Aufschrei zurückruderte wie ein verirrter im Wildwasserkanal, zeigt sein Ausspruch doch, mit welcher Härte die Organisatoren der Spiele vorgehen, um ihre Geldgeber zu schützen.
Und während einige Maßnahmen nachvollziehbar sind, um die Exklusivrechte von Geldgebern zu schützen, ist manche Aktion der Organisatoren einfach lächerlich: So mahnte man etwa einen Bäcker ab, der in seinem Fenster ein Brot in Form der Olympischen Ringe hatte – da er nicht zu den offiziellen Sponsoren der Spiele gehöre, dürfe er das berühmte Logo nicht nachstellen, hieß es.
Quelle: ntv.de