Kolumnen

Per Saldo Griechenland muss an die Börse

Griechenland bereitet der Europäischen Union Kopfzerbrechen. Dabei lassen sich die Probleme elegant aus der Welt schaffen: Das Land wagt den Sprung aufs Börsenparkett und wäre damit schuldenfrei.

So sieht ein erfolgreicher Börsengang aus.

So sieht ein erfolgreicher Börsengang aus.

(Foto: REUTERS)

Griechenland macht uns immer noch Sorgen. Daran ändert auch das Bekenntnis der Europäischen Union nichts, Athen im schlimmsten Fall unter die Arme zu greifen. Denn es kommt doch darauf an, das Schlimmste zu verhindern. Da unbegreiflicherweise der Vorschlag, in Griechenland die Drachme wiedereinzuführen, nicht in die Tat umgesetzt wird, haben wir eine charmante Alternative anzubieten: Den Börsengang Griechenlands.

Wie bei vielen Börsengängen derzeit Mode, werden die Erlöse zwar nicht für Zukunftsinvestitionen verwendet, sondern in die Schuldentilgung gesteckt - doch das Damoklesschwert namens Staatspleite würde sich flugs in Luft auflösen.

Dabei reicht es völlig aus, nur einen Minderheitsanteil an Investoren zu verkaufen. Die Griechen werden natürlich die Mehrheit der AG halten und die Geschicke ihres Landes bestimmen. Die "Volksaktie", in Deutschland grandios gescheitert, wird damit endlich Wirklichkeit.

Tradition und Moderne

Wichtige Weichenstellungen werden dann auf Hauptversammlungen getroffen. Das entspricht durchaus griechischer Tradition, handelt es sich doch um die konsequente Übertragung der Agora in die Gegenwart. Wahlen finden ebenfalls im Rahmen des Aktionärstreffens statt. Die Wiedereinführung des Scherbengerichts stößt sicherlich auf freudige Resonanz, können die Aktionäre doch unfähige Aufsichtsratsmitglieder somit elegant in die Verbannung schicken.

Ein Börsengang ermöglicht, die Entlohnung von Politikern und Beamten an den langfristigen Erfolg zu koppeln, indem sie erst beim Erreichen bestimmter Sanierungsziele Aktienoptionen bekommen. Um Boni-Exzesse wie in den USA zu vermeiden, dürfen die Aktien mindestens zehn Jahre lang nicht verkauft werden. Damit verliert das kurzfristige Denken in Legislaturperioden spürbar an Attraktivität.

Vorbild VW

Sollte Griechenland künftig wieder in finanzielle Schwierigkeiten geraten, wird es leichter fallen, arabische oder chinesische Investoren ins Boot zu holen – beispielsweise im Rahmen einer Kapitalerhöhung. Was für Volkswagen gut ist, muss für Griechenland nicht schlecht sein.

Und aufgepasst: Bilanzfälschungen und Korruption werden künftig durch die Börsenaufsicht aufgedeckt und hart bestraft. Nach dem Versagen vor der Finanzkrise sind die Kontrolleure erpicht, ihren Ruf als unerbittliche Wächter wiederherzustellen. Das bekommt derzeit unter anderem ein deutscher Konzern zu spüren, der sich mit der amerikanischen SEC herumärgert.

Von herausragender Bedeutung wird die Besetzung des Aufsichtsrates sein. Vielleicht lässt sich beispielsweise Costa Cordalis überzeugen, den Vorsitz zu übernehmen – wer Dschungelkönig ist, für den sind die Probleme Griechenlands ein Klacks.

Quelle: ntv.de

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