Dax-Vorschau Anleger bleiben nervös
23.06.2007, 10:40 Uhr"Und täglich grüßt das Murmeltier" - so könnte man die Prognosen für die Entwicklung am deutschen Aktienmarkt in den kommenden Tagen zusammenfassen: In der letzten Woche vor Beginn der Berichtssaison zum zweiten Quartal dürften Investoren jeden Tag aufs Neue nach einer klaren Richtung suchen. "Die volatile Phase wird sich wohl erst einmal fortsetzen", sagt Aktienstratege Thomas Grüner von der Landesbank Berlin. "Die Aussicht auf weiter steigende Zinsen lastet weiter auf dem Markt, aber trotzdem ist das konjunkturelle Umfeld für Aktien nach wie vor sehr gut."
"Ich denke, dass langsam Spekulationen auf die Halbjahreszahlen einsetzen und wir selektive Käufe sehen werden", sagt Aktienstratege Volker Borghoff von HSBC. "Die Zahlen werden ja noch einmal sehr gut erwartet, positive Überraschungen sind vor allem bei zyklischen Werten möglich, die vom Konjunkturaufschwung profitieren." Die US-Berichtssaison wird am 9. Juli vom Aluminiumkonzern Alcoa eingeläutet, zehn Tage später will der Softwarekonzern SAP als erstes Dax-Unternehmen die Zahlen zum zweiten Quartal präsentieren.
In der zu Ende gehenden Woche hat der Dax gut ein Prozent gut gemacht und notierte zuletzt bei 8.007 Punkten. In der Vorwoche hatte sich der Leitindex noch bis auf fünf Punkte an das Rekordhoch vom März 2000 bei 8.136 Punkten herangetastet, dann begannen Investoren Gewinne einzustreichen. "Die Rekordmarke werden wir nicht aus den Augen verlieren, aber ich bin mir nicht sicher, dass wir die in der nächsten Woche knacken werden", sagt Grüner. Am Mittwoch bleiben die US-Märkte wegen des Unabhängigkeitsfeiertags geschlossen.
Zinsentscheide von EZB und BoE
Da von Unternehmensseite her kaum Nachrichten anstehen, dürfte sich der Fokus der Börsianer verstärkt auf die Konjunkturdaten richten. Gleich zu Wochenbeginn steht der ISM-Konjunkturindex für das verarbeitende Gewerbe in den USA im Juni an, am Donnerstag folgt das Pendant für den Dienstleistungssektor. Für Mai hatten beide Statistiken positiv überrascht. "Angesichts dessen dürfte den US-Indizes nun ein gewisser Konsolidierungsfreiraum zugestanden werden", sagt LBBW-Stratege Steffen Neumann. "Selbst bei rückläufigen Einkaufsmanagerindizes müssen deshalb nicht automatisch Konjunktursorgen folgen."
Am Freitag wird der monatliche Bericht zum US-Arbeitsmarkt veröffentlicht. Volkswirten zufolge dürfte vor allem die Lohnentwicklung in den Blick rücken, da ein zu starker Anstieg durchaus ein Warnsignal für die US-Notenbank sein könnte. Nach dem jüngsten Zinsentscheid, bei dem die Fed den Leitzins zum achten Mal in Folge mit 5,25 Prozent bestätigte, hatte die Notenbank die Märkte über ihren weiteren Kurs im Unklaren gelassen.
In Europa stehen am Donnerstag in puncto Zinsen gleich zwei Entscheide an: Die Bank of England (BoE) wird nach einhelliger Einschätzung von Experten den Leitzins um 25 Basispunkte auf 5,75 Prozent anheben. Die Europäische Zentralbank dürfte dagegen den Zins mit 4,25 Prozent bestätigen aber eine weitere Anhebung für September signalisieren.
Größter Börsengang seit 2000
Zwei Unternehmen wollen in der kommenden Woche den Kurszettel der Deutschen Börse verlängern: Am Montag will der Großmotorenhersteller Tognum auf dem Parkett debütieren, was der größte Börsengang seit dem der Post im Jahr 2000 wäre. Für Freitag plant der Hersteller von Müllverbrennungsanlagen ZhongDe Waste Technology den Start auf dem Parkett. Damit wäre zum ersten Mal ein chinesisches Unternehmen in Deutschland gelistet.
Quelle: ntv.de