Dax-Vorschau Anleger brauchen gute Nerven
02.10.2010, 13:39 Uhr
Auf die Anleger könnte eine turbulente Woche zukommen.
(Foto: Reuters)
Anleger mit schwachen Nerven sollten in der neuen Woche besser die Finger vom Aktienmarkt lassen. "Wir erleben unruhige Zeiten", sagt Aktienstratege Tobias Basse von der NordLB. "Die Unsicherheit ist hoch, und die Seitwärtsbewegung dürfte bei hoher Volatilität weiter gehen."
Außer guten Nerven werden Investoren Geduld brauchen. Als Top-Ereignis der Woche gilt der US-Arbeitsmarktbericht, der allerdings erst für Freitag erwartet wird. Sollte er wider erwarten positiv ausfallen, könnte der Dax nach Einschätzung von Börsianern durchaus sein Jahreshoch von 6386 Zählern testen - ein Rückfall auf 6100 Punkte sei aber ebenso vorstellbar. Am Freitagmittag notierte der deutsche Leitindex bei 6276 Stellen und hat sich damit auf Wochensicht kaum bewegt.
Der US-Arbeitsmarkt steht vor allem deshalb im Fokus, weil das Wachstum in der weltgrößten Volkswirtschaft stärker als in exportorientierten Ländern wie Deutschland und China vom privaten Konsum getragen wird. Für September rechnen Analysten mit einem Zuwachs in der Privatwirtschaft von 60.000 bis 80.000 Stellen.
"Dies passt in das Bild, dass sich die US-Wirtschaft weiter langsam erholt und weder ein klassischer Aufschwung noch ein Rückfall in die Rezession ansteht", erklärte Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. Da wegen des Abschlusses der Volkszählung im öffentlichen Bereich jedoch Arbeitsplätze wegfallen, könnte die Jobbilanz unter dem Strich eine Zahl knapp über oder unter Null ausweisen. Damit würde die Arbeitslosenquote knapp unter zehn Prozent verharren. "Am Ende könnte das Vorzeichen vor der Null über die Marktreaktion entscheiden", sagte Basse. Zur Einstimmung auf die Daten dürften der Bericht des privaten Arbeitsmarktdienstleisters ADP (Mittwoch) und die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe (Donnerstag) dienen.
Hinweise zum Zustand der US-Wirtschaft versprechen sich Experten zudem vom ISM-Einkaufsmanagerindex der Dienstleistungsbranche (Dienstag). Nach Einschätzung von Analysten sind Überraschungen möglich, da die regionalen Stimmungsindikatoren keinen Trend erkennen ließen.
Notenbanksitzungen in Frankfurt, Tokio, London
Im Fokus dürften zudem die Notenbanken bleiben, wenngleich ihnen von Börsianern wegen der US-Fixierung der Märkte weniger Bedeutung zugemessen wird. Bereits zu Wochenbeginn tagt die Bank of Japan, die zuletzt mit Interventionen gegen den starken Yen von sich reden machte. Am Donnerstag folgen die Bank of England und die Europäische Zentralbank (EZB). Als Konsens gilt, dass im Frankfurter EZB-Turm nicht am Leitzins von einem Prozent und dem langsamen Ausstieg aus den unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen gerüttelt wird. Allerdings dürfte nach der jüngst geringeren Liquiditätsnachfrage der Banken bei der Zentralbank der Tonfall in der anschließenden Pressekonferenz etwas falkenhafter ausfallen, heißt es in einem Citi-Marktkommentar. Als Falken gelten Vertreter eines harten geldpolitischen Kurses.
Unterstützung könnten die Aktienmärkte nach Einschätzung von Analysten von einer anderen Seite bekommen. Die Landesbank Berlin verweist auf "das in Schwung gekommene Fusionskarussell" und fehlende Anlagealternativen angesichts der extrem niedrigen Renditen am Rentenmarkt.
Vonseiten der Unternehmen dürfte es zu Monatsbeginn so gut wie keine Impulse geben. Aufmerksamkeit erzielen dürften jedoch die beiden im MDax gelisteten Unternehmen Gerresheimer und Douglas. Der Verpackungshersteller Gerresheimer will am Mittwoch Zahlen für sein drittes Quartal vorlegen, der Handelskonzern Douglas folgt am Freitag mit Umsatzzahlen.
Quelle: ntv.de, Stefan Schaaf, rts