Es glänzt nicht Anleger umschiffen den Goldhafen
15.10.2013, 15:30 Uhr
Investoren meiden den vermeintlich sicheren Hafen Gold und suchen nach anderen anderen Anlagen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Eigentlich sind es es Zeiten für Goldanleger: Der noch immer unklare Ausgang des US-Etatstreits spricht für den sicheren Hafen. Doch die Investoren lassen das Edelmetall links liegen. Selbst Schnäppchenjäger greifen nicht zu.
Der Preis für Gold gibt weiter nach. Am Dienstag fiel er bis auf 1.253,30 Dollar je Feinunze. Das ist ein Minus von 1,6 Prozent zum Schlusskurs vom Vortag. Ähnlich das Bild beim Silber, das um rund zwei Prozent auf 20,77 Dollar je Feinunze fällt. Derzeit seien Qualitäten der Edelmetalle als "sicherer Hafen" nicht gefragt, hieß es. Ein wichtiger Grund hierfür sind Anzeichen auf Fortschritte im Haushaltsstreit in Washington. Führende Senatsmitglieder sagten, sie stünden kurz vor einer Vereinbarung, die die staatliche Tätigkeit wieder in Gang setzen und die drohende Verschärfung der Krise kurz vor dem Erreichen der Schuldengrenze abwenden würde.
Aber nicht nur die Entspannung der Krise drückt auf Gold: Analysten von Credit Suisse erinnern daran, dass Gold auch auf dem Höhepunkt der Haushaltskrise nicht seinem Status als "sicherer Hafen" gerecht wurde. Offenbar hätten sich die Investoren andere Anlagen ausgesucht, von denen sie sich Sicherheit versprechen - zum Beispiel Schatzwechsel mit längerer Laufzeit. Zudem seien letztlich die meisten Anleger davon ausgegangen, dass es in der Frage der Schuldengrenze zumindest eine Einigung auf eine zeitliche Verschiebung gibt.
"Es ist kein Bullenmarkt"
Der jüngste Vorschlag würde die Regierungstätigkeit mit den gegenwärtigen Ausgaben bis zum 15. Januar weiterlaufen lassen und die Schuldengrenze bis Anfang Februar verschieben, wie mit den Verhandlungen vertraute Personen sagen.
"Einmal mehr kam es über Nacht (US-Zeit) zu einem Fall der Preise nach den positiven Stimmen aus Washington", sagt David Govett, Leiter des Bereichs Edelmetalle bei Marex Spectron. Bis die Einigung stehe, "könnte Gold bei dem aktuell dünnen Volumen weiter wechselhaft tendieren und noch mehr Anleger vergraulen".
Credit Suisse verweist darauf, dass zwar die Anzeichen einer drohenden Haushaltskrise Gold gestützt hätten, das Ereignis selbst dann aber nicht zu einer deutlichen Verteuerung geführt habe. "Gold hat sich während der teilweisen Einstellung der Staatstätigkeit und mit der drohenden Schuldengrenze nicht gut entwickelt - wer hierauf gesetzt hat, wurde schwer enttäuscht", hieß es. Sie erinnert auch daran, dass die Entscheidung der US-Notenbank vom September, die Anleihekäufe fortzusetzen, den Goldpreise ebenfalls nicht nachhaltig nach oben gebracht habe.
"Eine alte Börsenweisheit kommt wieder in Erinnerung: ein Markt, der bei bullischen Nachrichten nicht steigt, ist kein Bullenmarkt", sagte die Bank weiter. "Der starke Rückgang am Freitag hat keine Schnäppchenkäufer angelockt - vielmehr hat er die Anfälligkeit und partielle Illiquidität des gegenwärtigen Goldmarkts gezeigt."
Iranischer Tonwechsel drückt Ölpreis
Derweil sorgen Spekulationen auf eine Lockerung der Sanktionen gegen den Iran für eine Nachgeben des Ölpreises. Das Nordsee-Öl Brent kostete mit 110,23 Dollar je Fass 0,7 Prozent weniger. Der Preis für WTI sank um 0,6 Prozent auf 101,79 Dollar. Hintergrund ist der Beginn der Atomgespräche mit dem Iran in Genf. Das Land signalisierte Bereitschaft, zu konkreten Ergebnissen zu kommen.
Die USA kündigten ihrerseits Entgegenkommen bei den Sanktionen gegen den Iran an - sie hatten dazu geführt, dass die iranischen Ölexporte um mehr als ein Million Barrel pro Tag zurückgegangen sind. Sollte der Iran wieder vollständig an den Ölmarkt zurückkehren, könnten die Ölpreise um zehn Dollar pro Barrel fallen, prognostizieren die Analysten von Newedge.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ