Marktberichte

Inside Wall Street Apple: Zu groß für den Big Apple

Der erfolgsverwöhnte Computer- und Gadget-Riese Apple, der mit iBook, iPod und iPhone längst auch die Herzen der PC-User erobert hat, hat Ärger am Hals. Doch geht es nicht um kaputte Applications oder zu teure Geräte, vielmehr ist der Konzern zu beliebt geworden. Zu viele Apple-Fans verärgern die Nachbarn in New Yorks Künstlerviertel.

Mitten in SoHo, einem noch weitgehend kopfsteingepflasterten Teil Manhattans, in dem einst die Künstler und heute Galerien und wohlhabende New Yorker wohnen, hat Apple vor sechs Jahren seinen ersten Laden eröffnet. Einen weiteren gibt es in Höhe der 14. Straße und den größten an der Südost-Ecke des Central Parks. Von dem Laden ist nur der Eingangsbereich als gläserner Würfel zu sehen – geshoppt wird unterirdisch.

Die Apple-Läden sind Kult, ganz genau wie die Marke selbst. Und entsprechend werden sie frequentiert, sehr zum Leidwesen der Anrainer. „Als das iPhone kam, sah es hier aus wie in Russland, wenn die Leute um Brot anstehen“, ärgert sich Sean Sweeney, der Präsident der Bürgerinitiative SoHo Alliance. Immer wenn es ein neues Produkt gebe, fielen Horden von Apple-Fans über die Nachbarschaft her, abgesehen von Lärm und Gedränge brächten sie auch jede Menge Müll in die Straße.

Am schlimmsten sei es vergangene Woche gewesen, als Apple die Teenie-Sensation Jonas Brothers im Laden zu Gast hatte: Tausende von Fans standen schon früh morgens vor dem Laden und buhlten um die achtzig Sitze im hauseigenen Theater. Die Massen derer, die nicht auf ihre Kosten kamen, verzogen sich bis spät in die Nacht nicht; den Anwohnern ist das Gekreische heute noch im Ohr.

Doch nicht nur über die Fans, auch über das Unternehmen selbst mokiert man sich. Die Fassade des Apple Store werde regelmäßig nachts mit lauten Hochdruckstrahlern gereinigt, die unschönen Klimaanlagen auf dem Dach mag man auch nicht.

Doch nichts ist so schlimm wie die Fans. „Apple kann doch unsere Nachbarschaft nicht behandeln als wäre es der Madison Square Garden“, schimpft der 62-jährige Bo Riccobono, der seit einem Vierteljahrhundert in SoHo lebt. Apple wird sich die Kritik der Nachbarn wohl anhören, am Konzept der Läden aber nicht viel ändern. Denn die gehören mittlerweile fest zum Erfolg der Marke.

Eingeführt würden die Läden im Jahr 2002, weil Apple für seine Produkte Zwischenhändler ausschalten wollte. Außerdem suchte der Konzern mehr Kontrolle über das Einkaufserlebnis der Kunden. Durchgestylte Boutiquen passen eben besser zum schicken MacBook Air oder zum iPod Touch als schäbige Regale in der Mall. Die Umsatzzahlen beweisen es, der Expansioskurs auch: Außer den drei Läden in Manhatten gibt es zwei weitere im Stadtgebiet von New York, US-weit sind es schon mehr als 200 Filialen.

Die Umsatzzahlen könnten es indes auch sein, die die Nachbarn zusätzlich auf die Palme bringen. Denn dass sich unter den Apple-Gegnern nicht nur Senioren in ihren Apartements befinden, sondern auch Edelboutiquen wie das britische Modelabel Paul Smith oder der teure Möbel-Designer Moss, zeigt, dass wohl auch eine gehörige Portion Neid im Spiel ist.

Quelle: ntv.de

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