Marktberichte

Shanghai statt Tokio Asien-Börsen driften auseinander

Die Schuldenprobleme Europas stehen weiterhin im Vordergrund. Die anhaltende Unsicherheit bei den Investoren bekommt insbesondere Der Markt in Tokio schmerzlich zu spüren. Der Nikkei rutscht auf den tiefsten Stand seit Ende November. In China kümmert das die Anleger aber wenig.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Eine Kursrally im späten Handel hat an der Börse in Shanghai für eine sehr feste Schlusstendenz gesorgt. Händler sprachen von starken Fondszuflüssen in den anfangs noch nachgebenden Bankensektor als Ursache für das Indexplus. Der Shanghai Composite Index gewann 2,8 Prozent auf 2584 Punkte und ging nur knapp unter dem Tageshoch aus dem Handel. Analysten warnten jedoch, die weiter bestehende Unsicherheit bezüglich der chinesischen Wirtschaftspolitik dürfte einem stärkeren Anstieg entgegenstehen. Ein erster Widerstand liege bei 2.600 Punkten.

In Hongkong legte der HSI nach einer Tendenzwende in der zweiten Handelshälfte um 0,7 Prozent zu auf 19.621 Punkte. Im Tageshoch hatte der Index 19.792 Zähler erreicht.

AgBank-IPO sorgt für Wirbel

Eine Fondsmanagerin sagte, es habe so ausgesehen als habe die chinesische Regierung den Markt im Vorfeld des großen Börsengangs der Agricultural Bank of China nach oben ziehen wollen. "Basierend auf den aktuellen Bewertungen im Bankensektor kann die Agricultural Bank nur 18 Mrd. Dollar mit einem Doppellisting erzielen", so die Expertin weiter. Tatsächlich gab die Wertpapieraufsicht nach Börsenschluss Kreisen zufolge dem Börsengang im angestrebten Volumen von mindestens 20 Mrd. Dollar in Hongkong und Schanghai grünes Licht erteilt.

Einem Zeitungsbericht zufolge hat die Agricultural Bank den Emissionspreis auf 2,50 bis 2,60 Yuan je Aktie festgelegt, was Einnahmen von bis zu 21 Mrd. Dollar entspreche. Sollte dies zutreffen würde die Bank im Vergleich mit den aktuellen Bewertungen am Markt extrem hoch bewertet, so die Expertin weiter.

Lange Zeit des Handels hatte der von der Agricultural Bank of China geplante Börsengang auf der Stimmung gelastet. Die Bewertungen der großen Banken würden von den Plänen der Agricultural Bank gedrückt und dürften kurzfristig in dem Sektor keine großen Kursaufschläge zulassen, hatte ein  Analyst von Central China Securities im Verlauf der ersten Handelshälfte noch geunkt.

Unter den Einzelwerten legten China Citic Bank um die für einen Handelstag maximal zulässigen 10 Prozent zu auf 5,51 Yuan. ICBC stiegen um 2,4 Prozent auf 4,20 Yuan und Bank of China um 3,4 Prozent auf 3,63 Yuan. China Construction Bank zogen um 3 Prozent an auf 4,83 Yuan.

Abgaben in Tokio

Sorgen über die Schuldenprobleme Europas haben den Börsen in Japan Verluste beschert und den Euro erneut belastet. Die Ratingagentur Fitch hatte sich am Vortag besorgt über die desaströse Haushaltslage Großbritanniens geäußert.

Einigen Markteilnehmern zufolge schürten zudem die Bedenken der EU-Kommission bezüglich der Qualität der Statistiken Bulgariens neue Ängste über eine Ausweitung der Schuldenkrise. Für Unsicherheit sorgten auch widersprüchliche Signale von Vertretern der US-Notenbank zur Zinspolitik. Mit Spannung warteten die Anleger auf eine Rede von EZB-Chef Jean-Claude Trichet vor der Zentralbank-Sitzung am Donnerstag. Sie erhoffen sich davon Aufschluss darüber, ob die EZB neue Maßnahmen wegen der Schuldenkrise der Eurozone erwägt.

In Tokio schloss der Nikkei-Index der 225 führenden Werte ein Prozent tiefer bei 9439 Punkten und damit auf dem tiefsten Stand seit Ende November. Der breiter gefasste Topix-Index schloss 0,9 Prozent schwächer bei 850 Zählern.

Auch die Märkte in Südkorea und Taiwan verzeichneten Verluste. Die US-Börsen hatten am Dienstag nach einem wechselhaften Handel uneinheitlich geschlossen.

"Die Märkte hassen Unsicherheit und die ist derzeit groß", sagte Händler Peter Wright von Burrell & Co in Australien. In Tokio fielen die Aktien auf breiter Front, vor allem Börsenschwergewichte verzeichneten deutliche Verluste. Die Anteilsscheine von Canon gaben 1,8 Prozent nach, die Papiere von Sony verbilligten sich um 1,7 Prozent. Die Aktien von Honda schlossen 2,8 Prozent tiefer. Händler begründeten die Verluste mit Sorgen über die Auswirkungen eines erneuten Streiks bei einem Zulieferer des Autoherstellers.

Der Euro fiel auf 1,1950 US-Dollar nach 1,1972 US-Dollar im späten US-Handel. Damit lag die Gemeinschaftswährung aber immer noch deutlich über dem am Montag erreichten Vier-Jahres-Tief von 1,1876 US-Dollar. Auch das britische Pfund gab infolge des Fitch-Berichts nach. Der Goldpreis hielt sich dank der anhaltenden Risikoscheue der Anleger bei 1237 US-Dollar je Feinunze, nachdem er am Vortag ein Rekordhoch von über 1250 US-Dollar erreicht hatte.

Quelle: ntv.de, rts

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