Sorgen um Europa, China ohne Impulse Asien-Börsen im Minus
15.11.2011, 11:20 UhrAn den asiatischen Aktienmärkten kehrt die Sorge um eine Eskalation der europäischen Staatsschuldenkrise zurück. Das belastet neben Finanztiteln auch konjunkturabhängige Exportwerte. In Chine stehen zudem die Versorger unter Abgabedruck.
Die Angst vor einer Eskalation der europäischen Schuldenkrise hat am Dienstag die Börsen in Asien belastet. Damit währte die Erleichterung nach der Ernennung neuer Regierungschefs in Italien und Griechenland nur kurz. Zweifel nahmen wieder zu, ob die Politiker in der Lage sein werden, die schmerzhaften Reformen durchzuboxen und das Vertrauen der Finanzmärkte zurückzugewinnen. Die Renditen auf Staatsanleihen der angeschlagenen Mitglieder der Euro-Zone legten zu.
Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss mit einem Minus von 0,7 Prozent auf 8541 Punkte. Der breiter gefasste Topix-Index gab ebenfalls 0,7 Prozent nach auf 730 Zähler. Auch die Aktienmärkte in Australien, Singapur, Taiwan, Südkorea verzeichneten Verluste.
"Italien findet keine Käufer, um seine Schulden zu finanzieren und Ängste wegen der hohen Preisvolatilität bei den Bonds sowie Spekulanten drücken die Aktien von Geldhäusern, die stark in Italien engagiert sind. Das macht europäische Finanzinstitutionen, die traditionell als langfristig orientierte Anleger gelten, vorsichtig bei Käufen", sagte Takashi Nakagawa von Daiwa Capital Markets. "Es ist zu früh, um optimistisch zu sein", führte Anlagestratege Seiki Orimi von Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities an.
In Seoul lagen vor allem Finanzwerte im Minus. Entgegen des Trends legten die Papiere von LG Display zu. Berichten zufolge trifft sich der Unternehmenschef mit Tim Cook von Apple. Beobachter gehen deshalb von neuen Lieferverträgen aus.
In Japan standen vor allem die Finanztitel im Mittelpunkt. Sumitomo Mitsui Financial kündigte einen Aktienrückkauf an und trieb damit ihren Kurs um 1,4 Prozent nach oben. Die Anteilsscheine der Konkurrenten Mitsubishi UFJ Financial und Mizuho Financial stagnierten in dem negativen Marktumfeld. Mizuho hatte am Montag angekündigt, 3000 Stellen zu streichen. Das entspricht rund fünf Prozent der Belegschaft.
Die Europa-Skepsis der Anleger drückte die Aktien von Sony um 1,5 Prozent nach unten. Europa ist für Sony ein wichtiger Absatzmarkt; die Schwäche des Euro zum Yen schmälert den Gewinn des Unternehmens. Auch andere Technologiewerte litten unter dem schwachen Euro. Tokyo Electron verloren 1,6 Prozent und Kyocera 1,1 Prozent. Die Erwartung fortgesetzt niedriger Preise für Speichermodule ließ Elpida Memory um 9,1 Prozent nachgeben.
Die Aktien des angeschlagenen Kameraherstellers Olympus blieben vom Handel ausgesetzt. Das Unternehmen hat über Jahrzehnte Verluste aus Wertpapier-Geschäften verheimlicht und falsch verbucht. Noch scheint unklar, ob der Konzern seine Börsennotiz verliert.
Hongkong hui, Shanghai pfui
Die chinesischen Aktienmärkte haben sich am Dienstag uneinheitlich gezeigt. Bedenken wegen der Schuldenkrise in der Eurozone standen Hoffnungen gegenüber, dass China seine Geldpolitik lockern werde. Der Shanghai-Composite-Index stieg um einen Punkt auf 2530. In Hongkong verlor der Hang-Seng-Index 0,8 Prozent auf 19.348 Zähler.
Die Erwartung einer geldpolitischen Lockerung gründet auf dem Umstand, dass sich das Wachstum der chinesischen Wirtschaft in jüngster Zeit verlangsamt hat. Im dritten Quartal wuchs das Bruttoinlandsprodukt nur noch um 9,1 Prozent. Im zweiten Quartal betrug das Plus 9,5 Prozent und im ersten Quartal 9,7 Prozent. Für eine Lockerung spricht nach Meinung von Beobachtern auch, dass die chinesischen Banken im Oktober mehr Kredite vergeben haben als erwartet.
Bankenaktien litten indessen unter der Angst, dass sich die Qualität ihrer Aktiva aufgrund des langsameren Wirtschaftswachstums verschlechtern könnte. Shenzhen Development Bank verloren 1,6 Prozent. Agricultural Bank of China gaben um 0,8 Prozent nach. China Construction Bank ermäßigten sich um 0,4 Prozent. Die Bank of America reduziert ihre Beteiligung an der chinesischen Bank auf 1 Prozent.
Aktien von Stromversorgern wurden von der Erwartung nach oben getragen, dass die Regierung die Strompreise erhöhen werde. Datang International Power Generation stiegen um 3,8 Prozent und Shanghai Electric Power um 2,3 Prozent.
Quelle: ntv.de, nne/rts/DJ