Shanghai tief im Minus Asien-Börsen in Aufruhr
29.06.2010, 10:30 UhrDer Märkte in Tokio, Shanghai und Hongkong gehen in einer nervösen Grundstimmung aus dem Handel. Neben Konjunktursorgen macht den Börsianern vor allem der allgemeine Drei-Monatstrend schwer zu schaffen.
Die wichtigsten asiatischen Aktienmärkte haben deutliche Verluste verbucht. Beobachtern zufolge zeichnet sich das schwächste Quartal seit der Lehman-Pleite Ende 2008 ab. Anleger zeigten sich erneut besorgt über die unsichere konjunkturelle Entwicklung in den Industrieländern. Auf dem chinesischen Markt lastete nicht nur die Angst vor einem Liquiditätsabzug wegen des riesigen AgBank-Börsengangs: Das US-Forschungsinstitut Conference Board hatte zudem seinen China-Konjunkturindex für April wegen eines Rechenfehlers stark nach unten revidiert.
In Tokio nannten Börsianer den starken Yen als weiteres Verkaufsargument. Der Nikkei-Index der 225 führenden Werte ging 1,3 Prozent schwächer bei 9570 Zählern aus dem Handel und damit auf dem tiefsten Stand seit drei Wochen. Im zweiten Quartal beläuft sich das Minus auf insgesamt rund 13 Prozent.
Der breiter gefassten Topix-Index verbuchte ein Minus von 1,0 Prozent. Zu den größten Verlierern gehörten Exportwerte, deren Gewinnen die starke Landeswährung zu schaffen macht.
Canon verloren 2,7 Prozent, Tokyo Electron 1,6 Prozent, Advantest 2 Prozent und Honda Motor 1,3 Prozent. "Wir sind derzeit relativ immun zu den Konjunkturproblemen in Europa, aber wir reagieren sehr sensibel selbst auf kleine Anzeichen für eine mögliche Abschwächung der chinesischen Konjunktur, weil hier die Hoffnungen liegen", sagte ein Händler.
Elpida Memory zogen gegen den Trend bei hohen Umsätzen um 4,2 Prozent an.Händler begründeten dies mit einer Erholung, nachdem der Titel in den vergangenen fünf Sitzungen um insgesamt 23 Prozent nachgegeben hatte. Stützend wirkte dabei auch eine bullische Studie der Bank of America-Merrill Lynch, sagten Händler.
Auch Sony hielten sich achtbar und stiegen - nach zuvor noch höheren Aufschlägen - um 0,2 Prozent, nachdem sie am Vortag ein Jahrestief erreicht hatten. Händler sprachen von Schnäppchenjägern, waren aber skeptisch, ob die Gewinne angesichts des starken Yen langlebig seien.
Verluste in Seoul
Im Gefolge deutlich fallender chinesischer Aktienmärkte schloss die Börse in Seoul mit einer schwachen Tendenz. Auch zunehmende Fondsrückkäufe belasteten die Kurse, hieß es. Der Kospi sank bei erneut dünnem Geschäft um 1,4 Prozent auf 1708 Zähler.
Unter den schwachen chinesischen Vorgaben und neuen Konjunktursorgen dort litten vor allem die koreanischen Aktien aus den Sektoren der Stahlproduzenten sowie Maschinen- und Schiffsbau. Zuvor hatte das US-Forschungsinstitut Conference Board seinen China-Konjunkturindex für April wegen eines Rechenfehlers auf ein Plus von 0,3 Prozent statt zuvor plus 1,7 Prozent revidiert.
"Diese Korrektur weckte Sorgen über eine mögliche Konjunkturverlangsamung in China, was Anleger zu Verkäufen von Aktien veranlasste, die stark von der chinesischen Wirtschaft abhängen", sagte ein Analyst von Mirae Asset Securities. Unter den Einzeltiteln fielen Posco um 2,6 Prozent und Hyundai Steel um 2,7 Prozent. Hyundai Heavy Industries verloren 1,2 Prozent und STX Offshore & Shipbuilding 4,6 Prozent.
Auch Automobiltitel wurden von Gewinnmitnahmen belastet. Hyundai Motor fielen um 2,1 Prozent.
Asiana Airlines setzten dagegen ihre Rally fort und stiegen in Erwartung eines starken zweiten Quartals um 5,2 Prozent.
Shanghai im Minus
Angesichts erneut ausgebrochener Konjunktursorgen sind die Aktienmärkte in China mit kräftigen Verlusten aus dem Handel gegangen. Der Shanghai Composite Index sank um 4,3 Prozent auf 2427 Punkte und schloss damit unter dem psychologisch wichtigen Niveau von 2500 Punkten und auf einem 14-Monats-Tief. In Hongkong fiel der HSI um 2,3 Prozent auf 20.249 Zähler.
Zunächst hatte die überraschend niedrige Zeichnungsspanne für den bevorstehenden Börsengang der Agricultural Bank of China belastet, weil viele Anleger daraus auf eine möglicherweise zurückgehende Investmentaktivität geschlossen hatten. Später drückte die Abwärtsrevision des US-Forschungsinstituts Conference Board.
Die Verluste zogen sich durch alle Branchen, einschließlich Goldproduzenten, Immobilien und Banken. China Vanke fielen in Shanghai um 3,8 Prozent, Poly Real Estate sanken um 7,1 Prozent. China Merchants Bank verloren 3,6 Prozent und Bank of China 2,2 Prozent.
Auch in Hongkong gaben die Kurse nach, wenn auch nicht ganz so stark. "Die Stimmung ist auf dem aktuellen Niveau etwas gedrückt, aber das weitere Abwärtspotenzial dürfte nicht besonders groß sein, weil die Sorgen um eine geringeres Wachstum in China nicht so alarmierend sein sollten", sagte ein Analyst bei Cinda International, der darauf verwies, dass schon zuvor einige Daten auf eine solche Entwicklung hingewiesen hätten.
Quelle: ntv.de, DJ/rts