Angst vor Kapitalabzug Asien dick im Minus
01.08.2007, 12:51 UhrVon Gerhard Heinrich, Emfis
Die asiatischen Aktienmärkte brachen am Mittwoch nach der zweitägigen Erholungsphase erneut massiv ein. Zuvor hatten sich auch in den USA weitere Abschläge ergeben. Dort schien sich ein multiples Krisen-Szenario aus einer schwachen Immobilienbranche, notleidenden Hypotheken-Kredit-Portfolios der Banken und angeschlagenen Hedge-Fonds zusammenzubrauen. In Asien befürchten angesichts dessen viele Investoren, dass diese Szenerie künftig die Bereitschaft zu Engagements in den risikoreicheren Emerging Markets beeinträchtigen könnte.
Auch der Technologiesektor geriet in Asien deutlich unter Druck. Zuvor hatte es in den USA Berichte gegeben, dass Apple Computer die Produktionsplanung für sein „iPhone zurückgefahren habe. Umgehend wurden daraufhin Befürchtungen laut, dass sich die Nachfrage nach Elektronikprodukten und insbesondere Halbleitern möglicherweise doch nicht so stark erholen könnte, wie man dies bislang vermutet hat.
Der japanische Aktienmarkt wurde heute stark in Mitleidenschaft gezogen. Ein zusätzlicher Belastungsfaktor war dabei die robuste Entwicklung des Yen. Der Nikkei 225 gab 2,19 Prozent auf 16.870 Stellen ab und ist damit erstmals seit Mitte März unter die 17.000-Punkte-Linie gefallen. Vor allem der Bankensektor wurde wegen der derzeitigen Hypothekendarlehen- und Hedgefonds-Krise in den USA stark in Mitleidenschaft gezogen. Hier verloren etwa Mitsubishi UFJ Financial 4,7 Prozent, Mizuho Group brachen nach Zahlen um 9 Prozent ein. Unter den Exportwerten gaben Sony 2,9 Prozent und Advantest 4,5 Prozent ab. Die Aktie von TDK stürzte um 12,4 Prozent ab, nachdem der Elektronikkonzern einen Rückgang beim operativen Gewinn gemeldet hatte.
In Korea rutschte der Kospi um vier Prozent auf 1856 Punkte nach unten. Vor allem die Investoren aus Übersee zogen in hohem Umfang Gelder von Aktienmarkt in Seoul ab. Im Halbleitersektor schlitterten Samsung Electronics um 5,4 Prozent und Hynix Semiconductor um 6,1 Prozent nach unten. Die Aktie des Flachbildschirm-Herstellers LG Philips LCD verlor 4,5 Prozent. Unter den Wertpapier-Handelshäusern verbilligten sich Samsung Securities um 3,5 Prozent und Daewoo Securities um 5,7 Prozent. Die Aktie der Kookmin Bank wurde zusätzlich von enttäuschenden Quartalszahlen belastet und gab 5,2 Prozent ab. Posco fielen um 4,5 Prozent.
Taiwans TAIEX schlitterte sogar um 4,26 Prozent abwärts auf 8891 Zähler. Dies entsprach dem stärksten Einbruch seit März 2004. Auch die psychologische Unterstützungslinie bei 9000 Punkten erwies sich dabei als völlig durchlässig. Die Aktie von Taiwan Semiconductor schrammte um 5,69 Prozent nach unten. United Microelectronics verloren im Vorfeld des Quartalsberichts 3,28 Prozent. Die Titel der Notebook-Hersteller Acer und Quanta Computer fielen um jeweils 6,21 Prozent und 3,35 Prozent. Mediatek gingen um trotz einer optimistischen Gewinnprognose von Merrill Lynch um 4,05 Prozent nach unten. Zu den wenigen Gewinnern gehörten die Aktien der Schifffahrtsgesellschaften. Hier legten Yang Ming Transport 1,44 Prozent zu, nachdem in Presseberichten eine Gewinnverdopplung in Aussicht gestellt worden war; Evergreen Marine stiegen um 2,24 Prozent.
Auch in Hongkong verabschiedeten sich viele verängstigte Anleger von ihren Positionen. Der Hang Seng Index gab daraufhin 3,15 Prozent auf 22.455 Punkte ab. Händler vermuteten, dass insbesondere zahlreiche Hedgefonds aus dem Ausland Gewinne mitgenommen haben dürften, um anderweitige Verluste auszubügeln. Unter den Blue Chips fanden querbeet Abschläge statt. So gingen China Mobile um 4,0 Prozent nach unten; PetroChina verloren 3,43 Prozent und HSBC Holdings 1,46 Prozent. Die Aktie von China Life verbilligte sich um 4,28 Prozent. Im Immobiliensektor gaben Cheung Kong 5,05 Prozent und Henderson Land 5,26 Prozent ab. Einziger Lichtblick unter den Blue Chips war die Aktie des PC-Riesen Lenovo Group. Diese konnte sich im Vorfeld des Quartalsberichts um 3,42 Prozent verbessern.
Selbst in China blieb man vor Abschlägen nicht gefeit. Hier verlor der Shanghai Composite Index 3,81 Prozent auf 4300 Stellen; der Shanghai A-Share Index ging um 3,8 Prozent nach unten auf 4510 Zähler.
Quelle: ntv.de