Hoffen auf Notenbanken Asiens Aktienmärkte fester
30.07.2012, 08:37 Uhr
(Foto: REUTERS)
Gestützt von der Hoffnung auf neue Maßnahmen zur Lösung der europäischen Schuldenkrise setzen die asiatischen Aktienbörsen ihren Aufwärtstrend fort. Hintergrund sind die vielfältigen Bekenntnisse zur Gemeinschaftswährung, zuletzt von Merkel und Hollande sowie Euro-Gruppen-Chef Juncker.
Die Hoffnung auf ein aktives Vorgehen der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie ihrer US-Kollegin Fed gegen die Euro-Schuldenkrise hat die asiatischen Aktienmärkte gestützt. Händler sagten, bei den Anlegern mache sich eine gewisse Erleichterung breit. Grund sind Äußerungen von EZB-Chef Mario Draghi von vergangener Woche. Er versprach, alles zu tun, um den Euro zu retten.
Noch am Wochenende sorgten Politiker der größten Länder der Eurozone mit auffällig ähnlich lautenden Bekenntnissen zur Gemeinschaftswährung für weitere Beruhigung in Sachen Eurokrise. So versicherten Bundeskanzlerin Angela Merkel und der italienische Ministerpräsident Mario Monti, "alles zu tun, um die Eurozone zu schützen". Bereits am Freitag hatten die ähnliche Kommentare abgegeben.
Zuletzt äußerte sich mit den Worten, die EZB und die Länder der Eurozone seien bereit, den Euro in seinem Bestand zu erhalten. "Welche Maßnahmen wir ergreifen werden, entscheiden wir in den nächsten Tagen", sagte Juncker im Interview. "Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren." Luxemburgs Premier deutete an, dass der EFSF und die EZB spanische Staatsanleihen kaufen werden, nachdem auf dem Euro-Gipfel im Juni der Weg für Bondkäufe durch den EFSF frei gemacht wurde. In den vergangenen Tagen hatte es in Medienberichten geheißen, dass EZB und Euro-Staaten eine konzertierte Aktion zum Kauf spanischer und italienischer Staatsanleihen planten.
EZB und Fed im Fokus
Spannend wird es in diesem Zusammenhang zur Mitte der Woche: Sowohl die Fed als auch die EZB treffen sich jeweils zu ihren monatlichen geldpolitischen Sitzungen. Die Fed berät am Dienstag und Mittwoch, die EZB am Donnerstag. Der Euro sank auf 1,2285 US-Dollar nach 1,2320 US-Dollar im späten US-Geschäft am Freitag. Vor den Draghi-Äußerungen hatte er bei 1,2042 US-Dollar den niedrigsten Stand seit zwei Jahren markiert.
In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 0,8 Prozent fester bei 8635 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index gewann 0,7 Prozent auf einen Stand von 731 Zähler. Börsianer setzen darauf, dass die Notenbanken der schwächelnden Weltwirtschaft noch stärker unter die Arme greifen als bislang. "Die Märkte rechnen mit einer weiteren Zinssenkung und der Wiederaufnahme des Kaufs von spanischen und italienischen Bonds", sagte Monex-Chefstratege Takashi Hiroki. Der breit gefasste MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans legte um gut ein Prozent zu auf den höchsten Stand seit drei Wochen.
Für den Kospi in Seoul ging es um 0,8 Prozent aufwärts, genauso wie für den australischen S&P/ASX 200. Allein die chinesischen Festlandbörse in Schanghai zeigt sich gegen den Trend der Region mit einem knappen Minus. Händler sprechen hier von Gewinnmitnahmen und fehlenden Impulsen.
Viele Experten halten die Gewinne angesichts der grassierenden Schuldenkrise aber für nicht tragfähig. "Das Problem bleibt, dass die Zentralbanken nicht die Fähigkeit haben, 'alles, was nötig ist', zur Euro-Rettung zu tun", sagte Jeff Sica von Sica Wealth Management. Sie riskierten lediglich, ihre Glaubwürdigkeit zu untergraben, indem sie nicht haltbare Dinge versprechen, sagte er.
Die Woche in Japan steht auch im Fokus der Berichtssaison. Unter anderem geben Sony, Honda Motor,
Toyota und Komatsu Einblick ins abgelaufene Vierteljahr. Von den 28 Nikkei-Unternehmen, die bereits Geschäftszahlen veröffentlicht haben, verfehlten mehr als die Hälfte die Erwartungen von Analysten. Im Vorquartal schnitten 60 Prozent der Firmen besser ab. Sony-Aktien verloren gegen den Trend um 0,6 Prozent. Toyota-Titel gewannen dagegen knapp 0,5 Prozent.
Im Bankensektor stiegen in Hongkong die schwergewichteten Aktien der HSBC um 1,4 Prozent. Am japanischen Markt legen Nomura Holdings um 1,5 Prozent zu und Daiwa Securities um 2,1 Prozent, während es für die Anteilsscheine der Commonwealth Bank of Australia in Sydney um 2,5 Prozent nach oben geht.
Gesucht waren zudem die Aktien aus den Rohstoff- und Metallsektoren. So gewannen die Papiere der beiden australischen Minenkonzerne BHP Billiton und Rio Tinto jeweils rund 0,6 Prozent. In Hongkong verteuerten sich Jiangxi Copper um 1,4 Prozent und Aluminum Corp of China um 1,6 Prozent.
Unter den Einzelwerten sprangen die Aktien von Fujifilm Holdings in Tokio um 6,4 Prozent nach oben, nachdem das Unternehmen mit den am Freitag nachbörslichen vorgelegten Quartalszahlen die Schätzungen von Analysten übertroffen hat.
Die Titel des Technologiekonzerns Fujitsu brachen indes um 12,5 Prozent ein. Das Unternehmen hatte einen größer als befürchtet ausgefallenen Verlust für das abgelaufene Quartal vermeldet. Um 3 Prozent abwärts ging es in Tokio für die Aktien von Komatsu. Laut einem Bericht der Zeitung Nikkei steht dem Maschinenbauer wegen eines schwächelnden China-Geschäfts der erste operative Gewinnrückgang seit zehn Quartalen ins Haus.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ