Inflationssorgen belasten Asiens Börsen tauchen ab
12.06.2008, 11:00 UhrUnter dem Druck von Inflationssorgen haben die Börsen in Asien am Donnerstag deutliche Verluste hinnehmen müssen. Ein weiterer Preissprung beim Öl schürte bei den Anlegern die Furcht vor Zinserhöhungen weltweit. In Tokio fiel der Nikkei-Index auf den tiefsten Stand seit zwei Wochen. Auf den Verkaufslisten der Anleger standen vor allem Exporttitel, Reedereien und Finanzwerte. Auch die Kreditkrise bereitete den Anlegern erneut Kopfzerbrechen.
Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss in Tokio 2,1 Prozent im Minus bei 13.888 Zählern. Der breiter gefasste Topix-Index verlor bis Handelsschluss 1,9 Prozent auf 1363 Punkte. Die Börse in Taiwan notierte sogar knapp 3,4 Prozent im Minus. Auch die Aktienmärkte in Shanghai, Singapur, Hongkong und Seoul gaben jeweils mehr als zwei Prozent nach.
Der scheinbar unaufhaltbare Preisanstieg beim Öl bereitete den Anlegern Sorgen, nicht zuletzt weil auch Fed-Chef Ben Bernanke jüngst vor wachsendem Inflationsdruck angesichts des teuren Rohstoffs gewarnt hatte. Ein nächtlicher Preissprung bei Öl um fünf Dollar schürte diese Befürchtungen. Der Ölpreis gab später wieder um rund einen Dollar nach auf immer noch 135,40 Dollar je Barrel. In der vergangenen Woche hatte der Rohölpreis die Rekordmarke von mehr als 139 Dollar durchbrochen.
"Inflationssorgen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass die Notenbanken in den USA und auch in Südkorea schon bald die zentralen Zinssätze erhöhen werden", sagte Y.S. Rhoo, Anaylst bei Hyundai Securities. "Wenn die Ölpreise auf diesem hohen Niveau verharren, wird dies die Nachfrage in Schwellenländern wie Indien beeinflussen und unseren Exporteuren schaden", sagte Koichi Ogawa von Daiwa SB Investments. So traf es in Japan am Donnerstag Exportunternehmen wie Canon, Sony und Honda besonders hart: Die Papiere des Kameraherstellers gaben rund 2,4 Prozent, die des Elektronikkonzerns etwa 2,9 Prozent und die des Autobauers um gut 2,1 Prozent nach.
Für Unruhe sorgte in Tokio auch ein Bericht der "Financial Times", wonach sich die US-Investmentbank Lehman Brothers erneut um frisches Kapital bemüht. So verloren die Aktien von Mitsubishi UFJ gut 1,3 Prozent, von Mizuho Financial 3,1 Prozent und von Sumitomo Mitsui Financial 2,8 Prozent an Wert. Unter Druck gerieten auch Reederei-Aktien wie die von Kawasaki Kisen, weil angesichts der schwächelnden Weltwirtschaft die Frachttarife fielen. Kawaski verloren 5,6 Prozent, die Papiere des Konkurrenten Mitsui OSK Lines 4,8 Prozent.
Handel in Hongkong belastet
Negative Vorgaben der festlandchinesischen Börsen haben den Aktienmarkt in Hongkong am Donnerstag belastet. An den Börsen in Schanghai und Shenzhen hatten die Anleger enttäuscht darauf reagiert, dass die chinesische Regierung nach den jüngsten drastischen Kursverlusten nichts unternommen hat, um die Märkte zu stützen.
Der Hang-Seng-Index schloss beim Stand von 23.024 Punkten und damit um 1,3 Prozent bzw. 304 Punkte niedriger als zum Handelsschluss am Vortag. Während des Vormittags hatte der Index zeitweise über 2 Prozent eingebüßt. In der zweiten Sitzungshälfte nutzten die Anleger jedoch die Verluste zum Kauf, wie Händler berichteten.
Bankenwerte verzeichneten überdurchschnittlich hohe Verluste, nachdem der Sektor am Vortag in den USA stark unter Druck geraten war. Hintergrund war abermals die Angst vor den Folgen der Kreditkrise. Index-Schwergewicht HSBC verlor 1,8 Prozent auf 126 HKD.
Immobilienwerte litten unter der Furcht vor steigenden Zinsen. Sino Land gaben um 2,4 Prozent auf 17,68 HKD nach, Hang Lung Properties um 3 Prozent auf 26,20 HKD und Sun Hung Kai Properties um 2,2 Prozent auf 116,20 HKD. Die Aktien des Computerherstellers Lenovo vollzogen die Kursverluste der US-Technologiebörse Nasdaq vom Vortag nach und sanken um 3,5 Prozent auf 5,30 HKD.
Gegen den Trend stemmten sich die als defensiv geltenden Versorger. Hongkong Electric stiegen um 2,1 Prozent auf 48,30 HKD. CLP Holdings und Hong Kong & China Gas schlossen jeweils unverändert bei 65 HKD und 19,36 HKD. Kursgewinne verzeichneten ferner China Unicom, die um 1,7 Prozent auf 14,34 HKD zulegten, und China Netcom mit einem Anstieg um 1,9 Prozent auf 107,70 HKD. Die Aktien der beiden Mobilfunkanbieter seien zuletzt schlechter gelaufen als der Markt und deshalb gesucht gewesen, erklärten Händler.
Quelle: ntv.de