Kräftige Verluste in Tokio Asiens Börsen unter Druck
06.05.2010, 10:45 UhrDie japanischen Börsen reagieren nach den Feiertagen mit einem Kursrutsch auf die griechische Schuldenkrise. Zu den Verlierern gehören Exportwerte, sie werden von dem schwachen Euro belastet.
Sorgen über eine Ausweitung der griechischen Schuldenkrise haben die asiatischen Aktienmärkte erneut schwer belastet. Die Börsianer in Tokio hatten nach drei Feiertagen erstmals in dieser Woche die Gelegenheit, auf die jüngsten Entwicklungen in Griechenland zu reagieren. Der Aktienmarkt holte deshalb die Verluste der anderen Weltbörsen nach: Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index stürzte um 3,3 Prozent ab auf 10.695 Punkte. Der breiter gefasste Topix sank 3,1 Prozent auf 956 Zähler. Die übrigen asiatischen Börsen rutschten im Schnitt um rund zwei Prozent. In Shanghai belief sich das Minus auf 2,8 Prozent.
Händler zeigten sich vor allem beunruhigt über die Möglichkeit einer Ausweitung der Krise auf andere Länder der Euro-Zone. Die Ausschreitungen bei Demonstrationen gegen das Sparpaket der griechischen Regierung in Athen hätten die Nervosität der Anleger verstärkt, hieß es aus dem Handel. Am Mittwoch hatte die Ratingagentur Moody's eine weitere Herabstufung Portugals als wahrscheinlich bezeichnet. Viele Anleger richteten ihren Blick deshalb bereits auf das Treffen der Europäischen Zentralbank (EZB) am Nachmittag. "Das heutige Treffen hat enorm an Wichtigkeit gewonnen, da der erneute Einsatz von Maßnahmen zur Krisen-Bekämpfung zunehmend wahrscheinlich erscheint", hieß es in einer Mitteilung von JP Morgan.
Export-Titel unter Druck
Das als sicherer Anlagehafen in Krisenzeiten geltende Gold kostete in Euro gerechnet so viel wie nie zuvor, während die Gemeinschaftswährung erneut unter die Marke von 1,28 Dollar fiel. Vor diesem Hintergrund erlitten Aktien von Unternehmen Kursverluste, die stark vom Export nach Europa abhängig sind. Canon verloren 3,1 Prozent und Sony 3,4 Prozent. Toyota Motor gaben um 3,1 Prozent nach. Überdurchschnittlich hoch fielen die Kursverluste bei Mazda und Suzuki aus, die um 5 Prozent und 6,1 Prozent nachgaben. Mazda exportiert rund 80 Prozent der in Japan hergestellten Fahrzeuge. Suzuki exportiert Fahrzeuge aus Indien nach Europa.
Die jüngste geldpolitische Straffung der chinesischen Notenbank drückte den Kurs von JFE Holdings um 5,9 Prozent. Die People's Bank of China hatte schon am Wochenende die Mindestreserveanforderung für Geschäftsbanken erhöht und damit Ängste geschürt, dass die höheren Zinsen zu einem Rückgang der Stahlnachfrage führen würden. Nippon Steel verloren 3,6 Prozent.
Der Rückgang des Ölpreises belastet die Aktienkurse der Handelskonzerne. Mitsubishi Corp büßten 5,4 Prozent ein. Deutlich besser als der Markt tendierten TDK, die um 0,3 Prozent niedriger aus dem Handel gingen. Das Unternehmen hatte am Freitag überraschend gute Geschäftszahlen vorgelegt.
Verluste in Seoul
Mit heftigen Kursverlusten reagierten die Aktienkurse in Seoul auf die jüngste Entwicklung in der griechischen Schuldenkrise. Der Kospi fiel um 2 Prozent auf 1685 Punkte. Der Markt habe mit Verspätung auf Befürchtungen reagiert, dass die Krise auch auf andere Länder der Eurozone übergreifen könnte, sagten Händler. Am Mittwoch war die Börse in Seoul wegen eines Feiertags geschlossen.
Beobachter glaubten, dass sich die Korrektur des Kospi noch bis Anfang der kommenden Woche fortsetzen wird. Danach dürfte aber eine Erholungsbewegung einsetzen, zumal die Probleme Griechenlands schon länger bekannt seien. Erste Hinweise darauf sahen die Marktteilnehmer darin, dass sich zwar ausländische Anleger verstärkt aus dem südkoreanischen Aktienmarkt zurückzogen, gleichzeitig aber viele koreanische Anleger Kursverluste zum Kauf nutzten.
Angst vor einer weltweit abnehmenden Liquidität belastete die Aktien von Banken. KB Financial Group fielen um 5,2 Prozent und Woori Finance um 5,8 Prozent. Unter den Brokerhäusern gaben Daewoo Securities 4,5 Prozent nach und Mirae Asset Securities 3,1 Prozent.
Aktien von Werften, Reedereien und Technologieunternehmen litten unter Gewinnmitnahmen. STX Pan Ocean verbilligten sich um 3,5 Prozent und Korea Line um 4,4 Prozent. Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering büßten 4,3 Prozent ein. Samsung Electronics verloren 2,4 Prozent und Hynix Semiconductor 2,6 Prozent.
Daewoo Motor Sales stiegen gegen den Trend um das Tageslimit von 15 Prozent. Der größte Gläubiger des Unternehmens, die Korea Development Bank, hatte Unterstützung zugesagt.
Shanghai im Minus
Die Angst vor regulatorischen Eingriffen in den Immobilienmarkt belastete die Kurse chinesischer Aktie stark. Daneben hätten die Schuldenprobleme einiger europäischer Länder die Stimmung getrübt, sagten Händler. Der Shanghai-Composite-Index fiel um 4,1 Prozent auf 2740 Punkte. In Hongkong verlor der Hang-Seng-Index 1 Prozent auf 20.133 Zähler.
Bankenwerte und der Immobiliensektor verzeichneten hohe Verluste. China Vanke büßten 4,1 Prozent ein. Poly Real Estate Group verbilligten sich um 6,7 Prozent. Hintergrund war ein Bericht des "China Securities Journal". Demnach hat die chinesische Regierung Immobilienunternehmen verboten, Einnahmen aus dem Verkauf noch nicht fertiggestellter Immobilien in neue Projekte zu investieren. Diese Praxis war bislang erlaubt
Im Bankensektor gaben Shanghai Pudong Development Bank 6,3 Prozent nach. Bank of China verloren 1,9 Prozent und ICBC 2,2 Prozent. Die staatlichen Eingriffe in den Immobilienmarkt dürften auch die Einnahmen der Banken schmälern, hieß es zur Begründung.
Der Rohstoffsektor litt unter den Plänen der australischen Regierung, Gewinne aus dem Bergbau mit 40 Prozent zu besteuern. Händler erklärten die Verluste des Sektors aber auch mit der griechischen Schuldenkrise und der Angst, dass ein schwächerer Euro die Rohstoffnachfrage aus Europa dämpfen könnte. Yanzhou Coal Mining brachen um 10 Prozent ein, Shanxi Xishan Coal & Electricity um 9,9 Prozent. PetroChina fielen um 5,1 Prozent.
Quelle: ntv.de, rts/DJ