Dax-Vorschau Athen bleibt stärkster Kurstreiber
10.03.2012, 10:43 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Trotz der in greifbare Nähe gerückten Umschuldung Griechenlands werden die Börsen in Europa wohl auch in der neuen Woche keine Freudensprünge machen. Denn Analysten sind sich einig: In Europa gibt es noch genug Probleme, die noch lange nicht gelöst sind und daher auch die Anleger weiter beschäftigen werden.
Nach einem kurzen Aufatmen steht der deutsche Aktienmarkt vor einer weiteren Zitterwoche. "Eine Hürde ist erst einmal genommen. Aber es wäre übertrieben und falsch zu glauben, dass die europäische Schuldenkrise damit beendet ist", sagt Aktienstratege Carsten Klude. Am Freitag war das Ergebnis des Umtauschangebots für griechische Anleihen bekanntgegeben worden. Die Annahmequote lag nach Angaben der griechischen Regierung bei 85,8 Prozent. Euphorie herrsche zwar nicht am Markt, ergänzt Klude, aber: "Die Stimmung an den Märkten ist schon positiv. Nur kann es in dem Tempo, das der Dax zuletzt vorgelegt hat, nicht weiter gehen. Einen großen Rückschlag erwarte ich aber auch nicht."
Seit Jahresbeginn verbucht der Dax ein sattes Plus von rund 17 Prozent. Commerzbank-Aktienstratege Markus Wallner rechnet damit, dass sich an den Börsen in der neuen Woche eher wenig tun wird. "Der Aktienmarkt dürfte sich eher seitwärts bewegen, weil nun eine eher nachrichtenarme Zeit beginnt." In der zu Ende gehenden Woche hat der Dax lediglich die Stellung gehalten. Als zur Wochenmitte die Hoffnungen auf eine Umschuldung Griechenlands wuchsen, machte der Leitindex allerdings einen Teil seiner herben Verluste vom Wochenbeginn wieder wett.
Griechenland und die Euro-Schuldenkrise werden den Markt auch in der neuen Woche beschäftigen. "Das Thema Griechenland ist noch nicht vom Tisch. Es ist entscheidend, dass sich dort konjunkturell etwas tut. Wenn nicht, steigen die Schulden nämlich irgendwann wieder an", sagt Klude. In dem südeuropäischen Land sieht es alles andere als rosig aus. Die griechische Wirtschaft ist im vierten Quartal 2011 um 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal geschrumpft. Auch bei einem Treffen der Finanzminister der Eurogruppe am Montag in Brüssel wird die Schuldenkrise wohl ein Thema sein.
Hoffnungsschimmer aus den USA
Etwas besser als in Europa sieht es nach Einschätzung von Analysten derzeit in den USA aus. "Die Konjunkturwelt in den USA scheint ganz in Ordnung", stellt Klude fest. "Das kann dem Aktienmarkt auch noch etwas Rückenwind verleihen." Eine ganze Reihe wichtiger Konjunkturdaten aus der weltgrößten Volkswirtschaft steht in der neuen Woche auf der Agenda. Am Dienstag werden die Zahlen zum Einzelhandelsumsatz Aufschluss über die Kauflaune der Verbraucher, der wichtigsten Stütze der US-Wirtschaft, geben. Am Donnerstag steht der Industrieindex der Federal Reserve Bank Philadelphia an. Am Freitag folgt der Index zum Verbrauchervertrauen der Universität Michigan.
Am Dienstag wird zudem der Zinsentscheid der US-Notenbank bekanntgegeben. Analysten rechnen damit, dass die Fed, wie bereits angekündigt, an ihrer Nullzinspolitik festhält. Interessant wird allerdings sein, ob Fed-Präsident Ben Bernanke andere geldpolitische Maßnahmen andeutet.
Aus Deutschland wird der ZEW-Index (Dienstag) Rückschlüsse auf die Erwartungen der Börsenprofis zulassen.
Berichtssaison neigt sich dem Ende zu
Nur noch wenige große Dax-Firmen warten in der neuen Woche mit ihren Geschäftsberichten auf, darunter Volkswagen (Montag) und Eon (Mittwoch). "Die Berichtssaison war durchwachsen, die Ausblicke auch", sagt Aktienstratege Wallner. "Da müsste jetzt etwas mehr von den Unternehmen kommen, um dem Markt etwas mehr Auftrieb zu geben."
Quelle: ntv.de, nne/rts