Marktberichte

Tiefster Stand seit vier Monaten Athen lässt Euro fallen

Schicksalstage für den Euro

Schicksalstage für den Euro

(Foto: dpa)

Das anhaltende Tauziehen in Athen hält den Devisenmarkt in Atem. Die Parlamentsparteien des pleitebedrohten Staats einigen sich nicht auf eine Regierung, bei Neuwahlen blüht den Gegnern des Sparkurses weiterer Aufwind. Auch in Spanien trübt sich die Lage weiter ein. Der Euro gibt deutlich ab.

Euro / US-Dollar
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Die schier ausweglose Lage in Griechenland und die Probleme Spaniens setzen dem Euro zu und haben die Aktienkurse in Europa zu Wochenbeginn noch tiefer in den Keller gedrückt. Die europäische Gemeinschaftswährung fällt am Montag erstmals seit vier Monaten unter 1,29 Dollar. Zeitweise kostete der Euro 1,2859 Dollar und damit so wenig wie seit Mitte Januar nicht mehr. Auch an den Aktienmärkten geht es deutlich bergab.

An den Märkten wird der Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone immer stärker ins Kalkül gezogen trotz aller gegenteiligen Beteuerungen aus Brüssel. Die EU-Kommission machte am Montag klar, dass Griechenland in der Eurozone bleiben solle. Auf die Frage, ob die Euro-Finanzminister bei ihrem Treffen am Nachmittag die Möglichkeit des Austritts beraten wollten, antwortete Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker mit einem klaren „Nein“.

Das Griechen-Drama beherrsche die Märkte, erklärten indes Händler. In Athen scheint die politische Lage hoffnungslos: Nach den jüngsten Parlamentswahlen von vor einer Woche ist es immer noch nicht gelungen, eine Regierung zu bilden, die zu den vereinbarten Spar- und Reformmaßnahmen steht. Angesichts der Blockadehaltung vieler Parteien stehen die Chancen für einen Kompromiss schlecht. Damit steuert das Land nach Ansicht etlicher Experten auf eine Staatspleite oder gar einen Austritt aus dem Währungsraum zu. Dies sorgt für große Unsicherheit, da die Folgen für Athen und den Währungsraum nicht sicher abzusehen sind.

Brüssel versucht, die Wogen zu glätten. Zur öffentlichen Debatte über einem möglichen Austritt Griechenlands aus der Eurozone sagte die Sprecherin von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso: „Das wünschen wir nicht.“ Es gebe in den europäischen Verträgen auch keine Klausel, die ein Verlassen des gemeinsamen Währungsgebiets ermögliche. Barroso hatte laut seiner Sprecherin im italienischen Fernsehen zwar gesagt: „Falls ein Mitglied eines Clubs - und ich spreche nicht von einem speziellen Land - nicht den Regeln folgt, ist es besser, dass es den Club verlässt, und das gilt für jede Organisation und oder Institution.“ Es handele sich um eine allgemeingültige Bemerkung, die nicht auf Griechenland zugeschnitten sei, sagte sie.

Nach Angaben von Diplomaten können die Euro-Finanzminister auch deshalb keine Entscheidungen zu Griechenland treffen, da es in Athen bisher keine neue Regierung gibt. Das Land sei zudem mit der Auszahlung von 4,2 Mrd. Euro aus dem Hilfsfonds EFSF in der vergangenen Woche bis Juni finanziert.

Die Eurokrise dürfte auch wichtigstes Thema beim Antrittsbesuch des neuen französischen Präsidenten François Hollande an diesem Dienstag in Berlin bei Bundeskanzlerin Angela Merkel werden. Hollande will den europäischen Fiskalpakt neu verhandeln und tritt für Wachstumsprogramme ein. Merkel lehnt jede Änderung des Fiskalpakts ab, ist aber zu Ergänzungen bereit, um das Wachstum anzukurbeln.

Sorge bereitet auch das angeschlagene Spanien. Zu Wochenbeginn stiegen die Risikoaufschläge für spanische Staatsanleihen und die Prämien für Kreditausfallversicherungen (CDS) auf neue Rekordstände. Im Fahrwasser der spanischen Papiere gerieten auch die Pendants aus Italien verstärkt ins Visier der Investoren, was von Experten als besonders bedenklich eingestuft wird.

Selbst der Versuch der spanischen Regierung, den Auswirkungen der geplatzten Immobilienblase durch eine Bankenreform zu begegnen, sorgte für keine Beruhigung. Die Rendite für zehnjährige Staatspapiere Spaniens kletterten am Montag erstmals seit Dezember 2011 über die Marke von 6,2 Prozent, in der Spitze auf 6,27 Prozent. Damit liegt der Risikoaufschlag zu deutschen Papieren, die immer noch als sehr sicher gelten, bei rund 4,75 Prozentpunkten - so hoch wie noch nie.

Quelle: ntv.de, sla/rts

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