Die Angst ist zurück Athen lastet auf dem Dax
04.05.2010, 17:55 UhrDer deutsche Aktienmarkt gerät wegen neuer Sorgen um die Haushaltslage in Griechenland und Spanien erneut unter Druck. Gute Quartalszahlen stützen die Indizes nur anfangs, dann dreht der Markt ins Minus.
Die hohen Schulden einiger südeuropäischer Euro-Mitgliedsstaaten verunsichern die Anleger am Frankfurter Aktienmarkt. Der Leitindex Dax verlor 2,5 Prozent auf 6006,86 Punkte. Der MDax gab 3,3 Prozent auf 8148,49 Zähler ab und der TecDax büßte 2,7 Prozent auf 789,39 Punkte ein.
"Kurzfristig ist das Risiko eines Zahlungsausfalls stark gesunken, mittelfristig sehen wir jedoch nach wie vor große Herausforderungen für Griechenland", sagte Klaus Wiener, Chefvolkswirt von Generali Investments, zum internationalen Hilfspaket für Griechenland. "Hauptrisiko ist der politische Wille Griechenlands, den erforderlichen Konsolidierungsmarathon auch tatsächlich umzusetzen."
"Der wahre Grund hinter dem heutigen Rückgang ist die Angst vor einer Zahlungsfähigkeit anderer EU-Staaten", sagte Analyst Nicolas Lopez von M&G Valores. Neben der Börse in Athen, deren Leitindex regelrecht einbrach, standen auch die Aktienmärkte in Madrid und Lissabon unter Druck.
Selbst die Bestätigung der erstklassigen Bonität Spaniens durch die Ratingagentur Fitch vermochte die Anleger nicht umzustimmen. Händlern zufolge verunsicherte die Talfahrt des Euro zusätzlich, der in Richtung 1,30 Dollar fiel.
Banken unter Druck
Am Morgen hatten eine Reihe starker Geschäftszahlen sowie gute US-Vorgaben den deutschen Aktienmarkt gestützt. Doch angesichts der neu aufgeflammten Angst vor dem Zahlungsausfall südeuropäischer Staaten traten sie in den Hintergrund.
Vor allem Finanztitel standen unter Druck. "Gerade für die Banken könnte bei einem solchen Szenario ein Rattenschwanz an Risiken folgen, viele Institute haben zig Milliarden auf ihren Büchern", sagte ein Händler. Deutsche Bank gaben 3,6 Prozent ab, Commerzbank büßten 3 Prozent ein. Allianz verbilligten sich um 2,9 Prozent.
Adidas legte im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft Zahlen zum ersten Quartal vor und notierte zunächst im Plus, jedoch drehten die Aktien mit 4,4 Prozent in die Verlustzone. Händler machten vornehmlich Gewinnmitnahmen für die fallenden Kurse verantwortlich, nachdem der Sportartikelhersteller im ersten Quartal Rekordumsätze verbucht hatte und auch die Messlatte für das Gesamtjahr höher legte.
Zahlen gab es auch von Fresenius. Der Gesundheitskonzern bestätigte nach einem Umsatz- und Gewinnanstieg im ersten Quartal seinen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr. Auch die Tochter Fresenius Medical Care schloss das erste Quartal mit einem Gewinn- und Umsatzplus ab. Händler bewerteten die Zahlen beider Konzerne mehrheitlich als "solide". Die Aktien von FMC gaben 0,3 Prozent zu, während die Titel des Mutterkonzerns 3,6 Prozent im Minus schlossen.
Auch Linde präsentierte Quartalszahlen, der Konzern hat im ersten Jahresviertel wie erwartet deutliche Zuwächse erzielt. Die Papiere gaben allerdings 4,4 Prozent nach. Der Kurs habe in den letzten Tagen die positive Entwiclung bereits vorweggenommen, sagte Heino Ruland von RulandResearch. Analysten bemängelten außerdem, dass Konzernchef Wolfgang Reitzle die Jahresprognose vage gehalten hatte.
Zu den größten Dax-Verlierern zählten die Autowerte. Die Talfahrt am deutschen Automarkt hielt im April an. Die Zahl der Neuzulassungen sank im Jahresvergleich um 32 Prozent, wie der Verband der Kraftfahrzeug-Importeure (VDIK) mitteilte. Die Aktien von BMW gaben 4,1 Prozent ab. Daimler fielen um 3,2 Prozent und Volkswagen um 4,3 Prozent.
Lufthansa verloren 4,7 Prozent. Die Fluggesellschaft hatte im ersten Quartal mit einem Nettoverlust von 330 Mio. Euro schlechter abgeschnitten, als vom Markt erwartet worden war.
Deutsche Telekom wurden einen Tag nach der Hauptversammlung mit Dividendenabschlag gehandelt und verbilligten sich um 9,7 Prozent.
In der zweiten Reihe legen Hannover Rück nach gut aufgenommenen Quartalszahlen 0,4 Prozent zu.Das Management hatte für das erste Quartal zwar einen Gewinnrückgang von rund einem Drittel vermeldet, das Unternehmen schnitt damit aber deutlich besser ab als von Analysten erwartet. Zudem wurde die Gewinnprognose für das Gesamtjahr bekräftigt.
Im TecDax gewannen Pfeiffer Vacuum 2,2 Prozent. Auftragseingang, Umsatz und Gewinn haben im ersten Quartal die Schätzungen leicht übertroffen, das Unternehmen hält die Krise nun für überwunden.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ/dpa-afx