Marktberichte

US-Daten schocken Ausverkauf im Dax

Der deutsche Aktienmarkt ist am letzten Handelstag der Börsenwoche von unerwartet schwachen US-Konjunkturdaten zu Fall gebracht worden. Erstmals seit vier Jahren sank die Zahl der Arbeitsplätze in den USA und offenbart damit deutliche Folgen der US-Kreditkrise für die Realwirtschaft. Fast alle Aktien des Dax einschließlich der Nebenwerte mussten daraufhin Verluste einstecken.

Der Dax beendete den elektronischen Handel mit einem Minus von 2,4 Prozent auf 7436,63 Punkte. Der MDax gab 2,3 Prozent auf 10020,99 Punkte nach. Der TecDax kippt zwei Prozent ins Minus auf 911,41 Zähler.

"Der Arbeitsmarktbericht war erschreckend", sagte ein Händler. "Wer auch immer gedacht hat, dass sich die Krise am US-Hypothekenmarkt nicht auf die Realwirtschaft auswirkt, wurde jetzt Lügen gestraft." Den Daten zufolge waren im August in den USA 4000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft abgebaut worden, Analysten hatten im Schnitt mit einem Plus von 110.000 Stellen gerechnet. "Die Daten weisen darauf hin, dass die US-Notenbank bei ihrer nächsten Sitzung die Zinsen senken wird - wir können jetzt nicht mal mehr einen Zinsschritt von 50 Basispunkten ausschließen", sagte HSBC-Analyst Lothar Hessler.

Wenig Beachtung fanden zuvor positive vorbörsliche Konjunkturdaten, wonach der Boom der deutschen Exportwirtschaft weiter anhält. Im Juli führte die deutsche Wirtschaft Waren im Wert von 81,5 Mrd. Euro aus, 11,8 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Die Importe legten um 6,3 Prozent auf 63,6 Mrd. Euro zu. Damit kletterte der Handelsbilanzüberschuss im Berichtsmonat auf 17,9 (2006: 13,0) Mrd. Euro. Mehr Beachtung schenkten die Börsianer offenbar den Frühindikatoren vom Vortag, wonach die Auftragseingänge der deutschen Industrie vor allem aus dem Ausland zuletzt kräftig gesunken sind.

Banken weiter unter Druck

Den stärksten Abwärtssog auf den Dax übten Titel des Industriesektor aus. Papiere von MAN verloren 4,6 Prozent auf 100,67 Euro, Siemens musste 4,4 Prozent Verlust verbuchen, die Aktien des Stahlkonzerns ThyssenKrupp gaben 2,6 Prozent ab.

Auch Autowerte zogen kräftig am Dax. BMW verlor 3,9 Prozent auf 43,38 Euro, Continental gaben 4,4 Prozent auf 90,80 ab, Volkswagen ging mit einem Minus von einem Prozent aus dem Handel. Die Werte mussten neben der generellen Marktschwäche auch ein kräftiges Plus des Euro verkraften, der deutlich über die Marke von 1,37 US-Dollar hüpfte. DaimlerChrysler verlor 3,3 Prozent auf 65,64 Euro. Die Mercedes Car Group hat im August zwar neun Prozent mehr Fahrzeuge verkauft als im Vorjahresmonat, dem Konzern steht jedoch auch teuer Ärger wegen einer zu späten Pflichtmitteilung im Zuge des Vorstandsabtritts von Ex-Chef Schrempp ins Haus. Die Finanzaufsicht BaFin verhängte ein Bußgeld in sechsstelliger Höhe gegen DaimlerChrysler.

Zu den üblichen Verdächtigen der Finanzmarktkrise zählten stets die Finanzwerte, das war auch an diesem Börsentag nicht anders. Die Commerzbank führte mit einem Abschlag von 5,2 Prozent die Verliererliste im Dax an. Die Postbank gab 3,6 Prozent ab, die Deutsche Bank verlor 2,9 Prozent. Händler verwiesen auch auf Gerüchte um die französische Großbank Societe Generale. Das Institut soll Analysten kontaktiert haben, um diese auf ein schlechtes drittes Quartal einzustimmen, heißt es im Markt. Das lässt auch auf dem deutschen Parkett die Alarmglocken schrillen. Zudem kursierten auch in Frankfurt erneut Gerüchte um Verwicklungen deutscher Banken in die US-Hypothekenkrise.

Die Papiere der Deutschen Post kippten drei Prozent ins Minus. Die Expresstochter DHL hat vor negativen Folgen der schlechteren US-Konjunktur auf ihr Geschäft in den USA gewarnt. Es werde schwierig, in der Region bis 2009 ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen, sagte US-Chef Hickler. In den anderen regionen der Welt werde DHL seine Ziele erfüllen.

Unter den wenigen Gewinnern notierten die Papiere von SAP, die 0,3 Prozent zulegten. Der Softwarekonzern zieht 23 Mio. Aktien ein und reduziert sein Grundkapital entsprechend um 1,8 Prozent. An der Börse kommt diese Nachricht gut an, denn damit steigt rechnerisch der Gewinn je Aktie, was sich positiv auf die Dividendenausschüttung auswirken dürfte.

Die im MDax gelisteten Titel von Premiere verloren 3,6 Prozent. Der Bezahlfernsehsender kündigte die Ausgabe neuer Aktien an, um mehr Geld für die Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga nach dem Jahr 2009 ausgeben können. Die Analysten der LBBW äußerten sich skeptisch. Die Aktie werde im Zuge des Ausschreibungsverfahrens der Bundesliga volatil bleiben. "Das Enttäuschungspotenzial für Erholungsphasen ist hoch", warnten die Analysten.

Größter Verlierer unter den Nebenwerten war die Aareal Bank mit einem Abschlag von 5,4 Prozent, gefolgt von IVG Immobilien mit 4,8 Prozent Minus.

Der Ausverkauf machte auch vor den Technologiewerten nicht Halt. Am stärksten erwischte es Solon mit 5,3 Prozent Verlust, gefolgt von Nordex mit 4,8 Prozent Minus.

Quelle: ntv.de

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