Marktberichte

Auf US-Bürgerkriegsniveau Baumwollpreis schießt hoch

Die gestiegene Nachfrage vor allem aus China lässt die Baumwolle deutlich teurer werden. Die Preise für Agrarrohstoffe wie Weizen, Mais oder Sojabohnen sind zum Auftakt der Börsenwoche auf dem Weg nach oben. Der Ölpreis kommt hingegen wegen prall gefüllter Lager etwas zurück.

"Der Markt ist in einer Explosionsphase."

"Der Markt ist in einer Explosionsphase."

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Preis für Baumwolle ist auf ein neues Rekordniveau gestiegen. Nach der Verdoppelung des Preises im vergangenen Jahr kostete ein Pfund Baumwolle an der New Yorker Rohstoff-Börse am Montag 1,6194 Dollar. Der Preis stieg damit um fünf US-Cent - der nach den Regeln des Handelsplatzes höchste zulässige Anstieg. Baumwolle kostete damit so viel wie seit dem Sezessionskrieg in den USA von 1861 bis 1865 nicht mehr.

"Der Markt ist in einer Explosionsphase", sagte ein Börsenhändler. Er begründete den Anstieg mit der stark gestiegenen Nachfrage aus China vor dem dortigen Neujahrsfest. Die Textilindustrie erwartet bereits seit langem steigende Preise für Kleidung. Aufgrund des seit langem steigenden Baumwolle-Preises erhöhten bereits vor einiger Zeit etwa Spinnereien in Europa und Indien ihre Preise. Zusätzlich machen sich nach Angaben der Branche aber auch gestiegene Löhne in Asien und höhere Transportkosten bemerkbar.

Deutlich teurer wurde Weizen.

Deutlich teurer wurde Weizen.

(Foto: REUTERS)

Das weltweit knappe Angebot hat Weizen weiter verteuert. Der US-Kontrakt kletterte um bis zu 1,8 Prozent auf 8,395 Dollar je Scheffel und war damit so teuer wie seit Anfang August nicht mehr. Angesichts der Ernte-Ausfälle in der Schwarzmeer-Region und in Australien seien die USA der einzige große Anbieter für qualitativ hochwertigen Weizen, sagte Analyst Ker Chung Yang von Phillip Futures in Singapur.

Auch die Notierung von Mais zog an. Das Lebens- und Futtermittel kostete mit 6,615 Dollar je Scheffel zeitweise 0,6 Prozent mehr als am Freitag. Grund hierfür sei die Aussicht auf eine geringere US-Aussaat in der kommenden Saison, sagten Börsianer. Nach einer milliardenschweren chinesischen Bestellung zog der Preis für Sojabohnen um bis zu ein Prozent auf 14,265 Dollar je Scheffel an. Im Rahmen des Staatsbesuchs des chinesischen Präsidenten Hu Jintao in den USA vergangene Woche waren Liefer-Verträge im Volumen von 6,7 Milliarden Dollar unterzeichnet worden.

Die Elfenbeinküste liefert rund jede dritte Kakaobohne des globalen Angebots.

Die Elfenbeinküste liefert rund jede dritte Kakaobohne des globalen Angebots.

(Foto: REUTERS)

Der anhaltende Machtkampf in der Elfenbeinküste trieb den Kakao-Preis weiter in die Höhe. Der US-Mai-Kontrakt stieg um bis zu 5,3 Prozent auf 3340 Dollar je Tonne. An der Londoner Terminbörse Liffe war der Schokoladengrundstoff mit einem Plus von 7,3 Prozent auf 2269 Pfund je Tonne immerhin so teuer wie seit vergangenem Juli nicht mehr. Als Auslöser für den aktuellen Kurssprung nannten Börsianer das vom international anerkannten Siegers der Präsidentenwahl in der Elfenbeinküste, Alassane Ouattara, geforderte befristete Exportverbot für Kakao. Es sei völlig unklar, was diese Äußerung bedeute. Denn schließlich kontrolliere sein politischer Gegner, der Amtsinhaber Laurent Gbagbo, die Versorgungswege zu den Häfen. Aus EU-Kreisen hieß es, Sanktionen gegen den weltgrößten Kakao-Exporteur beinhalteten kein Embargo für dieses Genussmittel. Dem Branchenverband der deutschen Kakao-Händler zufolge sind bislang keine Störungen bei den Ausfuhren aus der Elfenbeinküste zu beobachten. "Es gibt große Verunsicherung im Markt, aber die Aufträge der Kunden werden heute unverändert reibungslos abgewickelt", sagte ein Sprecher.

Gold gesucht

Dank eines wieder erwachten Interesses von Finanzinvestoren stieg der Goldpreis zu Wochenbeginn. Die Feinunze des Edelmetalls verteuerte sich auf bis zu 1353 Dollar nach 1342 Dollar im späten Vorwochengeschäft. Vor allem ETF-Anleger stiegen wieder ein. Der weltgrößte Gold-ETF SPDR Gold Trust hatte am Freitag die ersten Zuflüsse seit zwei Wochen vermeldet. Mit gut 20 Tonnen war der Bestand so stark wie seit Anfang Juni nicht mehr gestiegen.

In Erwartung einer regen Nachfrage im Zuge der fortschreitenden Konjunkturerholung war Kupfer gefragt. Die Tonne verteuerte sich um 59 auf 9500 Dollar. Triebfeder war der Commerzbank zufolge auch, dass sich der größte japanische Kupferproduzent, Pan Pacific Copper, mit einem südamerikanischen Minenkonzern auf gut 70 Prozent höhere jährliche Verarbeitungsgebühren für Kupfer geeinigt hat. Üblicherweise würden solche Vereinbarungen bei reichlichem Angebot getroffen. Diesmal sei das Angebot aber eher knapp, merkten die Commerzbank-Analysten an. Sie rechnen für 2011 mit einem Angebotsdefizit von rund 500.000 Tonnen.

Nach der Umstellung auf den März-Kontrakt Ende vergangener Woche gab der Preis für WTI-Öl etwas nach. Das Fass wurde zu 88,65 Dollar gehandelt und war damit 46 Cent günstiger als im späten Freitagsgeschäft. Das Barrel der Nordseesorte Brent notierte dagegen sieben Cent höher bei 97,67 Dollar. Der Commerzbank zufolge war der Preisabstand zwischen den beiden wichtigsten Ölsorten zuletzt vor knapp zwei Jahren so hoch. Die Commerzbank-Analysten erklärten die Differenz damit, dass am US-Lieferort Cushing die Lager bis zum Rand gefüllt sind. Brent werde im Vergleich dazu eher knapp, erläutert UniCredit-Analyst Jochen Hitzfeld.

Quelle: ntv.de, nne/AFP/rts

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