US-Wirtschaft wächst "nur" moderat Beige Book beruhigt die Wall Street
04.09.2013, 22:25 Uhr
Syrien-Debatte an der Wall Street: "Wenn sich das Ausmaß ändert und wir über einen Regimewechsel sprechen, wird sich der Markt dann darauf einstellen müssen."
(Foto: AP)
Das Syrien-Risiko hängt wie eine dunkle Wolke über den Märkten - aber frische Konjunkturdaten drängen sich in den Vordergrund. So profitieren vor allem Autowerte von überraschend guten Absatzzahlen. Und auch Apple rückt in den Fokus.
Das Beige Book der Federal Reserve (Fed) und starke Absatzzahlen des US-Automarkts befeuern am Mittwoch die Wall Street. Gleichzeitig wurde die Sorge vor einem Militärschlag in Syrien in den Hintergrund gedrängt. Tech-Anleger schauten auf Apple.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss mit 14.931 Punkten 0,7 Prozent höher. Der breiter gefasste S&P-500 kletterte um 0,5 Prozent auf 1653 Zähler, der Index der Technologiebörse Nasdaq um 1,0 Prozent auf 3649 Stellen. Im frühen Handel hatten die Kurse wegen der unklaren Folgen eines möglichen US-Militärschlags gegen die syrische Führung noch auf der Stelle getreten. In Frankfurt war der Dax 0,2 Prozent fester mit 8195 Punkten aus dem Handel gegangen.
Das Beige Book und die Geldpolitik
Die US-Wirtschaft ist nach Einschätzung der US-Notenbank im Juli und August mit geringem bis moderatem Tempo gewachsen. In den Markt für Wohnimmobilien sei etwas Schwung gekommen, hieß es in dem am Mittwoch veröffentlichten Konjunkturbericht der Fed, der an den Finanzmärkten als Beige Book bekannt ist. Die Zahl der Neueinstellung blieb demnach konstant oder stieg moderat an.
An den Finanzmärkten spielt die Einschätzung der Wirtschaftslage durch die Fed derzeit eine besonders große Rolle. Die Notenbank will ihre ultralockere Geldpolitik beenden, sobald die Konjunkturerholung für einen nachhaltigen Rückgang der Arbeitslosigkeit sorgt.
Die US-Notenbanker entscheiden das nächste Mal am 18. September über ihren weiteren geldpolitischen Kurs und über die Frage, wann sie konkret damit beginnen wollen, weniger Geld als bislang in den Wirtschaftskreislauf zu pumpen. Allgemein wird erwartet, dass Fed-Chef Ben Bernanke spätestens im Dezember damit beginnt, weniger Staats- und Immobilienanleihen zu kaufen und bis Mitte 2014 ganz auf dieses Instrument verzichtet, über das er jeden Monat 85 Milliarden Dollar für die Konjunktur mobilisiert.
Absatzdaten pushen
Der August war für die Pkw-Hersteller wohl der stärkste Monat seit Beginn der Rezession vor fast sechs Jahren. Der Branchenaufschwung bestärkte Hoffnungen auf eine Belebung der amerikanischen Konjunktur. Börsianer zeigten sich erfreut über den Verkaufsboom der Autohersteller in den USA. Aktien von General Motors stiegen um mehr als 4 Prozent, die von Ford um mehr als 3 Prozent.
Die Aktien des Speichermedien-Herstellers Micron legten um mehr als 5 Prozent zu, die des Rivalen Sandisk um rund 3 Prozent. Die Papiere profitierten von einem Feuer in einem Werk des südkoreanischen Konkurrenten SK Hynix, der die Produktionsstätte zunächst schließen musste.
Zu den Gewinnern zählten auch Aktien von Solar-Firmen, etwa JA Solar, LDK Solar und China Sunenergy, die zwischen 6 und 16 Prozent stiegen. Analysten von JP Morgan hatten sich zuvor sehr positiv über die Branche geäußert.
Warten aufs iPhone
Apple-Aktien stiegen um rund 2 Prozent. Der Tech-Konzern hat für die kommende Woche zu Veranstaltungen eingeladen, und Beobachter erwarten die Vorstellung eines neuen iPhones. Zudem ist denkbar, dass eine Zusammenarbeit mit China Mobile bekanntgegeben wird. Der größte chinesische Mobilfunkanbieter ist der einzige in der Volksrepublik, der noch kein Vertriebsabkommen mit Apple hat.
Zu den Verlieren gehörten Papiere von SAIC, die 4,9 Prozent abgaben. Der IT-Spezialist hatte seine Jahresprognose gekappt und auf die Auswirkungen der Ausgabenkürzungen der US-Regierung verwiesen.
Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts