Marktberichte

Berg- und Talfahrt Berlusconi treibt Euro

Am Devisenmarkt kocht die Gerüchteküche hoch: Spekulationen über einen möglichen Rücktritt von Italiens Premier Berlusconi sorgt zwar für eine Erholung von zeitweise deutlichen Verlusten. Die Marke von 1,38 Dollar bleibt jedoch unangetastet.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Die ungeklärten Regierungsprobleme Italiens haben den Euro zum Wochenauftakt auf eine Berg- und Talfahrt geschickt. Der große Euro-Schuldensünder geriet am Montag nach Griechenland erneut ins Visier der Finanzmärkte. Nachdem die Gemeinschaftswährung zunächst bis auf 1,3682 US-Dollar abgesackt war, erholte sie sich deutlich, als Gerüchte über einen Rücktritt des italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi aufkamen. Zuletzt notierte der Euro bei 1,3779 Dollar.

Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Mittag auf 1,3742 Dollar festgesetzt. Zu anderen wichtigen Währungen hatte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85655 (Freitag: 0,86125) britische Pfund, 107,30 (107,55) japanische Yen und 1,2342 (1,2217) Schweizer Franken festgelegt.

Rücktrittsgerüchte

"Die Investoren reagieren nach wie vor allem auf den politischen Nachrichtenfluss", sagte Devisenanalystin You-Na Park von der Commerzbank. Nachdem man sich in Griechenland endlich auf die Bildung einer Übergangsregierung geeinigt habe, stehe nun Italien im Vordergrund. An den Finanzmärkten wächst die Sorge, ob die drittgrößte Volkswirtschaft im Euroraum ihre Schuldenlast weiter finanzieren kann. Gegen Mittag sorgte ein Medienbericht für Auftrieb beim Euro, wonach Berlusconi vor dem Rücktritt stehen soll. Der umstrittene Premierminister wies die Gerüchte zurück, doch die Zeichen für seinen Abgang verdichten sich.

Nach Einschätzung von Commerzbank-Währungsexpertin Park bleibt die Unsicherheit beim Euro mittelfristig hoch. Neben den politischen Unsicherheiten in Italien und Griechenland seien auch viele Details rund um den erweiterten Euro-Rettungsschirm EFSF noch ungeklärt. Grundlegende Indikatoren der Wirtschaftsentwicklung spielten vor dem Hintergrund der anhaltenden Schuldenkrise im Euroraum so gut wie keine Rolle. Entsprechend beeindruckten unerwartet schwache Daten zur deutschen Industrieproduktion die Anleger am heutigen Montag so gut wie gar nicht.

Rekord-Risikoaufschläge

Angesichts der wachsenden Zweifel, dass Italien seine Schulden zurückzahlen kann, forderten Investoren immer höhere Risikoaufschläge für die Bonds des Mittelmeer-Anrainers. Der Spread der zehnjährigen Titel im Vergleich zu den entsprechenden Bundespapieren stieg auf 3,079 Prozentpunkte. Auch am Markt für Credit Default Swaps (CDS) war das schwindende Vertrauen zu beobachten. Die Kosten zur Absicherung eines zehn Millionen Euro schweren Pakets italienischer Staatsanleihen verteuerte sich um 30.000 auf 520.000 Euro, teilte der Datenanbieter Markit mit.

Angesichts der ungebrochenen Beliebtheit deutscher Staatsanleihen konnte sich der Bund am Montag fast zum Nulltarif am Kapitalmarkt mit frischem Geld eindecken. Der mit dem Schuldenmanagement des Staates beauftragten Finanzagentur zufolge lieh er sich für sechs Monate knapp vier Milliarden Euro zu einem Zinssatz von 0,08 Prozent. Bei der vorangegangenen Auktion vor einem Monat waren es noch 0,291 Prozent.

Quelle: ntv.de, nne/dpa/rts

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