Inside Wall Street Bienchen, Blümchen und die Rezession
12.02.2009, 17:59 UhrAmerikas Eltern haben eine Sorge mehr. Nachdem sie sich jahrzehntelang in Aufklärungsfragen schwer getan haben, Sex aus dem Fernsehen und schmutzige Texte aus den CD-Regalen zu verbannen, wirft jetzt die Rezession die Frage auf: Wie sag ich's meinem Kinde? Psychologen raten, Teenager unbedingt in die unschöne Wirtschaftslage einzuweihen.
Die Psychologin Mary Gresham mahnt Eltern, mit ihren Kindern ehrlich zu sein. Ab dem Teenager-Alter bekämen diese mit, wenn zuhause etwas nicht in Ordnung sei. Sie seien aber meist nicht in der Lage, Markt und Konjunktur sowie die Zusammenhänge zum eigenen Haushalt zu verstehen.
Aufklärung tue also Not und die könne bei ganz einfachen konjunkturellen Fakten beginnen. Warum Verbraucher weniger Geld ausgeben, könne ein Einstieg sein, meint die Expertin. Warum das bei Unternehmen zu Entlassungen führen könnte, wäre ein nächster Schritt. Warum darunter auch Aktien, Papas Portfolio und damit die Reisekasse für den Sommerurlaub leiden, führten weiter und seien besonders wichtige Schritte.
"Kinder müssen verstehen, warum sie persönlich von der aktuellen Krise betroffen sein können", meint Gresham, wobei Eltern aber keinesfalls Angst verbreiten, sondern nur vorsichtig warnen und erklären sollten. So sei es wichtig, zu unterscheiden, welche Bereiche des Alltags künftig gefährdet sein könnten und welche nicht. Etwa: Das (moderate) Taschengeld bleibt bestehen. Oder: Die Hypothek ist sicher, weshalb etwa ein Umzug nicht ansteht.
Aber: Der Urlaub wird in diesem Jahr wohl nicht nach Rio de Janeiro führen, sondern vielleicht nur nach Neu-England. Wandern statt Tiefseetauchen. Teenager könnten solche Schritte durchaus verstehen, meint Gresham, vor allem wenn sie die Konsequenzen eines uneingeschränkten Lebensstils vermittelt bekämen. Dass etwa die Rücklagen für eine weitere College-Ausbildung leiden könnten.
Ganz wichtig finden Experten, die Teenager nicht erst in die Probleme des Marktes einzuweihen, wenn die Familie betroffen ist. Auch in stabilen und nicht direkt von der Finanzkrise bedrohten Haushalten sei es durchaus angebracht, das Thema anzugehen. Eltern könnten ihren Kids etwa Zeitungsartikel über Zwangsversteigerungen und die damit verbunden Familienschicksale zu lesen geben. Allein dadurch wären diese ein wenig vorbereitet, wenn ein paar Monate später doch der eigene Gürtel enger geschnallt werden müsste.
Ganz wichtig sei es, Kindern mit den Erklärungen eine Lektion zu geben. "Sie sollen verstehen was es heißt, wenn sie über ihre Verhältnisse leben", meint etwa Kathy Stepp, eine Finanzberaterin aus Kansas, sie in der Krise selbst zur Familienpsychologin werden musste. Interessanterweise ist genau das eine Lektion, die wohl die Elterngeneration weitgehend vergessen hatte.
Quelle: ntv.de