Dax-Vorschau Bilanzen hui, Konjunktur pfui
17.07.2010, 12:09 UhrPatt am Aktienmarkt: Während positive Überraschungen in den Quartalsbilanzen der Firmen den Optimismus anheizen, geben die jüngsten Daten zur Lage der Weltkonjunktur Anlass zur Skepsis. Und so erwarten Experten in der neuen Woche auch keine klare Richtung für den Dax.
"Der positive Start der Ertragssaison kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die US-Wirtschaft im zweiten Quartal an Schwung eingebüßt hat", schreiben die Aktienstrategen der Landesbank Berlin. Das gestiegene Handelsbilanzdefizit und rückläufige Einzelhandelsumsätze seien deutliche Hinweise, dass sich das Wachstum verlangsame. Deshalb sei kurzfristig eine Verschnaufpause am Aktienmarkt möglich.
"Einerseits sehen wir bislang eine sehr gute Berichtssaison, und das sollte auch so weitergehen, denn die Makrodaten lassen sehr gute Zahlen erwarten", sagt Jörg Rahn, Chief Investment Officer beim Vermögensverwalter Marcard, Stein & Co. Auf der anderen Seite trübten sich die Aussichten für die kommenden Monate ein, und die Zahlen für das dritte Quartal dürften dann schon nicht mehr so gut aussehen. "Das ist so eine Art Patt-Situation, und ich könnte mir nach dem jüngsten Anstieg vorstellen, dass Aktienkurse sogar etwas fallen werden."
In der zu Ende gehenden Woche hat der Dax gut zwei Prozent gewonnen, am Freitagmittag lag der Leitindex knapp ein Prozent höher bei 6.202 Zählern. Auf Sicht von zwei Wochen liegt das Plus bei vier Prozent.
Banger Blick über den großen Teich
Europa hat in der Wahrnehmung der Investoren als Krisenherd inzwischen aber weitgehend ausgedient. Nun wird kritisch in Richtung USA geschaut. Und von dort stehen Daten an, die den Konjunkturskeptikern neue Argumente liefern könnten. Neben Immobiliendaten interessieren vor allem die Frühindikatoren (Donnerstag). Hierzulande wird am Freitag der Ifo-Geschäftsklimaindex veröffentlicht. Volkswirte prognostizieren eine leichte Eintrübung.
Optimisten hoffen dagegen auf Firmenzahlen, beispielsweise von IBM und Philips, die beide am Montag veröffentlichen. Dem niederländischen Elektronikkonzern sagen Analysten eine Verfünffachung des Reingewinns voraus. Zuversichtlich blicken Experten auch den Zahlen der Technologiekonzerne Apple (Dienstag) und Microsoft (Donnerstag) entgegen.
Stresstests machen wenig Bauchschmerzen
Besonders interessant für Anleger bleiben auch in dieser Quartals-Berichtssaison die Banken. In den USA legt Goldman Sachs am Dienstag Zahlen vor, in der Schweiz informiert die Credit Suisse am Donnerstag. Als erstes großes Institut hatte JP Morgan eine 75-prozentige Gewinnsteigerung sowie weniger Abschreibungen für faule Kredite vermeldet. Allerdings lahmte das Investmentbanking.
Seit Wochen sorgt der europäische Banken-Stresstest für Aufregung an den Märkten. Am Freitag werden die Ergebnisse der Belastungstests von 91 Instituten dann veröffentlicht. EU-Diplomaten zufolge soll dies um 18.00 Uhr MESZ - also nach Börsenschluss - passieren. Jede Bank soll demnach ihre Ergebnisse einzeln veröffentlichen. Entwarnung in Deutschland: Hier dürften die Geldhäuser die Stresstests banknahen Kreisen zufolge durchweg bestanden haben. Vierzehn Banken haben teilgenommen - die größten Privatbanken, alle Landesbanken und die beiden genossenschaftlichen Spitzeninstitute DZ und WGZ.
Quelle: ntv.de, von Kirsti Knolle, rts