Konjunktur und Finanzkrise Bittere Pillen für den Dax
03.09.2008, 17:40 UhrDie Sorge vor einer weltweiten Konjunkturschwäche hat am Mittwoch am deutschen Aktienmarkt die Euphorie über sinkende Ölpreise wieder vertrieben. "Die Weltkonjunktur verliert an Fahrt - und das in einem Umfeld der latent vorhandenen Finanzkrise", sagte Helaba-Aktienstratege Christian Schmidt. Die Märkte schauten dabei vor allem auf die Vereinigten Staaten. "Wenn die US-Konjunktur Probleme hat, dann hat die ganze Weltkonjunktur Probleme."
Auch vom nachgebenden Euro-Kurs gingen nach Angaben von Händlern keine Impulse für den Aktienhandel aus. "Prinzipiell ist das für die deutsche Exportwirtschaft gut. Aber es nützt nichts, wenn die Kunden in den USA kein Geld haben etwas zu kaufen", sagte ein Börsianer.
Der Dax schloss mit einem Verlust von 0,8 Prozent bei 6467 Punkten. Der MDax gab gar um 2,2 Prozent auf 8555 Zähler nach. Der TecDax verzeichnete ein kräftiges Minus von 2,1 Prozent und lag bei 819 Punkten. Am Nachmittag hat der Leitindex in Reaktion auf positive US-Konjunkturdaten kurzzeitig seine Verluste abbauen können. Der Aufschwung war allerdings von kurzer Dauer; der Dax-Kurs gab zum Handelsschluss hin wieder nach.
Belastet wurde die Stimmung zudem von schlechten Nachrichten der angeschlagenen US-Investmentbank Lehman Brothers. Der Hedgefonds-Verwalter Ospraie Management schließt nach heftigen Verlusten im August seinen Vorzeige-Rohstofffonds. Lehman Brothers ist mit 20 Prozent an dem Hedgefonds-Verwalter beteiligt.
So ließen die Finanzwerte wieder Federn. Postbank verloren kräftig und sackten um 2,0 Prozent ab. Nach Angaben eines Händlers werden die Häufigkeit der Presseberichte und Kreisemeldungen über eine Verzögerung des Verkaufs oder ein totales Scheitern vom Markt nun für real gehalten. Der Markt habe im Frühjahr einen Verkauf noch als sicher eingepreist. Im Vergleich zum Sektor sei die Aktie zu teuer.
Auch Commerzbank rutschten nach anfänglichen Gewinnen in die Minuszone. Die Aktie verlor 0,1 Prozent. Spekulationen über die Kapitalerhöhung bzw. einen möglichen Verkauf ihrer Commerzbank-Stücke durch Generali lasten aber weiter auf dem Sentiment. Verluste verzeichneten auch Deutsche Bank und Allianz. Deren Papiere verbilligten sich um 0,4 bzw. 1,0 Prozent.
Die Papiere des Pharmakonzerns Merck gerieten nach der Gewinnwarnung des US-Wettbewerbers Corning unter Druck. Sie verloren 3,1 Prozent und waren damit schwächster Wert im Dax.
Die Börse entscheidet über Index-Veränderungen im September, hier gilt K+S als Dax-Auf- und TUI als Dax-Absteiger. TUI fielen um 0,6 Prozent, aber auch K+S gaben nach. Der Abschlag von 6,7 Prozent wurde mit der Erwartung begründet, der Rückgang der Rohstoffpreise werde auch die Düngemittelunternehmen belasten.
Metro gaben um 1,3 Prozent nach. Hier verdarben die schwachen europäischen Einzelhandelsdaten die Stimmung. Nach unten ging es für Infineon mit einem Minus von 0,4 Prozent. Am Markt kursieren weiterhin Spekulationen um Interesse an der Speichertochter Qimonda. SAP legten um 0,1 Prozent zu, nachdem die Analysten von UBS das Kursziel erhöht haben.
Im MDax legten Celesio-Papiere um 1,4 Prozent zu. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hält aktuell eine Anhörung zur Liberalisierung des Apothekenmarktes in Deutschland ab und mit einem Urteilsspruch wird bis zum Herbst 2009 gerechnet. Die meisten Experten erwarten, dass es zu einer Liberalisierung des deutschen Apothekenmarktes kommt. Davon würde der Pharmahändler profitieren.
IVG fielen dagegen um weitere 7,8 Prozent und damit auf ein weiteres Jahrestief. Der Kavernenverkauf wird von den Börsianern negativ gesehen.
Quelle: ntv.de