Marktberichte

Expertenumfrage Bodenbildung beim Ölpreis

Die leichte Erholung der weltweiten Aktienmärkte hat den zuletzt unter Druck stehenden Ölpreis gestützt. Das Fass US-Leichtöl der Sorte WTI zur Lieferung im März verteuerte sich um 3,3 Prozent auf 35,77 Dollar. WTI zur Lieferung im April kostete mit 38,57 Dollar 3,1 Prozent mehr als am Vorabend. Der März-Kontrakt läuft am Freitag aus. "Somit scheint es im Gegensatz zu den vorherigen beiden Monaten diesmal zu einer Angleichung nach unten zu kommen", heißt es in einem Marktkommentar der Commerzbank. "Offensichtlich wird damit gerechnet, dass sich der Lageraufbau auch nach dem Auslaufen des März-Kontraktes weiter fortsetzt." Nordsee-Ö l der Sorte Brent wurde 2,9 Prozent höher bei 40,69 Dollar gehandelt.

Am Mittwoch hatte das American Petroleum Institute mitgeteilt, dass die Lagerbestände in Oklahoma um weitere 1,6 Prozent auf 345,8 Mio. Barrel gestiegen sein dürften. Das US Energieministerium wird die offiziellen Zahlen im Laufe des Tages bekannt geben. Ein Analyst sagte, dass die Nachfrage nach Öl weiter sinke und es gebe keine Zeichen einer Erholung. Der April-Kontrakt für Brent-Rohöl notiert derzeit um 40,30 Dollar und liegt damit leicht im Plus.

Seitw ärtsbewegung

Der Ölpreis könnte nach dem dramatischen Einbruch seit Mitte des vergangenen Jahres offenbar wieder einen Boden gefunden haben. Vorerst dürfte der Preis für Rohöl in der Seitwärtsbewegung bleiben, bevor er im Zuge einer Konjunkturerholung wieder schrittweise anzieht, erwarten Ölmarktexperten. Tempo und Zeitpunkt des zu erwartenden Ölpreisanstiegs im laufenden Jahr hängt von dem jeweiligen Konjunkturszenario ab.

In der von Dow Jones Newswires monatlich durchgeführten Umfrage verringerte sich die Schätzung der 30 befragten Ökonomen für das laufende Jahr für die Referenzsorte Brent um 3,60 US-Dollar gegenüber der vorherigen Umfrage (Mitte Januar) auf 51,40 US-Dollar je Barrel. Für die in Nordamerika besonders wichtige Sorte WTI fiel der Prognosemedian um 1,60 Dollar auf 53,40 Dollar je Barrel. Die Volkswirte erwarten dabei einen über die Quartale sukzessive anziehenden Ölpreis. Für 2010 werden im Mittel ein Brent-Preis von 72,0 (zuvor: 74,0) Dollar und ein WTI-Preis von 74,90 (73,50) Dollar erwartet.

"Erstaunliche Stabilität"

Der Ölpreis war wegen der zunehmenden Konjunktursorgen im vergangenen Jahr kräftig gefallen. Seit seinem Allzeithoch im Juli 2008 hat der Ölpreis mehr als 100 Dollar je Barrel verloren. In den vergangenen Wochen hatte sich der Preis für Öl jedoch relativ stabil innerhalb seiner Handelsspanne gezeigt.

"Die Stabilität des Ölpreises ist in den letzten vier Wochen fast schon erstaunlich", sagte Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Schließlich seien die Konjunkturdaten aus den USA schlecht ausgefallen und die Internationale Energieagentur (IEA), die Energy Information Administration (EIA) und die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) hätten ihren Nachfrageausblick für das laufende Jahr gesenkt, was den Ölpreis normalerweise weiter belastet hätte.

Die Opec rechnet nun mit einem Nachfragerückgang um 580.000 Barrel/Tag und ist damit noch immer deutlich optimistischer als die IEA und das US-Energieministerium, die einen Rückgang um 1,0 bzw. 1,2 Mio. Barrel/Tag erwarten. Die Ökonomen der Deutschen Bank prognostizieren allerdings einen noch deutlicheren Nachfragerückgang um 1,5 Mio. Barrel, entsprechend ihrem trüben Konjunkturszenario.

Nach Einschätzung der Deutschen Bank wird das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2009 um 0,2 Prozent schrumpfen, in den OECD-Ländern sei eine Kontraktion von 2,7 Prozent zu erwarten. Die Anzeichen für eine Wirtschaftserholung ab dem zweiten Halbjahr nähmen angesichts der in den verschiedenen Ländern verabschiedeten Konjunkturpakete zwar zu, doch sei eine länger andauernde Konjunkturschwäche wahrscheinlicher, erklären die Ökonomen.

Neue Spannungen am Ölmarkt

Angesichts dieses Ausblicks prognostiziert die Deutsche Bank nur einen leichten Anstieg des Ölpreises von 45,0 Dollar (Brent) bzw. 43,0 Dollar (WTI) im laufenden Jahr auf jeweils 55,0 Dollar im Schnitt des kommenden Jahres. Damit markiert die Deutsche Bank einen Extrempunkt bei den Prognosen.

Eine deutlich schnelleren Anstieg des Ölpreises erwartet Barclays Capital, dessen Prognosen damit am oberen Rand der Spanne liegen. Im Zuge einer wirtschaftlichen Belebung sehen die Ökonomen den Brent-Preis im Jahresverlauf kräftig steigen und dann von 71,0 Dollar im Schnitt des laufenden Jahres auf 94,0 Dollar im kommenden Jahr zulegen. Für WTI wird ein Anstieg von 71,0 Dollar (2009) auf 96,0 Dollar (2010) vorhergesagt. Am Ölmarkt zeichnen sich ihrer Einschätzung nach bereits neue Spannungen ab.

Die Ölbohrungen in den USA seien in den vergangenen Wochen mit Rekordraten gefallen, erklären die Barclays-Capital-Volkswirte. Die Aktivitäten der internationalen Ölindustrie folgten in der Regel zeitverzögert und dürften daher in den kommenden Monaten auch weiter zurückgehen. Besonders Besorgnis erregend sei, dass bei dem gegenwärtigen Ölpreisniveau neue Funde nicht mehr rentabel erschließbar seien. Investitions- und Explorationsprogramme würden aufgeschoben oder gestrichen, was zu einer Verknappung des Angebots in den kommenden Jahren führen werde. Nach der gegenwärtig kurzen und tiefen Nachfrageschwäche sei also eine "Kapazitätsklemme" zu erwarten, warnen die Ökonomen von Barclays Capital.

Goldpreis fällt


Der Preisanstieg bei Gold ist vorerst zu Ende gegangen. Die Feinunze des Edelmetalls verbilligte sich auf 978,65 Dollar nach 984,50 Dollar im späten Vorabendgeschäft in New York. Händler führten dies auf Gewinnmitnahmen zurück.

Am Mittwoch hatte der Goldpreis ein Sieben-Monats-Hoch erreicht, nachdem er seit Mitte Januar um fast 25 Prozent gestiegen war. "Ich denke weiterhin, dass wir die 1000 Dollar testen werden", sagte Deutsche-Bank-Händler Michael Blumenroth. "Die Leute sind verängstigt, deshalb wird es eine weitere Flucht in sichere Häfen geben." Dies werde sich erst mit einer Erholung der Aktienmärkte verändern. "Wenn das Geld an die Aktienmärkte zurückkommt, wird es aus dem Gold herausgehen", sagte Blumenroth.

Gestützt wurde der Goldpreis von anhaltenden Käufen durch Gold-ETFs. Diese börsennotierte Fonds investieren teilweise in wirkliche Goldbestände und nicht nur in Terminkontrakte. Die Bestände von SPDR Gold Trust, dem weltgrößten Gold-ETF, erreichten einen Rekordstand von 1024,09 Tonnen.

Die Kursgewinne an den Aktienmärkten und ein etwas schwächerer Dollar schob Händlern zufolge die Industriemetallen ins Plus. Die Tonne Kupfer verteuerte sich um 2,8 Prozent auf 3330 US-Dollar, der Preis für eine Tonne Nickel legte 2,3 Prozent auf 10.025 Dollar zu.

Quelle: ntv.de

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