Dax-Vorschau Börsenklima bleibt frostig
19.01.2008, 14:08 UhrInvestoren am Aktienmarkt werden sich nach Einschätzung von Börsianern auch in der kommenden Woche warm anziehen müssen. "Die Flut schlechter Nachrichten setzt die Aktienmärkte weiter unter Druck", prognostiziert Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Zu den grassierenden Rezessionssorgen gesellt sich Analysten zufolge Unsicherheit über das weitere Vorgehen der US-Notenbank Fed. "Das ist alles kein erfreuliches Umfeld. Der Markt wird sich bei hoher Volatilität seitwärts entwickeln oder eher leicht nach unten gehen", erwartet Tobias Basse, Aktienstratege bei der NordLB. Etwas Entspannung erhoffen sich Börsianer von Nachrichten zu den Unternehmensgewinnen. In der abgelaufenen Woche verlor der Dax knapp vier Prozent. Seit Jahresbeginn summieren sich die Verluste im deutschen Leitindex auf inzwischen neun Prozent.
Die von der Kreditkrise in den Vereinigten Staaten ausgelösten Konjunktursorgen konnte auch US-Präsident George W. Bush mit der Ankündigung eines Programms zur Ankurbelung der Wirtschaft nicht zerstreuen. "Das belastende Umfeld hat weiterhin Bestand, in dieser Einschätzung bestätigt uns auch die negative Aufnahme des Konjunkturpaketes an den Märkten", sagte LBBW-Aktienstratege Steffen Neumann. Zur Abwehr einer Rezession werden Steuererleichterungen und die Unterstützung von Unternehmen bei Investitionen diskutiert. Die Details können sich die US-Investoren in Ruhe auf sich wirken lassen, da wegen des Feiertages Martin-Luther-King-Day am Montag die Börsen erst am Dienstag wieder öffnen.
Außerdem wird einmal mehr gelten: Warten auf die US-Notenbank. "Vor allem eine aggressive Geldpolitik der Fed sollte eine deutliche Kurserholung an den Aktienmärkten auslösen", erwartet Krämer. Skeptischer sieht hingegen Basse die die Möglichkeiten der Zentralbank, den Aktienmärkten wieder Aufwind zu geben. "Die US-Notenbank bleibt im Fokus. Sie bewegt sich auf einem schmalen Grad zwischen mutigen Handlungen und überschäumendem Aktionismus", sagt Basse. Die nächste reguläre Sitzung der Fed ist erst für Ende Januar terminiert.
Für Investoren am deutschen Markt steht die Frage im Mittelpunkt, ob die Krise aus den USA in die "alte Welt" überschwappt. Auskunft darüber erwarten sie unter anderem von der Veröffentlichung des Ifo-Konjunkturklima-Index am Donnerstag. "Das Risiko einer kräftigeren Abkühlung der US-Wirtschaft dürfte die Furcht schüren, dass auch die Konjunktur hierzulande stärker in Mitleidenschaft gezogen wird" schreiben die Analysten der Postbank.
Gewinnprognosen für 2008 im Blickpunkt
Die Optimisten unter den Investoren richten ihren Blick weg vom gesamtwirtschaftlichen Umfeld hin zu den angekündigten Geschäftsberichten. "IBM war gar nicht so schlecht, das gibt Hoffnung, dass der Abwärtstrend durch andere Unternehmen gestoppt werden kann", sagt Neumann. Der US-Computerkonzern zeigte sich bei der Präsentation seiner jüngsten Zahlen optimistisch für 2008. In der neuen Woche folgen am Dienstag unter anderem die Technologiekonzerne Apple und Texas Instruments. Nachdem in der abgelaufenen Woche die US-Großbanken Merrill Lynch und Citigroup weitere Milliardenabschreibungen in Folge der Subprime-Krise bekanntgegeben hatten, richtet sich nun der Blick auf die Bank of America, die am Dienstag ihre Bücher öffnen will. Mit Spannung wird laut Neumann beachtet werden, welche Gewinnprognosen die Unternehmen für das neue Jahr abgeben.
In Deutschland wird Siemens wohl am Donnerstag Schwung in die Berichtssaison bringen. Analysten erwarten einen Anstieg des operativen Gewinns um 4,3 Prozent auf 1,55 Mrd. Euro. Am gleichen Tag könnte der Technologiekonzern allerdings auch während seiner Hauptversammlung von den Schatten des Schmiergeldskandals eingeholt werden. Der frühere Vorstands- und spätere Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer sowie weitere zum Teil bereits ausgeschiedene Vorstände sollen für das Geschäftsjahr 2006/07 nach dem Willen des Aufsichtsrates nicht entlastet werden.
Von Stefan Schaaf, Reuters
Quelle: ntv.de