Hexensabbat und Fedentscheid Börsianer fiebern Zinswende entgegen
12.12.2015, 13:24 Uhr
(Foto: REUTERS)
Nun soll sie endlich kommen, die US-Zinswende, auf die sich die Märkte schon vor Monaten eingestellt hatten. Auch wenn als sicher gilt, dass die Fed die Zinsen erhöht, sind viele Marktteilnehmer verunsichert.
Die Börsen dürften in der letzten vollständigen Handelswoche im Jahr 2015 noch einmal richtig Fahrt aufnehmen. "Der Hexensabbat und die Zinsentscheidung der US-Notenbank werden entscheiden, ob der Dax das Jahr eher bei 10.000 oder 11.000 Punkten beenden wird", erwartet Marktexperte Daniel Saurenz vom Analysedienst Feingold Research.
Am Freitag verlor der Dax 2,44 Prozent auf 10.340,06 Punkte. Das ist der niedrigste Schlusskurs des deutschen Leitindex seit dem 22. Oktober. Am Dienstag hatte er noch die 11.000-Punkte-Marke ins Visier genommen, auf Wochensicht dann aber 3,83 Prozent verloren. Der Gewinn seit Jahresbeginn schmilzt: Das Barometer für die 30 wichtigsten deutschen Aktien zeigt seit Januar nur noch ein Plus von 5,45 Prozent an.
Die nahende US-Zinswende wird das Börsengeschehen in der neuen Woche beherrschen. Obwohl eine Anhebung des Schlüsselsatzes durch die Notenbank Fed allgemein erwartet werde, sei Verunsicherung zu spüren, betont Finanzmarkt-Experte Jörg Rahn von Marcard, Stein & Co. "Die Einen trennen sich von Aktien, weil sie die Konsequenzen für die Wirtschaft fürchten. Andere steigen ein, weil sie auf eine Kurserholung hoffen."
"Yellen sollte dabei ihre sanft vorbereitete Zinserhöhung durchziehen und gleichzeitig für 2016 eine behutsame Politik ankündigen", fordert Saurenz. "Dies dürfte dem Markt gefallen, die Volatilität ab Mittwoch drücken und den Weg für eine Schlusserholung 2015 frei machen."
Welche Signale gibt die Fed für 2016?
Am Mittwoch wird die Fed den Leitzins voraussichtlich um 25 Basispunkte auf 0,5 Prozent anheben. Die Reaktion der Finanzmärkte auf den Fed-Entscheid werde entscheidend von den begleitenden Kommentaren der Notenbanker abhängen, betonte Rahn. Sollten sie eine zurückhaltende Straffung der Geldpolitik signalisieren, könne mit einer Erholung der Aktienkurse gerechnet werden. Die Wahrscheinlichkeit hierfür sehe er bei zwei Drittel zu einem Drittel.
Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner geht allerdings davon aus, dass die Fed künftig die geldpolitischen Zügel etwas stärker anziehen wird als allgemein erwartet. Die meisten Börsianer tippen auf eine bis drei Zinserhöhungen um jeweils 25 Basispunkte im kommenden Jahr. Für die US-Konjunktur seien die Zinserhöhungen kein Problem, betont Weidensteiner. "Denn die Konsumenten sind angesichts einer deutlich reduzierten Verschuldung gut auf steigende Zinsen vorbereitet."
Einige Börsianer warnten allerdings vor überzogenen Erwartungen an die Äußerungen der Notenbank. Konkrete Signale seien eher unwahrscheinlich. Daher werde der Kurs des Euro wohl weiter um die Marke von 1,10 Dollar pendeln.
Ifo und ZEW-Indizes stehen an
Die Diskussion um die Fed-Politik drängt die Konjunkturdaten in den Hintergrund. Eine Ausnahme bilden die US-Verbraucherpreise, die einen Tag vor dem Fed-Entscheid veröffentlicht werden. Denn die Inflation ist ein wichtiger Faktor für die Geldpolitik. In der neuen Woche werden außerdem die Konjunkturbarometer der Federal Reserve Bank von New York (Dienstag) und von Philadelphia (Donnerstag) veröffentlicht.
In Deutschland liefert der ZEW-Index am Dienstag Hinweise auf die Stimmung der Börsianer. Am Donnerstag folgt der Ifo-Index, der die Investitionslaune der Unternehmen widerspiegelt.
Auf Unternehmensseite sind Termine dagegen dünn gesät. Am Mittwoch legen der SAP-Rivale Oracle und der Deutsche Post-Konkurrent FedEx ihre Geschäftszahlen vor. Am Freitag verfallen Index-Futures sowie Optionen auf Indizes und einzelne Aktien. In den Tagen vor dem sogenannten Hexensabbat schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.
Quelle: ntv.de, mbo/rts/dpa