Inside Wall Street Bonusstreit geht weiter
02.09.2009, 21:32 UhrDie Diskussion um exorbitante Managergehälter nimmt kein Ende. Den meisten an der Wall Street ist das lästig, denn hier steht man zu seinem Geld – darauf kommt es schließlich an. Doch die jüngsten Exzesse sorgen selbst auf dem Parkett für ein Stirnrunzeln: Die CEOs von Banken, die mit Steuergeldern gerettet wurden, haben zuletzt mehr verdient, als alle ihre Kollegen.
Das geht aus einer erschütternden Studie vor, die das unabhängige „Institute for Policy Studies“ bekannt gemacht hat. Danach haben die Chefs von zwanzig Banken, die in den letzten Monaten nur mit Steuergeldern am Leben gehalten werden konnten, im Durchschnitt 37 Prozent mehr verdient als der durchschnittliche CEO eines Unternehmens im S&P 500.
Bei der Bank of America, Wells Fargo und anderen Branchenriesen wurden im letzten Jahr jeweils rund 13,8 Millionen Dollar an die Nummer Eins überwiesen. Der Durchschnittswert der größten amerikanischen Konzerne aller Branchen liegt bei vergleichweise bescheidenen 10,1 Mio. Dollar. Eine Menge Geld; genau 430 mal höher als das Durchschnittsgehalt der Angestellten in den selben Unternehmen.
Sarah Anderson, eine der Autorinnen der Studie, hält die jüngsten Zahlen für erschreckend – und die hohen Gehälter für gefährlich. „Solange es möglich ist, dass Manager zig Millionen Dollar in Boni kassieren, wird das weiterhin zu hoher Risikobereitschaft beitragen.“ Diese Risikobereitschaft ist umso höher je mehr sie zu Boni führt und je weniger Gefahren in Kauf genommen werden müssen. Und Gefahren – für Karriere oder Gehaltsscheck – scheint es in den Chefetagen von Corporate America längst nicht mehr zu geben.
Wohin die dortige Risikobereitschaft geführt hat, hat die Wall Street erlebt. Dass die Banken, deren Zentralen in einigen Fällen nur einen Steinwurf vom Epizentrum der Finanzkrise entfernt sind, aus den katastrophalen Ereignissen keine Konsequenzen ziehen, ist erschütternd.
Die Autoren der Studie sind sich in ihrem Schluss einig: Die Regierung muss sich um die Manager-Gehälter kümmern, vor allem bei Unternehmen, die von Rettungsprogrammen und damit aus Steuergeldern unterstützt wurden. Dass einige Unternehmen, etwa Goldman Sachs und J.P. Morgan, ihre staatlichen Darlehen flugs zurückbezahlt haben, um möglichen Gehaltsauflagen zu entgehen, darf keinen Unterschied machen.
Sollte sich die Regierung in dieser Hinsicht bewegen, stünde man international nicht alleine da. Großbritanniens Ministerpräsident Gordon Brown droht seinen Bankern mit Gehaltsrückzahlungen bei schlechter Leistung, und auch Angela Merkel und der französische Präsident Nicolas Sarkozy arbeiten an solchen Ideen, die in den nächsten Tagen auch beim G20-Gipfel diskutiert werden sollen.
Quelle: ntv.de