Devisen-Vorschau Brandherde bestimmen Handel
12.12.2009, 08:00 UhrRasche Themenwechsel kennzeichnen derzeit die internationalen Währungsmärkte. Sorgten in der ersten Dezemberwoche noch die Nachwehen der Finanzkrise in Dubai für Verwerfungen, so dominierte Griechenland in der nun zu Ende gehenden Woche das Geschehen. Das EU-Mitgliedsland ist hoch verschuldet. Auch Spanien und Irland geht es finanziell alles andere als gut.
Sollte die Europäische Union diesen Mitgliedern beispringen, dann dürfte das die Staatsbilanzen der übrigen EU-Staaten aufblähen. Die Gemeinschaftswährung litt in dieser Woche unter eben dieser Sorge. Sie fiel in der Spitze um rund 2 US-Cent auf 1,4666 US-Dollar im Wochentief. Vom Zerfall der Währungsunion war in vielen Kommentaren bereits die Rede. Zu Recht?
Griechenland sprengt Euro nicht
"Der Euro wird allein aufgrund der Probleme Griechenlands nicht auseinander fliegen und selbst im Falle einer Verschärfung der Lage in Irland und Portugal nicht abschmieren", meint Armin Mekelburg vom UniCredit. Jedenfalls so lange andere Einflüsse wie die grundsätzliche Schwäche des Dollar und die Zinsdifferenzgeschäfte von Investoren weitergingen.
Die Devisenmärkte hätten dies auch rasch erkannt, der Abwärtsdruck auf den Euro habe sich jüngst abgeschwächt. Seit Mittwoch ist in der Tat eine Stabilisierung des Euro zu Dollar und Yen zu beobachten. "Wir gehen davon aus, dass im Laufe der nächsten Tage nicht nur keine neuen Seiten angerissen werden, sondern auch die Tagesbewegungen weniger heftig sein werden", prognostiziert Mekelburg.
Dubai wieder auf dem Plan
Skeptischer ist die HSH Nordbank: Zu Beginn der kommenden Woche könne das Thema Dubai die Finanzmärkte wieder einholen. Am Montag wird ein 3,5 Mrd. US-Dollar schwerer Bond der Immobilientochter Nakheel der staatlich kontrollierten Holdinggesellschaft Dubai World fällig. Dies könne "für Diskussionen sorgen, die auch wieder die Sorgen um Griechenland erhöhen und den Euro schwächen könnten", schreibt die Landesbank.
Möglicherweise haken Investoren das Thema Kreditausfall und Staatsverschuldung aber auch rasch wieder ab. Die Risikoprämien, die Investoren von Griechenland für Käufe griechischer Staatspapiere verlangen, sind am Donnerstag und Freitag bereits wieder stark gefallen. Ein Hinweis darauf, dass die Finanzmärkte Griechenland nicht als ersten Dominostein einer Reihe fallender EU-Staaten werten, an deren Ende der Euro selbst umkippt.
Verlängerung für leichtes Geld
Von Dubai über Griechenland könnte sich der Blick der Investoren auf Washington richten. Am Mittwoch tritt die US-Notenbank zum letzten Mal im Jahr zusammen. Die Fed-Gouverneure um Ben Bernanke dürften erneut niedrige Leitzinsen noch für längere Zeit in Aussicht stellen. "Noch erscheint das zarte Pflänzchen der Erholung zu gefährdet, um jetzt schon eine Straffung der Geldpolitik zu vertragen", kommentiert die WestLB. Vor allem Privathaushalte und Kleinunternehmer, die auf Bankkredite angewiesen seien, könnten steigende Zinsen in Bedrängnis bringen.
Nach dem überraschend starken US-Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitag dürften sich die Zinserwartungen aber etwas verschoben haben. "Der eine oder andere dürfte nun sagen: Erste Signale von der Fed in Richtung steigende Zinsen sind nicht mehr gänzlich von der Hand zu weisen", sagt Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. Enttäusche die Notenbank diese Erwartung, dann habe der Euro zum Dollar eher noch Aufwärtspotenzial.
Andererseits seien Investoren nach wie vor "short" im Dollar positioniert. Sie setzen also auf eine fallende US-Währung. Gleichzeitig zahlten Anleger, die sich gegen große Bewegungen am Devisenmarkt absichern, für die Absicherung gegen einen fallenden Euro deutlich höhere Prämien als für den Schutz gegen einen steigenden Euro. Risk Reversals heißen diese Absicherungen bei Währungsgeschäften. "Hohe Short-Positionen im Dollar und höhere Risiken auf der Unterseite beim Euro sprechen dafür, dass sich der Euro zum Dollar auf dem Weg nach oben schwer tun dürfte", sagt Leuchtmann.
Quelle: ntv.de, DJ