Marktberichte

Inside Wall Street Das Ende der Korrektur

Es gibt nicht viele Experten, denen zur Zeit Positives über die US-Konjunktur einfällt. Aber es gibt ein paar. Die sitzen bei der Credit Suisse First Boston (CSFB) und empfehlen ihren Kunden, mehr US-Aktien ins Depot zu holen - allen Rezessions-Warnungen zum Trotz fahre man damit langfristig besser als mit europäischen Aktien.

Während Analysten sonst oft dem Trend hinterherlaufen, ist das nun ein wirklich mutiges Statement. Entsprechend muss es begründet werden. Die Experten der CSFP schauen dazu auf das Mandat der Europäischen Zentralbank und der Fed - und schließen auf eine völlig unterschiedliche Politik in Krisenzeiten, die für die US- und die europäischen Märkte zu erwarten seien.

Der Auftrag der EZB sei vor allem, die Inflation einzugrenzen, so die CSFB. Dass dieser Aspekt wichtiger bewertet werden würde als beispielsweise das Wirtschaftswachstum, könne nicht zuletzt an den jüngsten Kommentaren von Jean-Claude Trichet abgelesen werden. Insofern fürchte man, dass die EZB die Zinsen zu lange zu hoch belasse und damit der Konjunktur langfristig schaden könnte.

Die Fed hingegen sehe ihr Mandat eher wachstumsbezogen, heißt es weiter. Zurecht, denn trotz hoher Inflation senkt das Komittee um Ben Bernanke ja seit Wochen den Leitzins und hat weitere Schritte angekündigt. Die CSFB sieht darin auch kein größeres Problem, denn die Lohninflation und die Preisentwicklung auf Unternehmensseite sei nach jüngsten Daten alles andere als schockierend.

Bleibt die Frage, ob man die Zinspolitik an diesen Werten anlegen darf. Denn Ökonomen aller Coleur weisen in den USA regelmäßig darauf hin, dass zwei Drittel der Volkswirtschaft vom Verbraucher getragen werden. Und für den ist die Inflation auf dem höchsten Niveau seit vielen Jahren. Hohe Energiepreise lassen darauf schließen, dass die Preise auch langfristig noch steigen werden.

Allerdings geht man auch von steigenden konjunkturellen Indizes aus. Die Korrektur in den USA sei zu zwei Dritteln abgeschlossen, schätzen die Analysten und machen damit Anlegern Mut. Mit direkten Konsequenzen an der Wall Street, wo es am Montag nach steilen Verlusten in den vergangenen Wochen ausnahmsweise einmal recht stabil ins Grüne geht.

Dennoch: Anleger sollten sich die Kaufempfehlung der CSFB für US-Aktien vielleicht noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Grundsätzlich hat der Markt, der - gemessen am Dow - zur Zeit etwa 15 Prozent unter seinem historischen Hoch notiert, zwar Potenzial. Aber ausgerechnet in den nächsten Tagen dürfte im Rahmen der Bilanzkoferenzen aus dem Finanzsektor noch mancher Schlag für die Wall Street bevorstehen. Noch ein paar Tage zu warten wäre also sicher keine schlechte Idee.

Quelle: ntv.de

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