Der Sekt steht schon bereit Dax-Futures ziehen an
02.03.2012, 08:35 Uhr
(Foto: REUTERS)
Mit rosigen Aussichten steuert der deutsche Aktienmarkt in Richtung Wochenende. Beobachter rechnen mit einem klaren Plus zum Start. Der Leitindex nähert sich einer bedeutsamen Kursschwelle: Ist die 7000 fällig?
Der Dax wird nach Einschätzung von Banken und Brokern mit leichten Kursgewinnen in den Handel am Freitag starten. Am Vortag hatte der Leitindex 1,3 Prozent auf 6492 Punkte zugelegt. Profitiert hatten die Börsen in Europa weiterhin von der für die Banken in der Eurozone.
Eine gute halbe Stunde vor Handelsstart zogen die Futures auf den Dax weiter an. Der März-Dax legte gegen 8.30 Uhr um 0,5 Prozent auf 6955,5 Punkte zu. Das bisherige Tageshoch liegt bei 6965 und das Tief bei 6954 Punkten. Umgesetzt worden waren bislang rund 1400 Kontrakte. Mit dem Anstieg baute der Future die Gewinne vom Donnerstag noch etwas aus und steht nur noch knapp unter dem Jahres-Hoch von 6975,5 Punkten. "Sollte der Future das bisherige Jahres-Hoch überwinden, wäre die Konsolidierung der vergangenen zwei Wochen zu Ende", sagte ein Marktteilnehmer. Die Chancen seien wegen der günstigen Marktbreite bei den Einzeltiteln gut.
An der standen die Zeichen am Donnerstag ebenfalls auf Grün. Der Dow Jones schloss 0,2 Prozent höher, der S&P 500 gewann 0,6 Prozent und der Nasdaq-Composite stieg um 0,7 Prozent. Auch in Asien griffen die Anleger bei Aktien zu. Der Nikkei-Index In Tokio kletterte um 0,7 Prozent, der Index in Shanghai legte um 1 Prozent zu.
Der zweite Dreijahrestender der Europäischen Zentralbank (EZB) habe Europas Aktienmärkte wieder in den Risikomodus versetzt, hieß es. Auch zum Wochenausklang dürften daher die Kurse weiter anziehen. "Viel Liquidität und einfach keine schlechten Nachrichten sind eine kaum zu übertreffende Mischung", sagte ein Händler. Zudem ist die Agenda der Konjunkturdaten sowohl aus Europa als auch den USA gähnend leer, so dass Störfeuer auch von dieser Seite nicht zu erwarten ist. "Es wäre angesichts des bevorstehenden Wochenendes aber nicht verwunderlich, wenn am Nachmittag erste Gewinnmitnahmen einsetzen würden", prognostizierte ein Marktteilnehmer.
Beim Dax rückt eine psychologisch wichtige Marken in Reichweite. Dank der guten Vorgaben und den starken Nachwirkungen der EZB-Aktion erwarteten Händler im Handelsverlauf einen ersten Test der 7000er Marke im Dax. Der deutsche Leitindex könnte das Jahreshoch bei 6971 Punkten überwinden und die "big figure" angreifen, meinte ein Händler. Es wäre das erste Mal seit dem 1. August 2011. "Der Sekt steht schon bereit", hieß es aus Frankfurt. "Wird dieser Stand nachhaltig übersprungen, wird das viele der immer noch skeptischen Anleger dazu bewegen, endlich ihre Bargeldbestände abzubauen", erklärte ein Börsianer.
Gestützt wurde die Stimmung von Konjunkturhoffnungen. EZB-Chef Mario Draghi sieht erste Stabilisierungshinweise. "Vermutlich müssen die Konjunkturprognosen hoch", meinte dazu Heino Ruland von Ruland Research. Der Eurozone bleibe eine stärkere Rezession erspart. "Die deutsche Wirtschaft könnte um 1,5 Prozent wachsen", glaubt Ruland. Viele Häuser und Institute rechnen derzeit aber nur mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 0,4 bis 0,8 Prozent.
Besonders kräftig dürften die Aufschläge bei den Automobilwerten ausfallen: Die US-Absatzzahlen für Februar vom Vortag lagen deutlich pber den Erwartungen der Analysten. Bereits an Wall Street gingen die Automobilwerte mit einem Plus von 2,1 Prozent am Donnerstag als stärkster Sektor aus dem Handel.
Auch hinter der ersten Reihe ließen sich positive Signale erkennen. "Der Ausblick und die Dividende (sind) etwas besser als erwartet", sagte ein Händler mit Blick auf den Geschäftsbericht von Drillisch. Wie am Vortag bei Freenet werde der Markt daher wohl auch bei Drillisch darauf wetten, dass die Ausschüttung für das laufende Jahr noch einmal deutlich erhöht werden wird. Bei den Telekommunikationsdienstleistern stehe derzeit ganz klar das Dividendenthema im Vordergrund, wie jüngst bei Vivendi zu sehen. Dort wurde der Kurs nach enttäuschender Prognose und gekürzter Barausschüttung förmlich zusammengefaltet. "Da Drillisch am Vortag aber bereits mit Freenet gelaufen sind - Drillisch hält gut 20 Prozent an Freenet - könnten die Kursgewinne im Lauf des Tages aber etwas bröckeln", mutmaßte ein Börsianer. Bei Lang & Schwarz werden Drillisch vorbörslich mit einem Plus von 5,3 Prozent gestellt.
Die Aktien von Aurubis werden an diesem Freitag mit einem Dividendenabschlag von 1,20 Euro gehandelt. Zum Vortagesschluss von 44 Euro bedeutet dies einen Abschlag von 2,7 Prozent.
Erleichtert zeigten sich Händler auch über den Ölpreis. Nach dem Schuss auf ein neues Vierjahreshoch am späten Donnerstag kamen die Notierungen deutlich zurück. "Ein zu schneller Anstieg würde die Stimmung belasten", meinte ein Marktteilnehmer. An der Wall Street hatte der Anstieg des Ölpreises die Kurse unter die Tageshochs zurückgeworfen.
Aus technischer Sicht sei der Aufwärtstrend im Dax weiter intakt, hieß es aus dem Lager der charttechnisch orientierten Marktbeobachter. "Wichtig wäre, dass ein Ausbruch über 6971 auch stehen bleibt", betonte ein Experte.
Quelle: ntv.de, DJ/rts