Marktberichte

Wer hat Angst vorm ifo-Mann? Dax-Stimmung getrübt

Die Dax-Gewinner hätte am Donnerstag selbst der Mann vom Sägewerk an einer Hand abzählen können. Er hätte nur vier Finger gebraucht. Vor allem der überraschende Rückgang des Ifo-Index schickte die Blue Chips auf Talfahrt. Der Dax fiel 2,1 Prozent auf 5.054 Punkte.

Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im April überraschend auf 90,5 Punkten nach 91,5 Punkten im März gefallen. Analysten hatten mit einem Anstieg auf 92,1 Punkte gerechnet. Der Rückgang des Index, der Aufschluss über die Stimmung in der Wirtschaft gibt, beruhe allein auf einer negativeren Sicht im Groß- und Einzelhandel, so Ifo-Präsident Sinn. Die Zahlen seien eine herbe Enttäuschung, so Volker Nitsch von der Bankgesellschaft Berlin. Allerdings gebe es immer mal Ausrutscher und Verzerrungen durch Sonderaspekte.

Aus den USA hatte es am Mittwoch bereits schlechte Nachrichten von der Konjunkturseite gegeben. Die US-Notenbank hatte sich bei Vorlage ihres Wirtschaftsberichts, dem sogenannten Beige Book, erneut skeptisch über die Geschwindigkeit des erwarteten Konjunkturaufschwungs geäußert. Zwar signalisierte die Notenbank für fast alle Distrikte und Wirtschaftsbereiche eine Erholung. Allerdings sei die Situation am Arbeitsmarkt eher noch als "flau" zu bezeichnen.

Mit einem operativen Gewinn von 919 Millionen Euro im zweiten Quartal hat der Elektronikkonzern Siemens die Erwartungen von Analysten deutlich übertroffen, die durchschnittlich nur einen Gewinn von 341 Millionen Euro prognostiziert hatten. Sorgenkind bleibt allerdings die Netzwerksparte ICN, die ihren Verlust auf 158 Millionen Euro nach 124 Millionen Euro im Vorquartal ausgeweitet hat. Siemens kündigte zudem den Abbau von 6.500 weiteren Stellen in dem Bereich an. Einen Ausblick auf die Entwicklung im Gesamtjahr gab Siemens auf Grund des schwierigen Marktumfeldes weiterhin nicht. Die Aktie legte 4,3 Prozent auf 66,31 Euro zu.

Die anderen Mitglieder der Siemens-Familie konnten von dem guten Ergebnis des Mutter-Konzerns nicht profitieren. Infineon verlor 3,8 Prozent auf 21,50 Euro. Für Epcos ging es mit 1,2 Prozent auf 46,92 Euro in den roten Bereich. SAP schlossen mit 1,9 Prozent bei 147,30 Euro im Minus.

Deutliche Verluste gab es erneut für die Deutsche Telekom. Die T-Aktie verlor 3,5 Prozent auf 15,60 Euro. Die Mobilfunk-Tochter der Deutschen Telekom, T-Mobile, rechnet im laufenden Geschäftsjahr mit einem geringeren Wachstum bei Umsatz und operativem Ergebnis als im abgelaufenen Geschäftsjahr. So werde der Umsatz in 2002 um rund 30 Prozent auf 19 Milliarden Euro steigen, nachdem im Vorjahr noch ein Wachstum von 41 Prozent erzielt worden war. Der gesamte europäische Telekom-Sektor stehe am Donnerstag unter Druck, so ein Händler. Dazu beigetragen hätten auch die schlechten Zahlen des US-Telekom-Konzerns AT&T vom Vortag.

Auch DaimlerChrysler legte am Mittag Zahlen vor, die die Erwartungen der Analysten übertrafen. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis benannte der Autobauer mit 1 Milliarde Euro und lag damit über den von Analysten erwarteten 819 Millionen Euro. Erfreuliches gab es auch von der US-Tochter Chrysler, die nach sechs Quartalsverlusten in Folge wieder in die Gewinnzone zurückkehrte. Nach einem operativen Gewinn von 127 Millionen Euro bei Chrysler in den vergangenen drei Monaten sei bei anhaltender Marktlage auch für das Gesamtjahr ein Gewinn möglich, so das Unternehmen weiter. Bisher hatte Chrysler nur mit einem ausgeglichenen Ergebnis gerechnet. Der Aktie nützte es nichts, sie fiel 3,3 Prozent auf 50,93 Euro.

Die Deutsche Bank hat im ersten Quartal ihre Beteiligungen an der Münchener Rück und der Allianz weiter reduziert. Der Gewinn aus den Verkäufen werde in der Erfolgsrechnung des ersten Quartal verbucht, so das größte deutschen Finanzinstitut. Der Anteil an der Allianz sei auf 3,34 Prozent von zuvor 4 Prozent verringert worden, an der Münchener Rück besitze man nun noch 5,51 Prozent statt wie zuvor 7,2 Prozent der Anteile, hieß es weiter. Gemessen an den Schlusskursen vom Mittwoch erlöste die Deutschen Bank 1,15 Milliarden Euro mit den Verkäufen. Die Aktie der Deutschen Bank fiel 3,2 Prozent auf 69,90 Euro. Für die Allianz ging es 3,0 Prozent auf 265,06 nach unten und die Münchener-Rück-Papiere schlossen mit 3,0 Prozent bei 277,22 Euro in der Verlustzone. Nach Angaben von Händlern wurden die Papiere der deutschen Versicherer von dem schlechten Ergebnis des britischen Versicherungskonzerns CGNU belastet.

Im Blickpunkt der Anleger standen auch die Aktien der Deutschen Lufthansa und des Touristik-Konzerns Preussag. Beide Unternehmen haben am Donnerstag zur Bilanzpressekonferenz eingeladen. Da die Eckdaten bereits bekannt waren, richtete sich das Interesse auf den Ausblick der Unternehmen, die besonders unter den Anschlägen am 11. September gelitten hatten.

Die Deutsche Lufthansa erwartet nach dem Krisenjahr 2001 für 2002 eine deutliche Erholung ihrer Geschäftszahlen. Konkrete Prognosen wollte die größte deutsche Fluglinie aber wegen der unsicheren konjunkturellen und weltpolitischen Situation nicht machen. Das operative Ergebnis im ersten Quartal werde aber „nicht enttäuschen“, so das Unternehmen. Die Aktie legte 0,1 Prozent auf 16,89 Euro zu.

Der weltgrößte Touristik-Konzern Preussag ist nach eigenen Angaben mit Umsatz- und Ergebniseinbußen in das Geschäftsjahr 2002 gestartet. Bei den Buchungen für die Sommersaison 2002 liege Preussag rund 8,5 Prozent unter dem Vorjahr, so Konzern-Chef Frenzel. Das erste Quartal sei deutlich schwächer ausgefallen als im Vorjahr, so Frenzel weiter, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Negative Folgen durch das Attentat auf der tunesischen Ferieninsel Djerba seien zudem nicht auszuschließen. Seine Nettoverschuldung will der Konzern dennoch in den kommenden 12 Monaten um gut 2 Milliarden Euro senken. Die Aktie konnte 1,3 Prozent auf 30,61 Euro zulegen.

Nach Handelsschluss veröffentlichte Schering seine Zahlen für das erste Quartal. Der Pharmakonzern hat seinen operativen Gewinn um elf Prozent auf 213 Millionen Euro gesteigert, beim Nettogewinn legte das Unternehmen um zwölf Prozent auf 141 Millionen Euro zu. Für das Gesamtjahr hat Schering seine Prognosen bestätigt. Bis 20:00 Uhr verlor die Aktie 2,1 Prozent auf 65,45 Euro. Nachbörslich tat sich bei der Citi-Bank nicht sehr viel, während bei Lang & Schwarz der Kurs leicht anzog.

Der Fresenius-Konzern will einem Zeitungsbericht zufolge seinen Krankenhaussparte Proserve mittelfristig an die Börse bringen. Sowohl das Proserve-Geschäft als auch die Produkte der Immuntherapeutika-Tochter Hemocare hätten das Potenzial, zu der im Dax gelisteten Schwestergesellschaft Fresenius Medical Care aufzurücken, so Fresenius-Vorstandschef Gerd Krick in der Börsen-Zeitung. Konkrete Pläne für einen Börsengang gebe es aber nicht, so das Unternehmen weiter. Die FMC-Aktie verbuchte ein Minus von 0,7 Prozent auf 70,44 Euro, die Mutter Fresenius verlor 1,4 Prozent auf 85,80 Euro.

Und auch im MDax ging es am Donnerstag um Quartalszahlen. Der Sportartikelhersteller Puma hat im ersten Quartal seinen operativen Gewinn um über 180 Prozent auf 33,6 Millionen Euro gesteigert. Analysten hatten im Durchschnitt nur mit einem operativen Gewinn von 20,52 Millionen Euro gerechnet. Die Aktie legte 7,1 Prozent auf 59,95 Euro zu.

Quelle: ntv.de

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