Marktberichte

Ifo verdirbt die Laune Dax antriebslos

Schwache Konjunktursignale haben den Investoren am deutschen Aktienmarkt zum Wochenschluss nachhaltig die Laune verdorben. Nach Kursgewinnen im frühen Handel kippte der Dax angesichts eines schwächer als erwarteten Ifo-Geschäftsklimaindex ins Minus. Einmal im negativen Terrain angekommen, stützten auch Kursverluste in den USA den leichten Negativtrend.

Der Dax beendete den elektronischen Handel mit einem Minus bei 7949,63 Punkten, ein Minus von 0,2 Prozent. Die Nebenwerte entzogen sich dem Abwärtstrend und ließen den MDax 0,3 Prozent auf 11002,66 Punkte steigen. Die Technologiewerte schoben den TecDax 0,1 Prozent ins Plus auf 922,79 Zähler.

Noch zur Wochenmitte hatte sich der Dax bis auf fünf Punkte an das Allzeithoch von 8136 Zählern angepirscht. "Die hohe Volatilität im Moment zeigt letzten Endes, dass die Marktteilnehmer nicht mehr so recht wissen, wo es hingeht", sagte ein Händler. "Zum einen stimmen die Konjunkturdaten. Aber auf der anderen Seite steigt der Ölpreis, und die Sommerpause steht bevor. Außerdem haben einige Gewinne angehäuft, die sie jetzt wohl auch mitnehmen."

Der viel beachtete Geschäftsklimaindex der Wirtschaftsforscher vom Münchener Ifo-Institut, der die Stimmung in den Firmen misst, fiel im Juni auf 107,0 (Mai: 108,6) Punkte. Analysten hatten im Schnitt 108,4 Punkte vorhergesagt. "Der Index liegt zwar noch immer auf hohem Niveau, zeigt aber, dass der deutsche Konjunkturboom kurzfristige keine weitere Beschleunigung erhält", sagte Helaba-Analyst Ralf Umlauf.

Neue Gerüchte treiben Allianz

Ganz oben auf der Verliererliste stand die Aktie von Infineon mit einem Minus von 2,3 Prozent auf 12,52 Euro. Auslöser für den Kursrutsch war eine Abstufung der Aktie durch das Investmenthaus Merrill Lynch. Börsianer verwiesen zudem auf eine Studie des US-Researchhauses iSupply. Die Analysten hatten ihre Umsatzerwartungen für den weltweiten Technologiesektor für 2007 gesenkt.

Die Deutsche Börse schaut im weltweiten Konsolidierungspoker der Finanzplätze weiter zu: Die Mailänder Börse hat sich nach zwei konkurrierenden Fusionsangeboten der London Stock Exchange und der NYSE Euronext für die Offerte der Briten ausgesprochen. Der deutsche Börsenbetreiber sieht sich durch die jüngste Entwicklung jedoch nicht unter Zugzwang. "Unser Fokus liegt auf organischem Wachstum", hieß es in einer im Internet veröffentlichten Präsentation des Unternehmens auf einem Investorentag. Die Aktionäre waren mit dieser Strategie möglicherweise nicht vollends befriedigt, der Kurs fiel 1,7 Prozent auf 83,45 Euro.

Der Aktienkurs des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate setzte ebenfalls seine Talfahrt fort und büßte 1,2 Prozent ein. "Im Moment gehen alle davon aus, dass die Zinsen weiter steigen werden, und Zinssteigerungen sind besonders schlecht für Immobilien", sagte ein Börsianer.

Tagesgewinner war Linde mit einem Plus von 2,5 Prozent auf 86,25 Euro. Die Papiere erreichten damit einen neuen Jahreshöchststand.

Für Gesprächsstoff am Markt sorgte wieder einmal die Allianz, deren Aktien sich mit einem Plus von 1,6 Prozent gegen den Trend stemmten und dabei von Spekulationen auf den Verkauf der Tochter Dresdner Bank profitierten. "Es gibt mal wieder Gerüchte, dass Allianz Dresdner verkauft und das bereits am Wochenende bekannt geben könnte", sagte ein Händler. Ein anderer sprach von dem Gerücht, dass lediglich die Investmentsparte Dresdner Kleinwort an eine der beiden US-Investmentbanken Morgan Stanley oder JPMorgan verkauft werden solle. Die Allianz lehnte eine Stellungnahme ab. Bereits am Mittwoch hatten ähnliche Spekulationen kursiert.

Unter den Nebenwerten waren erneut Gea-Aktien gefragt, die um 3,1 Prozent auf 25,60 Euro stiegen und damit so teuer sind wie seit Mai 1994 nicht mehr. "Gea profitiert immer noch von dem von UBS ausgegebenen Kursziel von 32 Euro", sagte ein Händler. "Und generell ist das auch ein ganz interessanter Wert; die Umstrukturierung ist in vollem Gange, das ist schon eine Erfolgsgeschichte."

Deutlich im Minus schlossen die Papiere von Deutsche Euroshop mit einem Abschlag von 4,4 Prozent auf 53,86 Euro. Die Aktie wurde jedoch am Tag nach der Hauptversammlung ex Dividende gehandelt. Das auf Beteiligungen an Supermärkten spezialisierte Unternehmen hatte 2,10 Euro je Anteilsschein ausgeschüttet.

Bei den Technologiewerten zogen die Solarwerten kräftig an, allen voran Solon mit einem Plus von 8,4 Prozent auf 46,40 Euro sowie Ersol mit einem Aufschlag von 5,5 Prozent auf 63,37 Euro. TecDax-Schwergewicht Solarworld verteuerte sich um 0,9 Prozent auf 66,40 Euro.

Quelle: ntv.de

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