Marktberichte

MLP: Kurs atomisiert Dax auf Abwärts-Kurs

Der Dax testete am Freitag mal wieder die Nerven der Anleger und schwankte zwischen Plus und Minus. Am Nachmittag schien im Sog der schwächeren US-Börsen dann aber eine Richtung gefunden zu sein - es ging stramm nach unten. Der Dax fiel 2,1 Prozent auf 3.532 Punkte. Bereits den ganzen Tag im Sturzflug befand sich die Aktie von MLP, die nach Angaben von Fonds-Managern den größten Tagesverlust erlebte, den jemals ein Dax-Wert verbucht hat. Beschleunigt wurde die Talfahrt am Abend durch die allgemein bereits erwartete Gewinnwarnung.

Mit Abstand größter Verlierer war die Aktie von MLP, die unter die Schallmauer von zehn Euro gefallen ist. Die erneuten Vorwürfe des Anlegermagazins Börse Online gegen den Finanzdienstleister und die allgemein schlechte Stimmung in der Finanzbranche hatten die Aktie zunächst belastet. Zudem gab es bereits den ganzen Tag über Spekulationen über eine Gewinnwarnung des Unternehmens und darüber, dass die Börse den Wert aus dem Dax verbannen könnte. Um 17:43 Uhr wurde zumindest eine dieser Spekulationen zur Tatsache: MLP veröffentlichte vorläufige Zahlen zum abgelaufenen Halbjahr und damit verbunden eine Gewinnwarnung. Angesichts der negativen Presse und der schlechten Börsenstimmung sei das Ertragsziel für 2002 in unerreichbare Ferne gerückt. Die negativen Schlagzeilen hätten sich negativ auf die Gewinnung von Neukunden ausgewirkt. Das weitere Wachstum des Unternehmens werde durch die Angriffe auf MLP und die Entwicklung der Aktie gebremst. Der Kurssturz beschleunigte sich nach der Gewinnwarnung noch. Die Aktie fiel in der Spitze auf 7,60 Euro. Schlussstand: 8,00 Euro, ein Minus von 48,7 Prozent.

Aus den USA kamen am Nachmittag neue Konjunkturdaten. Die Arbeitslosenquote lag nach Angaben des US-Arbeitsministeriums im Juli unverändert bei 5,9 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft stieg um 6.000. Die Arbeitslosenquote lag damit im Rahmen der Erwartungen von Analysten, bei den Beschäftigten hatten die Experten mit allerdings mit einem Anstieg um 69.000 gerechnet.

Die Anleger seien durch die schwachen US-Konjunkturdaten in dieser Woche verunsichert, so ein Händler. Die meisten US-Daten in den vergangenen Wochen seien negativ gewesen, jetzt gehe die Angst um, dass die USA nicht so schnell aus der Rezession herauskommen, wie bislang angenommen.

E.On hat bei seiner beabsichtigten Übernahme von Ruhrgas einen weiteren Rückschlag erlitten. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht hat das vorläufige Vollzugsverbot für den Zusammenschluss der beiden Energiekonzerne bestätigt. E.On kündigte unterdessen an, dass der Versorger alle Rechtsmittel ausschöpfen will, um die Fusion doch noch vollziehen zu können. Ein endgültiges Urteil im so genannten Hauptsacheverfahren soll nach Angaben von Verfahrensbeteiligten noch in diesem Jahr fallen. Nach Bekanntwerden der Entscheidung drehte die Aktie mit 0,4 Prozent auf 48,24 Euro ins Minus.

Weiter nach unten ging es nach der Gewinnwarnung vom Mittwoch auch für die Allianz, die Aktie fiel 4,0 Prozent auf 133,49 Euro. Die Investmentbank Merrill Lynch hat die Gewinnprognose für die Allianz-Aktie für das laufende Geschäftsjahr um 36 Prozent gesenkt.

Im Blickpunkt auf dem Frankfurter Parkett standen auch die Auto-Titel, nachdem am Donnerstagabend die neuesten Absatzzahlen aus den USA veröffentlich wurden. Insgesamt wurden in den USA im Juli 1,52 Millionen Fahrzeuge verkauft. Das ist das beste Monatsergebnis seit dem Allzeithoch im Oktober 2001. Deutliche Zuwächse von über 105 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnete dabei BMW. Bei den DaimlerChrysler mit den Marken Mercedes sowie Chrysler war der Umsatz im Juli dagegen rückläufig. Volkswagen konnte seinen Absatz halten. Die Aktien reagierten unterschiedlich auf die Ergebnisse, BMW konnte 0,9 Prozent auf 38,31 Euro zulegen, für DaimlerChrysler ging es 1,8 Prozent auf 41,92 Euro nach unten und Volkswagen schloss mit 1,5 Prozent bei 45,05 Euro in der Verlustzone.

Der Siemens-Konzern wird voraussichtlich in der angeschlagenen Netzwerksparte ICN weitere 4.000 Stellen abbauen. Dies sagte Gesamtbetriebsratschef Heckmann in einem Agentur-Interview. Auch in der Mobilfunk-Sparte ICM könnten bis zu 700 Arbeitsplätze wegfallen. Die Aktie fiel 5,9 Prozent auf 45,05 Euro.

Der Blick der Anleger richtete sich am Freitag auch wieder auf einige MDax-Werte. Der Pharmakonzern Altana bekräftigte seine Prognose, Umsatz und operatives Ergebnis 2002 um zehn bis 20 Prozent zu steigern. Im ersten Halbjahr erzielte das Unternehmen eine Gewinnsteigerung um 31 Prozent. Die Papiere gaben 1,0 Prozent auf 49,50 Euro nach.

Europas größte Bäckereikette Kamps wird nach eigenen Angaben im ersten Halbjahr 2002 das Vorjahresergebnis nicht erreichen. Grund seien unter anderem außerordentliche Kosten im Rahmen der Übernahme durch den italienischen Nudel-Hersteller Barilla sowie hohe operative Kosten im Filialgeschäft, so das Unternehmen. Seit der Übernahme durch die Italiener wird das Papier allerdings nicht mehr im MDax gehandelt. Die Aktie fiel 1,9 Prozent auf 10,62 Euro.

Quelle: ntv.de

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