Marktberichte

Ohne Leitbörsen Dax auf Richtungssuche

Ohne die US-Leitbörsen stand der Dax am Montag ein wenig auf verlorenem Posten. Der President’s Day sorgte in Amerika für einen handelsfreien Tag und in Frankfurt für etwas Langeweile. Die großen Impulse fehlten einfach, so Händler - dadurch fiel die Richtungssuche schwer. Und so wunderte es nicht, dass die anfänglichen Gewinne bei umsatzschwachem Handel bis zum Abend fast vollständig abgegeben wurden. Der Dax ging mit einem Zugewinn von 0,2 Prozent bei 4.872 Punkten aus dem Handel.

Insgesamt sei die Stimmung allerdings weiter eher gedrückt, was vor allem auf die Verunsicherung der Anleger über mögliche Bilanzierungstricks großer US-Unternehmen zurückzuführen sei, sagten Händler. Zudem stünden in dieser Woche eine ganze Reihe von Geschäftszahlen von Dax-Unternehmen an, da würden die Anleger im Vorfeld vorsichtig agieren. Am Dienstag will Volkswagen seine Zahlen vorlegen, am Mittwoch folgen dann DaimlerChrysler und die HypoVereinsbank.

„Der Markt will eigentlich nach unten, so in Richtung 4500 bis 4600 Punkte“, sagte Aktienhändler Simon Rose von KBC mit Blick auf die weitere Entwicklung des Dax. Der Dax habe nach dem rasanten Kursanstieg seit dem 21. September 2001 noch immer keinen zweiten Boden im Chartbild ausgebildet. „Deswegen ist der Index auch nicht nach den zuletzt überwiegend guten Konjunkturdaten in den USA und Deutschland deutlich gestiegen.“ Die Ausblicke der Unternehmen seien zudem weiterhin schwach.

Aus technischer Sicht sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Dax weiter fallen werde, sagte Klaus Tafferner, technischer Analyst bei Concord Effekten. Tafferner sieht ein mögliches Rückschlagpotenzial bis auf 4354 Punkte. Die leichte Kurserholung in vergangenen Woche, als der Dax rund ein halbes Prozent zugelegt habe, sei eine technisch bedingte Reaktion bei vergleichsweise dünnen Umsätzen gewesen.

Im Mittelpunkt auf dem Frankfurter Parkett stand am Montag die T-Aktie, die 1,2 Prozent auf 15,39 Euro zulegte, obwohl der US-Konzern Liberty Media ankündigte, man werde keine Zugeständnisse gegenüber den deutschen Kartellbehörden für die Genehmigung der geplanten Übernahme von sechs TV-Kabelnetzen der Telekom machen. Nach Ansicht von Experten ist der Deal damit gescheitert, die Telekom hatte die Milliardeneinnahmen bereits fest in ihren Schuldenabbau eingeplant.

Grund für die Kursgewinne der T-Aktie war nach Angaben von Händlern vor allem eine positive Bewertung der US-Investmentbank Goldman Sachs. Die Analysten haben erstmals seit dem Börsengang des Bonner Konzerns ihre Ergebniserwartungen für die Papiere erhöht. Man sehe ein Aufwärtspotenzial von mindestens 20 Prozent für die T-Aktie, so die Aktien-Profis.

Auch die Commerzbank befand sich im Aufwind. Die Beteiligungsgesellschaft WCM gab am Nachmittag bekannt, man habe den Anteil an dem Kreditinstitut von rund einem Prozent auf 5,5 Prozent erhöht und strebe eine Beteiligung von insgesamt knapp 10 Prozent an. Man betrachte das Engagement als mittelfristig, hieß es von WCM weiter. Die Commerzbank war nach eigenen Angaben über die Anteilserhöhung informiert, und betrachtet dies als ein Zeichen des Vertrauens in die Bank. Die Commerzbank-Aktie legte 1 Prozent auf 18,43 Euro zu.

Die Technologietitel wurden Händlern zufolge mehrheitlich von den kräftigen Kursverlusten des US-Computerkonzerns IBM vom Freitag unter Druck gesetzt. Dessen Papiere hatten nach Spekulationen um die Bilanzierungspraxis um rund 4 Prozent nachgegeben. Die Titel von SAP gaben 2,1 Prozent auf 154,20 Euro nach und waren damit der größte Tagesverlierer.

Siemens, deren Aktien sich um 1,5 Prozent auf 66 Euro verteuerten, legten gegen den Branchentrend zu. Händler verwiesen auf ein Zeitungsinterview, in dem der Chef der Siemens-Mobilfunksparte, Rudi Lamprecht, für 2002 ein Wachstum des Handymarktes von 10 bis 15 Prozent vorhergesagt hatte.

Die Aktien von RWE fielen 0,1 Prozent auf 41,02 Euro. Der deutsche Energiekonzern ist nach Informationen der "Sunday Times" an einer einvernehmlichen Übernahme des britischen Stromversorgers Innogy interessiert. Das Volumen der Übernahme belaufe sich auf rund 4,75 Milliarden Euro, so der Bericht weiter. Im frühen Handel war die RWE-Aktie auf Grund des hohen Kapitalbedarfs kurzfristig stärker unter Druck geraten.


Von der europäischen Konkurrenz profitierte die ThyssenKrupp-Aktie, die 1,3 Prozent auf 16,70 Euro zulegte. Der neue europäische Stahlkonzern Arcelor hatte am Montag ein starkes Börsendebüt hingelegt. Die Aktien des aus der Fusion der französischen Usinor, der luxemburgischen Arbed und der spanischen Aceralia hervorgegangenen weltweiten Branchenführers starteten an den Handelsplätzen in Paris, Madrid und Brüssel mit Kursgewinnen von jeweils rund 10 Prozent. Nach einer längeren Schwächephase rechnen Experten für die Jahresmitte mit dem Beginn des nächsten weltweiten Aufschwungs in der Stahlbranche.

Zu einer unendlichen Geschichte entwickelt sich die Krise in der Kirch-Gruppe. Nach Informationen des „Wall Street Journal“ ist die Kirch-Gruppe wesentlich höher verschuldet als bisher angenommen. Schulden und Verbindlichkeiten würden sich insgesamt auf mindestens 13 Milliarden Euro belaufen, schreibt das Blatt. Dies gehe aus einer internen Studie einer der Gläubigerbanken hervor. Bislang war die Verschuldung der KirchGruppe auf fünf bis sechs Milliarden Euro geschätzt worden.

Weiteren Presseberichten zufolge plant der Münchener Medien-Mogul Leo Kirch eine Schadensersatzklage gegen Deutsche Bank-Chef Rolf Breuer, da dieser die Kreditwürdigkeit der Kirch-Gruppe öffentlich in Frage gestellt hatte. Die Aktie der Deutschen Bank gab 0,9 Prozent auf 67,85 Euro nach.

Quelle: ntv.de

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