FMC hielt sich tapfer Dax auf Talfahrt
29.10.2002, 20:20 UhrGewinnmitnahmen drückten den Dax am Dienstag im Tagesverlauf immer tiefer in die Verlustzone - endgültig gebrochen sind die Dämme dann am Nachmittag, nachdem das US-Verbrauchervertrauen deutlich schlechter als erwartet ausgefallen war. Der Dax schloss mit 5,5 Prozent bei 3.022 Punkten im Minus.
Nach Angaben des Wirtschaftsforschungsinstitut Conference Board ist der Index des US-Verbrauchervertrauens im Oktober auf 79,4 Punkte nach 93,7 Zählern im Vormonat und damit den tiefsten Stand seit neun Jahren gefallen. Analysten hatten nur mit einem Rückgang des Index auf 89,7 Punkte gerechnet.
Angesichts der schwachen Konjunktur in den USA komme der Rückgang des Verbrauchervertrauens nicht überraschend, so ein Händler. Nun müsse man abwarten, wie der Markt das verkrafte. In den vergangenen Wochen hätten die Anleger schwache Konjunkturdaten weitestgehend ignoriert und sich auf relativ gute Unternehmensergebnisse konzentriert. Es könne sein, dass diese Tendenz nun beendet sei.
Schlechte Nachrichten gab es von der deutschen Konjunkturseite. Der Internationalen Währungsfonds (IWF) erwartet einem Zeitungsbericht zufolge für 2003 ein langsameres Wachstum der deutschen Wirtschaft als ursprünglich angenommen. So gehe der IWF nach neuesten Berechnungen von einem Wachstum von nur noch 1,75 Prozent aus. Das sei ein Viertel Prozentpunkt weniger als in dem im September veröffentlichten „World Economic Outlook“ des IWF.
Unter Druck standen die High-Tech-Werte, die am Vortag zu den großen Gewinnern gehört hatten. Epcos verlor 8,6 Prozent auf 9,36 Euro, für Siemens ging es 5,6 Prozent auf 42,48 Euro nach unten, Infineon gab 12,5 Prozent auf 9,32 Euro nach und SAP lag mit 6,0 Prozent bei 73,09 Euro im Minus.
Keine guten Neuigkeiten gab es für Schering. Die Europäische Zulassungsbehörde für Medikamente (EMEA) hat das Thrombose-Mittel Refludan des Berliner Pharmakonzerns mit fünf Todesfällen in Verbindung gebracht. Die Patienten seien nach Einnahme des Mittels an schweren allergischen Reaktionen gestorben, so die Behörde. Die Schering-Aktie fiel 2,1 Prozent auf 46,50 Euro.
Der Dialysespezialist Fresenius Medical Care hat in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres seinen Gewinn vor Steuern und Zinsen im Vergleich zum Vorjahr um 4 Prozent auf 511 Millionen Dollar gesteigert. Damit lag das Unternehmen am unteren Ende der Analystenerwartungen, die durchschnittlich mit einem Überschuss von 516 Millionen Dollar gerechnet hatten. Für das Gesamtjahr bekräftigte das Unternehmen seine Prognosen. Die Aktie war der einzige Gewinner im Dax, sie legte um 4,2 Prozent auf 31,20 Euro zu.
Unter Druck standen dagegen die Banken-Titel. Die HypoVereinsbank verlor 10,3 Prozent auf 13,02 Euro, nachdem die Investmentbank Merrill Lynch das Papier auf „sell“ herabgestuft und die Gewinnprognosen für das laufende Jahr gesenkt hat. Die Deutsche Bank verlor 7,2 Prozent auf 40,75 Euro. Die Analysten von Lehman Brothers haben das Kursziel für das Papier auf 50 von zuvor 61 Euro gesenkt. Die Commerzbank gab 6,1 Prozent auf 6,80 Euro nach. Das Problem der Branche sei die Kreditseite, so ein Händler. Hier bestehe das Risiko von Ausfällen angesichts der Pleitewelle in Deutschland und der schwachen Konjunktur. Außerdem laufe das Investmentbanking nach wie vor nicht.
Der im MDAX notierte Gesundheitskonzern Fresenius hat das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern in den ersten neuen Monaten um 7 Prozent auf 617 Millionen Euro. Der Umsatz kletterte den Angaben zufolge um drei Prozent auf 5,55 Milliarden Dollar. Die Vorzugsaktie legte 6,0 Prozent auf 31,80 Euro zu.
Der Chemiekonzern Celanese hat im dritten Quartal vor Sonderposten einen Vorsteuergewinn von 142 Millionen Euro erzielt, dies entspricht einem Zuwachs von 61 Prozent. Analysten hatten nur mit einem Anstieg auf 100 Millionen Euro gerechnet. Für das Gesamtjahr hob das Unternehmen zudem seine Prognosen leicht an. Die Aktie verbuchte ein Plus von 2,0 Prozent auf 19,00 Euro.
Größter Gewinner im Mdax war der Klinik-Betreiber Rhön-Klinikum, deren Vorzugsaktie um 12,4 Prozent auf 34,96 Euro zulegte. Nach einem Umsatz- und Ergebnisplus im dritten Quartal hat sich der Konzern auch für das Gesamtjahr wieder optimistischer gezeigt. Rhön-Klinikum sieht in der aktuellen Entwicklung ein erstes Indiz für den Erfolg der Kostensenkungsmaßnahmen. Auch das Management wird in die Pflicht genommen. Sollten die Ziele für das Gesamtjahr verfehlt werden, würden die Bezüge um weitere 20 Prozent gekürzt. Bisher mussten die Manager bereits um zehn Prozent zurückstecken.
Über gute Geschäfte wusste auch der fränkische Puppenfabrikant Zapf Creation zu berichten. Trotz der allgemeinen Konsumflaute hat das Unternehmen in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres bei Umsatz und Gewinn kräftig zugelegt. Für das Gesamtjahr wurde zudem die Gewinnprognose erhöht. Die Aktie verbesserte sich um 8,6 Prozent auf 22,15 Euro.
Quelle: ntv.de