Schering klettert Dax auf Talfahrt
05.02.2002, 20:20 UhrAm Dienstag setzte sich die Negativserie für die deutschen Standardwerte fort. Es hätte allerdings noch schlimmer kommen können: Enttäuschende US-Konjunkturdaten und ein schwacher Finanzsektor schickten den Dax zeitweise bis auf 4.869 Punkte und damit auf ein neues Jahrestief. Bis zum Handelsschluss konnte sich der Markt allerdings noch etwas fangen - der Dax schloss bei 4.937 Punkten, ein Minus von 1 Prozent.
Wie bereits in den vergangenen Tagen war das Eigenleben des deutschen Aktienmarktes gleich Null, sagten Händler. Die Stimmung sei insgesamt nervös, weil die Gefahr eines Ausbruchs des Dax aus der Handelsspanne der vergangenen Monate bestehe, hieß es weiter.
Negatives war auch von einigen Chartanalysten zu hören. Eine deutliche Korrektur des starken Aufschwungs seit dem 21. September 2001 stehe noch aus und wäre nicht ungewöhnlich. Nicht auszuschließen sei ein Rückfall bis auf 4.360 Punkte, hieß es.
Am Nachmittag kamen enttäuschende US-Konjunkturdaten. Diese deuteten darauf hin, dass die US-Konjunktur nicht so schnell wieder anspringen werde wie erhofft, hieß es von Beobachtern. Der US-Serviceindex war im Januar auf 49,6 Punkte nach 50,1 Zählern im Dezember zurückgegangen. Der Index des Auftragseingangs im Dienstleistungssektor verringerte sich unterdessen auf 49,4 Punkte von 51,5 Zählern. Ein Wert unter 50 deutet auf eine Schrumpfung der Wirtschaft hin.
Unter den größten Verlierer waren die Banken zu finden. Die Unternehmen litten unter den Spekulationen um eine mögliche Zahlungsunfähigkeit der KirchGruppe. Die Deutsche Bank gab 3,3 Prozent auf 67,50 Euro nach, die Hypovereinsbank verbilligte sich um 3,8 Prozent auf 33,88 Euro. Diese beiden Institute gehören zu den größten Kreditgebern der insgesamt mit rund sechs Milliarden Euro verschuldeten Kirch-Gruppe. Zuvor hatte es aus Bankenkreisen geheißen, der Münchner Medienkonzern könne möglicherweise keine weiteren Kredite erhalten.
Gegen den Trend legten Schering um 1,6 Prozent auf 66,01 Euro zu. Der Pharmakonzern hat im Jahr 2001 seinen Nettogewinn über die Erwartungen der Analysten hinaus gesteigert. Der Reingewinn ist im Vergleich zum Vorjahr um 24 Prozent auf 418 Mio. Euro geklettert. Für Schering ist dies das sechste Rekordergebnis in Folge. Grund genug für das Berliner Unternehmen die Dividende auf 83 Cents je Aktie nach 67 Cents im Vorjahr zu erhöhen.
BASF hingegen kündigte an, dass man in diesem Jahr nicht mit einem starken Umsatzwachstum rechne. Die Aktie konnte sich bis zum Handelsende allerdings noch mit 0,2 Prozent ins Plus schieben und schloss bei 45 Euro.
Goldman Sachs hat die Gewinnschätzung für Siemens von zuvor 0,96 Euro je Aktie auf 1,23 Euro angehoben. Die Bewertung bleibe allerdings bei "market performer". Der Aktie half das aber nichts - das Papier rutschte in einem schwachen Marktumfeld um 1,4 Prozent auf 65,75 Euro.
Die Deutsche Telekom arbeitet an einem Alternativplan für ihr Kabelnetz. Sollte der Verkauf an den US-Konzern Liberty Media scheitern, will der Telefonriese das Kabelnetz offenbar mit minimalen Investitionsaufwand weiterhin selbst betreiben, so hieß es aus Unternehmenskreisen. Langfristig werde aber an der Verkaufsabsicht festgehalten, da die Sparte nicht zum Kerngeschäft der Telekom gehöre. Die Telekom wollte den Bericht auf Anfrage nicht kommentieren. Die T-Aktie schloss mit 0,1 Prozent im Plus bei 15,94 Euro.
Die Luftfrachtallianz von Lufthansa, Singapore Airlines und SAS ist auf der Suche nach neuen Partner. Ziel ist es, die Position in Asien und Nordamerika zu stärken. Analysten sehen vor allem die US-Fluglinie Continental als möglichen Partner. Für Asien kommen Air China, China Airlines, EVA Airways und Asiana Airlines in die engere Auswahl. Die Aktien der Kranich-Airline fielen um 1,2 Prozent auf 16,90 Euro.
Quelle: ntv.de