Run auf Balda Dax auf Tauchstation
10.01.2007, 17:38 UhrDie Anleger am deutschen Aktienmarkt haben am Mittwoch Kasse gemacht. Händler verwiesen auf den Preisverfall an den Rohstoffmärkten, der als erstes Anzeichen einer globalen Konjunkturabschwächung gedeutet wird. Der Auftakt in die Berichtssaison in den USA verlief am Vortag erfolgreich: Alcoa legte am Vorabend "super Zahlen" vor.
In der Spitze verlor der Dax ein Prozent. Das Börsenbarometer rappelte sich gegen Ende etwas hoch und schloss mit Minus 0,7 Prozent bei 6.589 Punkten. Der angekündigte Einstieg von Apple in den Handy-Markt löste einen Run auf Infineon und Balda aus.
Der Handyausrüster Balda wird die Touchscreens für das neue multifunktionale Handy iPhone liefern. Das Apple-Geschäft soll den Löwenanteil des Umsatzes in diesem Jahr liefern. Der Aktienkurs verteuerte sich auf die Nachricht hin um 16,7 Prozent auf 8,80 Euro. Apple hatte am Dienstag seine neueste Erfindung vorgestellt - eine Kombination aus Mobiltelefon und iPod mit Bedienung per Touchscreen. Analysten der West LB erhöhten ihre Anlageempfehlung für Balda auf "Buy" von "Hold".
Apples iPhone-Pläne gaben auch Infineon Auftrieb. Die Titel notierten nach Gewinnmitnahmen bei Handelsschluss nur noch 0,2 Prozent höher bei 10,96 Euro. Zwischenzeitlich notierten die Papiere auf dem höchsten Stand seit Juli 2004. "Am Markt wird darüber spekuliert, dass Infineon Teile des Chipsatzes für das "iPhone" liefern soll", sagte ein Händler. Ein Analyst gab allerdings zu bedenken, dass der Einfluss auf das Geschäftsergebnis voraussichtlich begrenzt sein wird. Es sei sehr unwahrscheinlich, dass Infineon die gesamte elektronische Plattform für das neue Handy liefern werde.
Auf der Gewinnerliste behaupteten sich ansonsten Henkel, die 1,7 Prozent höher notierten. Die Papiere profitierten von positiven Analystenkommentaren.
Commerzbank sahnten gegen den Trend 2,1 Prozent ab. Auch hier brachten Analysten Bewegung in den Kurs. Die Experten bei UBS erhöhten das Kursziel um fünf auf 38 Euro; die Analysten von JP Morgan hatten jüngst von der "billigsten Bank in Europa" gesprochen.
Gewinne mitgenommen wurden bei Lufthansa, die 1,1 Prozent einbüßten. "Es gibt Anzeichen, dass bei den Airline-Aktien in den kommenden Monaten weniger Potenzial gesehen wird", kommentierte ein Analyst der HVB. Die Erwartungen, dass es schon bald zu mehreren Übernahmen kommen könnte, seien durch Dementis oder sehr zurückhaltende Äußerungen der Firmen gebremst worden. Die Titel des Billigfliegers Air Berlin fielen um 2,8 Prozent auf 17,55 Euro.
Gegen den Trend zogen die Versorger an. E.on drehten allerdings ab und schlossen 0,2 Prozent leichter. Das oberste spanische Gericht hob eine Klage von Endesa gegen ein Konkurrenzangebot von Gas Natural auf und räumte damit ein bedeutendes Hindernis für die von E.on angestrebte Übernahme von Endesa aus dem Weg.
RWE retteten dagegen 0,9 Prozent in den Feierabend. Die Absicht der EU-Kommission, die Marktmacht großer Versorger drastisch zu beschneiden, war erwartet worden und hat die Kurse daher kaum bewegt. Händlern zufolge sind E.on und RWE reif für eine Erholung. Die haben seit Jahresbeginn fünf Prozent verloren.
Unter Beobachtung standen die Aktien von Volkswagen. Der neue Firmenchef Martin Winterkorn will auf einer Sitzung des Aufsichtsratspräsidiums seine Strategie vorstellen. Nach Einschätzung von Beobachtern könnte das Ergebnis eine neue Konzernstruktur sein. Auch personelle Veränderungen, denen auch der VW-Markenchef Wolfgang Bernhard zum Opfer fallen könnte, seien denkbar. Nach Informationen aus Konzernkreisen werden sich die VW-Aufsichtsräte auch mit der geplanten Lkw-Allianz von MAN und Scania beschäftigen - VW ist bei beiden Konzernen Großaktionär. Die Aktionäre zeigten schwache Nerven. Der Kurs fiel in der Spitze bis zu zwei Prozent. Kurz vor Handelsschluss lag die VW-Aktie noch 0,6 Prozent niedriger bei 82,60.
Die im Nebenwerteindex MDax notierte Aktie von Patrizia Immobilien fiel um 4,8 Prozent. Das Unternehmen will durch die Ausgabe von 4,73 Mio. neuen Papieren - dies entspricht fast zehn Prozent des Grundkapitals - frisches Geld einsammeln, um damit weitere Wohnungskäufe zu finanzieren. Der Ausgabepreis für die neuen Titel soll im Laufe des Tages festgelegt werden.
Nach der Bekanntgabe positiver Studiendaten für den größten Hoffnungsträgers von Merck, das Krebsmittel Erbitux, legte die Aktie des Pharmakonzerns gegen den Markttrend 0,6 Prozent auf 86,74 Euro zu.
Quelle: ntv.de