Marktberichte

Räuberleiter Dax auf dem Dach

Nach mehreren erfolglosen Anläufen haben die deutschen Standardwerte am Mittwoch die Marke von 6.900 Punkten erfolgreich hinter sich gelassen. Hilfreich waren dabei die US-Daten zur Produktivität und den Lohnstückkosten.

Die geringer als erwartet gestiegenen Lohnstückkosten bei höher als prognostizierter Produktivität bestätigten die insgesamt gute Lage der US-Wirtschaft bei überschaubaren Inflationsrisiken, kommentierte ein Marktteilnehmer. Tagessieger waren unangefochten Infineon mit einem elfprozentigen Plus.

Der Dax schloss 0,6 Prozent höher bei 6.915 Punkten. Die Unternehmensbilanzen und das charttechnische Umfeld stimmten, sagten die einen. Andere äußerten sich verhaltener: "Es wird extrem schwierig, die 6.900 oder die 7.000 Punkte zu überwinden", so ein Marktteilnehmer. "Ich gehe davon aus, dass es erst zu einer Korrektur kommt, bevor es weiter nach oben geht."

Parallel zum Dax setzten die Nebenwerte im MDax ebenfalls ihre Rekordjagd fort. Der Gradmesser für die zweite Börsenliga schrammte mit 9.996,31 Punkten in der Spitze knapp an 10.000 Zählern vorbei.

Die Produktivit ät der US-Wirtschaft wuchs im vergangenen Jahr so schwach wie seit neun Jahren nicht mehr. Sie ging auf 2,1 Prozent von 2,3 Prozent 2005 zurück. Im vierten Quartal beschleunigte sie sich allerdings wieder überraschend stark um 3,0 Prozent nach einem revidierten Rückgang von 0,1 Prozent im dritten Jahresviertel. Analysten hatten für das vierte Quartal mit einem Plus von lediglich 1,8 Prozent gerechnet.

Die Lohnst ückkosten erh öhten sich unterdessen im vierten Quartal um 1,7 Prozent. Ökonomen hatten hier ein Plus von 2,0 Prozent erwartet. Für das Vorquartal wurde ein revidierter Anstieg von 3,2 Prozent (vorläufig: 2,3 Prozent) ausgewiesen. Für das Gesamtjahr 2006 wurde ein Produktivitätswachstum von 2,1 Prozent ermittelt, was die geringste Rate seit 1997 darstellt.

An der Spitze der Dax-Gewinner rangierten Infineon unangefochten mit einem satten Plus von 10,7 Prozent auf 11,96 Euro. Hintergrund ist ein Auftrag des finnischen Handybauers Nokia. Infineon soll Halbleiter für neue Einstiegsmodelle liefern. Die Münchener hatten bereits Ende Januar von einem Großkunden berichtet, allerdings keine Namen genannt.

Hartnäckige Gerüchte um einen möglicherweise unmittelbar bevorstehenden Rücktritt von TUI-Chef Michael Frenzel sorgten für einen Run der Anleger auf die Aktie. Das Papier zog knapp fünf Prozent auf 17,33 Euro an. "Es halten sich Gerüchte, dass Frenzel heute oder in den nächsten Tagen oder sogar in den nächsten Stunden zurücktritt. Keiner glaubt so richtig dran", sagte ein Händler. "Frenzel ist das große Feindbild vieler Investoren, ein Abschied von ihm wäre daher positiv." Andere Börsianer äußerten sich ähnlich. Das Schicksal von TUI-Chef Frenzel sorgt seit Monaten für Spekualtionen am Markt.

Mit an der Spitze hielten sich auch E.on mit einem Aufschlag von 0,9 Prozent auf 111,65 Euro. Die Führung des spanischen Versorgers Endesa bezeichnete das Übernahmeangebot von E.on als "aus finanzieller Sicht angemessen".

RWE zogen um 1,2 Prozent an. Der Versorger will sich auf keinen Preiskampf mit E.on im Direktvertrieb für Strom und Gas einlassen. Es gebe kaum Spielraum für Preissenkungen, zitieren "FTD" und "Handelsblatt" RWE-Energy-Vertriebsvorstand Andreas Rademacher.

Postbank legten in Reaktion auf einen positiven Analystenkommentar um 1,8 Prozent auf 67,47 Euro zu.

Größter Verlierer im Dax blieben BMW mit Minus 2,4 Prozent auf 45,43 Euro. Der Finanzkonzern Allianz platziert eigenen Angaben zufolge 16,1 Mio. Aktien des Autokonzerns. Laut Händlern werden die Papiere zu 45,55 bis 46,55 Euro angeboten.

Mit einer weiteren negativen Studie zu Trasylol standen auch Bayer im Blick. Nach der Studie steigt die Sterblichkeit bei Zugabe von Trasylol. Händler meinten, die Studie könne zwar das Sentiment belasten. Andererseits sei in den USA der Gebrauch von Trasylol bereits eingeschränkt worden, von daher sei der Einfluss der neuen Studie wohl begrenzt. Bayer verloren 0,2 Prozent auf 44,99 Euro.

Spurlos ging die Entwicklung um BenQ an Siemens vorbei. Auf Siemens könnte eine Forderung von 100 Mio. Euro zukommen, heißt es mit Blick auf Aussagen des Insolvenzverwalters. Siemens stiegen um 2,0 Prozent auf 83,88 Euro.

Im Technologieindex TecDax schlossen Q-Cells am Ende doch noch 0,1 Prozent höher bei 49,34 Euro. Der Solarzellenhersteller will eine Wandelanleihe in Höhe von 350 Mio. Euro begeben.

Der Börsengang des Vermögensverwalters Altira war erfolgreich. Zum Handelsstart im Entry Standard gab es einen kräftigen Kurssprung auf 37,50 Euro. Damit lag der erste Kurs rund 30 Prozent über dem festen Zuteilungspreis von 28,50 Euro. Bis Handelsschluss schmolz das Plus allerdings bis auf 36,85 Euro zusammen. Altira zufolge war die Emission von bis zu 380.000 Aktien, die vollständig auf einer Kapitalerhöhung stammten, mehr als zehnfach überzeichnet. Der Emissionserlös von 10,8 Mio. Euro will der Vorstand für Zukäufe ausgeben.

Quelle: ntv.de

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