Marktberichte

Miserable Stimmung Dax auf neuem Jahrestief

Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich zum Wochenschluss im großen Stil von ihren Beteiligungen getrennt und den Dax damit auf ein neues Jahrestief geschickt. Gründe für die schlechte Stimmung sind die Angst vor einem Kollaps der US-Hypothekenbanken Freddie Mac und Fannie Mae sowie der neuerliche Anstieg des Ölpreises. Aussagen von US-Finanzminister Henry Paulson, wonach die Regierung die beiden Institute in ihrer jetzigen Form erhalten will, machten Hoffnungen der Anleger auf ein staatliches Rettungspaket zunichte.

Der Dax fiel um 2,4 Prozent auf 6153 Punkte, nachdem er zuvor bei 6139 Punkten das niedrigste Niveau seit Oktober 2006 erreicht hatte. Im Wochenvergleich nimmt sich das Minus mit 1,9 Prozent zwar moderat aus. Allerdings steht der Dax nunmehr über 20 Prozent unter dem Jahreshoch - ein klares Signal für einen sogenannten Bärenmarkt. Der MDax verlor auf Tagessicht 2,9 Prozent, der TecDax gab 2,3 Prozent ab.

Der Ölpreis hat seit Donnerstag um zehn Dollar zugelegt. Ein Fass US-Leichtöl kostete zum Xetra-Handelsschluss rund 145 US-Dollar. Mit einem zwischenzeitlichen Stand von 147,27 US-Dollar notierte der Preis so hoch wie nie zuvor.

Wenig Trost spendeten in diesem negativen Umfeld die US-Börsen. Quasi zeitgleich mit dem Schluss des elektronischen Handels in Deutschland kippte der Dow-Jones-Index unter die Marke von 11000 Indexpunkten und verzeichnete damit eine Minus von rund zwei Prozent.

Hoher Ölpreis drückt Auto- und Luftfahrttitel

Den Ölpreisanstieg bekamen europaweit die Luftfahrt- und Autotitel besonders zu spüren. Lufthansa verloren 5,7 Prozent, auch für die europäischen Rivalen Air France-KLM, Ryanair und British Airways ging es kräftig bergab. Bei den Autos sah es nicht viel besser aus. Daimler büßten drei Prozent, BMW 3,7 Prozent und MAN fünf Prozent ein. Händler verwiesen auf eine Studie von Merrill Lynch, wonach die Gewinnschätzungen für den gesamten Sektor noch viel zu hoch seien.

Schwächster Dax-Wert waren die Aktien des Reifenherstellers Continental, die um 7,6 Prozent einbrachen. Merrill Lynch war von seiner Kaufempfehlung abgerückt und hatte seinen Kunden eine neutrale Gewichtung empfohlen.

Neben ölabhängigen Werten zählten vor allem Finanztitel zu den größten Verlierern. Allianz fielen um 3,4 Prozent, Deutsche Bank um 3,7 Prozent. Einzig die Commerzbank und die Postbank trotzten dem Trend, sie legten 0,5 bzw. 2,3 Prozent zu. Die Aussicht auf ein wachsendes Interesse der Deutschen Bank, die im Bieterrennen um die Citibank den kürzeren gezogen hatte, locke Käufer an, sagten Händler. "Der Verkauf stärkt die Verhandlungsposition der Postbank, da die Deutsche Bank kein alternatives Übernahmeziel in dieser Größe hat", erläuterte Analyst Konrad Becker von Merck Finck.

Relative Stärke bewiesen die Papiere von ThyssenKrupp mit einem Minus von lediglich 0,9 Prozent. Börsianer verwiesen auf eine Erhöhung der Stahlpreisschätzungen durch Lehman Brothers als Antrieb. Die Einschätzung für Thyssen beließen die Analysten dennoch bei "Underweight" mit einem Kursziel von 38 Euro. Im MDax konnten Salzgitter hingegen ihre frühen Kursgewinne nicht halten und schlossen 2,6 Prozent im Minus.


Die im SDax notierten Titel von Air Berlin kippten nach zwischenzeitlich kräftigen Gewinnen am Morgen rasch wieder ins Minus und verloren 1,9 Prozent auf 3,63 Euro. Damit profitierten sie nur kurzfristig von der Nachricht, dass die Fluggesellschaft und der Reiseveranstalter Thomas Cook ihre Pläne für eine Fusion zwischen der Fluggesellschaft Condor und Air Berlin aufgegeben haben. Ein entsprechender Antrag an das Bundeskartellamt sei zurückgezogen worden, teilten die Berliner mit. Analystin Martina Noss von der Nord/LB zufolge hatte sich dies wegen der schwierigen Finanzlage von Air Berlin und der hohen Kerosinpreise bereits abgezeichnet.

Quelle: ntv.de

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