Infineon hebt ab Dax beflügelt
11.11.2009, 18:00 UhrDer deutsche Aktienmarkt hat am Mittwoch von wieder zunehmendem Konjunkturoptimismus profitiert. Auslöser waren starke Wirtschaftsdaten aus China, die in ganz Europa und auch den USA für steigende Kurse sorgten. Die Industrieproduktion in China hatte im abgelaufenen Monat den stärksten Anstieg seit März 2008 verzeichnet.
Der deutsche Leitindex Dax sprang am Nachmittag kurzzeitig über 5.700 Punkte, konnte diese Marke jedoch nicht bis in den Feierabend retten und ging mit plus 1 Prozent auf 5.668,35 Zählern aus dem Handel. Der MDax gewann 1,3 Prozent auf 7.282,47 Zähler. Der TecDax rückte um 1 Prozent auf 760,46 Punkte vor.
"Der Konjunkturoptimismus nimmt wieder zu", sagte Marktstratege Thilo Müller vom Fondsberates MB Fund Advisory. "Das zeigt sich auch daran, dass vor allem zyklische Aktien wie BASF oder ThyssenKrupp gefragt waren. Nur K+S fallen da aus der Reihe." K+S gaben nach einem negativen Analysten-Kommentar um 1,9 Prozent auf 37,85 Euro nach. Die Analysten der UBS haben das Kursziel für die Aktie auf 27 Euro von 30 Euro gesenkt und raten zum Verkauf der Aktie.
Infineon konnten am Nachmittag noch kräftig zulegen und beendeten den Handel mit einem Plus von knapp 7 Prozent bei 3,38 Euro. Unter anderem profitierte die Aktie von der Nachricht, dass Infineon die Chips für die chinesischen Reisepässe liefert. Momentan seien 30 Mio. Reisepässe im Umlauf, es werde allerdings auf Folgeaufträge gehofft, hieß es aus dem Handel.
Eon-Prognose zieht
Mit Aufschlägen von 1,2 Prozent auf 27,25 Euro reagierten Eon auf die Bekanntgabe des Quartalsberichts. "Die Zahlen sind sehr positiv", so ein Händler auch mit Blick auf die nun bessere Prognose für das Gesamtjahr. Eon meint, der bereinigte Überschuss werde das Vorjahresniveau nun nur noch um 3 Prozent bis 5 Prozent unterschreiten statt um 5 Prozent bis 10 Prozent.
Auch nach Einschätzung der LBBW sind die Zahlen besser als erwartet ausgefallen, die Zinszahlungen seien wohl geringer als erwartet. Laut Equinet sorge der erhöhte Ausblick für das bereinigte Konzernergebnis 2009 dafür, dass die im Vorjahr gezahlte Dividende von 1,50 Euro auch für 2009 "nun auf der sichereren Seite ist". Im Gefolge stiegen RWE um 1,0 Prozent auf 61,40 Euro.
Die Versorger könnten den Dax auch in den kommenden Tagen stützen. "Nach der langen Underperformance könnte die Rally bei Eon weitergehen", so ein Händler. Sollte RWE am Donnerstag mit dem Zwischenbericht ebenfalls positiv überraschen, dürfte das die Stimmung zusätzlich anheizen. Beide Unternehmen gemeinsam kämen auf ein Dax-Gewicht von etwa 15 Prozent.
VW blieben nach dem Kurseinbruch vom Dienstag im Blickpunkt des Marktes. Angesichts eines Anstiegs um 0,7 Prozent auf 60,67 Euro kommt es bei den Vorzugsaktien zu einer leichten Erholung. "Ein Kursanstieg könnte aber schnell in Gewinnmitnahmen münden", so ein Händler. Marktteilnehmer könnten zu 60 Euro bezogene "Katar-Aktien bei einem Plus schnell geben", weil die bevorstehende Kapitalerhöhung die Stimmung belaste.
Die Stammaktien hätten möglicherweise nachhaltigeres Erholungspotenzial. Denn eine Dax-Entnahme schon im Dezember werde unwahrscheinlicher, heißt es im Handel mit Blick darauf, dass der Streubesitz kurzfristig vermutlich nicht unter 10 Prozent falle. "Allerdings ist das sehr eng", so ein Händler mit Blick darauf, dass Porsche etwa 51 Prozent besitze, 21 Prozent von Niedersachsen gehalten werden und Katar 17 Prozent anstrebe. Die Stämme legten um 1,4 Prozent auf 103,50 Euro zu, nachdem sie im Tageshoch bei 106,70 Euro notierten.
Lufthansa litten unter der Entwicklung bei der Tochter British Midland. Laut "Times" benötigt bmi bis Oktober 2010 eine zusätzliche Finanzierung von 190 Mio. Pfund. Die Lufthansa wolle 95 Mio. GBP beitragen, der Rest solle über Verkäufe von Slots in Heathrow erlöst werden. "Ein Verkauf könnte nun schwieriger werden", so ein Händler mit Blick darauf, dass die Lufthansa bmi abgeben will. In einem freundlichen Marktumfeld verloren Lufthansa 1 Prozent auf 11,02 Euro.
Analystenstimmen treiben Wincor Nixdorf
In der zweiten Reihe gewannen Wincor Nixdorf 5,6 Prozent auf 44,71 Euro nach positiven Kommentaren von der Commerzbank und M.M. Warburg.
Tagesgewinner sind Klöckner & Co, die um knapp 8 Prozent auf 16,50 Euro zulegten. Der Stahlhändler will die Stahl-Service-Gruppe Becker übernehmen. Damit hat Klöckner wieder die Strategie aufgenommen, durch Zukäufe zu wachsen. Am Donnerstag legt das Unternehmen zudem die Zahlen für das dritte Quartal vor.
Nach als gut beschriebenen Zahlen gewannen MLP 4,1 Prozent auf 8,09 Euro. Der Umsatz sei wie erwartet ausgefallen, der operative Gewinn über den Prognosen. Als "in line" bis "etwas besser" stufen Händler die Zahlen von Freenet ein. Die Aktie sank um 1,6 Prozent.
Quelle: ntv.de, nne/DJ/dpa-AFX